QUOTE (Hawky @ 05.04.2016, 09:45 Uhr)
Nebenerscheinung von Industrie 4.0 wird auch noch sein, dass der Verwaltungsaufwand noch größer wird.
Das Ziel ist ja eigentlich den Aufwand zu verringern. Dort, wo bisher noch gar nichts strukturiert verwaltet wird, könnte es allerdings zu etwas mehr Aufwand kommen...
Technisch sind schon längst sehr viele Strukturen möglich und in jahrelangem Einsatz erfolgreich erprobt. An der Umsetzung nach allgemeinen Standards, auch in Sachen Datenschutz, mangelt es eben noch gewaltig. Was in manchen Großunternehmen schon langsam zu funktionieren beginnt, scheint für kleine und mittlere Unternehmen noch immer in Regionen jenseits der Vorstellung und der Bezahlbarkeit.
Schaut man mal in kleinere und mittlere Industrie-Unternehmen, sieht man noch immer FAX-Zeichnungen und handschriftliche PostIt-Notizen als übliche "Auftragsunterlagen".
Kalkulationen werden oft noch immer mit dem Taschenrechner geschätzt.
Konstruktionsdaten werden noch immer in Papierform im Unternehmen verteilt. (oft als 10. Kopie der 9. Kopie)
Produktionsdatenerfassung ist, wenn überhaupt vorhanden, eine mit anderer Unternehmens-Software inkompatible Insellösung.
Fragt ein Kunde nach, wie weit sein Auftrag vorangeschritten ist, schwärmen die "Wilden Horden" aus, um die Informationen mit Zettel und Bleistift einzusammeln. Anschließend wird der Datenbestand bestenfalls in eine Excel-Tabelle zu einem voraussichtlichen Liefertermin zusammengebastelt. Der Kunde erfährt dann Tage später, wie der Stand vor einer Woche war.
Einen kleinen Einblick in solche "Strukturen" bekommt man aus mancher hier eingestellten Bearbeitungs-Anfrage.
Manch Einer hat nicht mal eine E-Mail-Adresse oder kennt gar die Möglichkeit solche Nachrichten verschlüsselt zu versenden.
Ein kleines Stückchen mehr Professionalität in der standardisierten Weitergabe der benötigten Produktionsdaten (Zeichnung, STL/DXF-Datei, Werkstoff-Vorgabe, Auftragsumfang, Qualitätsanforderungen usw.) könnte dem hehren Ziel von Industrie 4.0 schon ein winziges Stück näher kommen.
Im Produktionsbetrieb selbst, könnte man nach Auftragseingang, die mögliche Auslastung der Produktions-Recourcen nach Lieferziel-Vorgaben dezentral in der "Werkstatt" planen und so an den "Leitstand" zurückmelden.
Die Produktionsmengen werden ebenfalls zum Schichtende digital gemeldet, bzw zum Auftragsende.
Die Papierlose Fabrik, bei der standardisierte Abläufe, mit standardisiertem Informationsumfang nach standardisierten Vorgaben relativ reibungslos funktionieren, weil sie sich im System selbst zu optimieren beginnen, wäre wohl ein Ziel, das auch im kleinen Maßstab umsetzbar wäre. Da fehlt es aber vielerorts noch am Willen, etwas ändern zu wollen.
"Mir hend des scho emmer so gmacht..." wird wohl auch in 2030 noch aktuell sein.
Der Beitrag wurde von guest bearbeitet: 05.04.2016, 13:18 Uhr