Achsfehler Kompensation, Einen Achsfehler in einem Closed Loop System kompensieren?

Hallo Leute,

ich bin neu hier und habe direkt eine Frage .

Ich arbeite mit einer Kern 2216 mit TNC 415B und Heidenhain Glasmaßstäben mit 0,1My Auflösung. Die Maschine wurde gebraucht erworben und läuft nun nach einer Teilüberholung eigentlich wieder sehr gut (einige elektrische Defekte + Z-Achsen Nadelführung einseitig defekt.). Beim Testen ist mir dann aufgefallen, dass ich bei kleinen Abmessungen (5mm Quadrat, 65 HRC Stahl) nur 2 My Abweichung in Y-Richtung habe, bei einem 20mm Würfel in Alu aber ca. 0,02mm. Mit verschiedenen Endmaßen und dem 3D Taster + anschließend noch Girod Pupitast mit 0,002mm Skala konnte ich dann ermitteln, dass ich tatsächlich bis zu 0,08mm Achsfehler beim 100mm Endmaß habe. Und im Bereich 5-6mm Endmaß nur wenige My Abweichung. Das ist jetzt natürlich verblüffend, denn die Maschine arbeitet ja im Closed Loop Betrieb mit hochauflösenden Glasmaßstäben.

Da es keinerlei Hinweise auf einen Defekt gibt, frage ich mich gerade, ob vielleicht der Vorbesitzer irgendwo eine falsche Kompensation eingestellt hat. Zum Beispiel weil die MPs weg waren und man von einer völlig anderen Maschine aus der Not heraus eine MP Datei aufgespielt hat. Kann das sein? Eigentlich macht die Kompensation mit Glasmaßstäben ja keinen Sinn. Beim Betrieb mit dem Handrad kann man die Maschine tatsächlich im Mikrometerbereich sauber positionieren und es gibt keinerlei Hinweise auf Spiel in der Vorschubspindel oder irgendwie unplausible Y-Werte.

Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand einen Tipp hätte.

Vielen Dank und viele Grüße
Tholimo

Es gibt ein Handbuch für die Kompensation:
https://product.heidenhain.de/JPBC/image/HW...313_00_a_01.pdf

Klar ist es möglich das trotz eines Glasmaßstab die Maschine ungenau ist.
z.B.Andere Durchbiegung durch den neuen Aufstellplatz, oder durch die Temperaturkompensation.
Bei meiner Maschine war ein Deckenfenster über der Maschine.
Wenn offen denn war der Glasmaßstab kühl, der Rest warm.
Wenn die Maschine wo anders hingestellt wird, sollte man die Kompenstaion anpassen.

Danke für die Rückmeldung!

Ich werde mir jetzt erst einmal die relevanten Maschinenparameter anschauen, denn MP730 zeigt bei mir an, dass für die x- und y-Achse die nichtlineare Kompensation aktiv ist.

Ich werde berichten.

Schönen Tag noch!

Hallo,

ich bin leider nicht weitergekommen. Testweise habe ich die nichtlineare Kompensation ausgeschaltet und die lineare Kompensation auf 1mm/m gesetzt. Da ändert sich aber überhaupt nichts. Auch nicht nach Neustart der Steuerung.

Heute mal mit einer älteren Digimatic von Mitutoyo auf 28 mm Verfahrweg in 1mm Abständen Länge gemessen, weil das genauer ist als mit dem Einspannen der Endmaße und Antasten per Pupitast. Bis 12 mm treten nur minimale Abweichungen von max 0,004mm auf, aber ab 13mm steigt die Abweichung deutlich an, bis sie bei 28mm 0,025 erreicht.

Weiß jemand, wie ich die .CMA Datei aufrufen kann, wo die nichtlinearen Korrekturwerte drin stehen sollen?

Vielen Dank.
Tholimo

Hi!

Mach doch erstmal die Basics.
Spindellage mit Dorn prüfen. Achsgeometrie mit Steinwinkel.

Natürlich werden auch Maschinen mit Maßstäben kompensiert.
Hier wird dann aber doch nur wieder „schlechte“ Mechanik idealisiert.

Grüße

Danke für den Tipp, aber die Basics macht man bei der Montage und das habe ich natürlich gemacht. Daran liegt es nicht.
VG Thorsten

War jetzt so nicht ersichtlich.
Dann bleibt dir wohl nur die Hotline von Heidenhain oder Kern selber.
Beide sollten dir hilfreiche Tipps geben können.

Verbiegen kann man softwareseitig alles.
Selbst eine schräge Z-Achse kann man so kompensieren das man z.B. einen Bauch nicht mehr mit der Uhr sieht.

Ich meine - ohne Gewähr - das es eine Möglichkeit gibt alle Kompensationen zu deaktivieren.

Hallo Tholimo
In der CMA-Datei (z.B. KONFIG.CMA) werden die anzuwendenden Korrekturdateien COM eingetragen, bzw. zugewiesen.
Z.B. X-ACHSE ohne Erweiterung in der Spalte für X. Die passende COM-Datei muss zwingend diesen Namen plus Erweiterung haben, also X-ACHSE.COM.
In der COM-Datei wird der Startpunkt (Datum) und die Schrittweite (DIST) in der Hauptzeile angegeben. Änderung über Softkey "Headline". In der Tabelle muss die Spalte für den Korrekturwert ausgewählt werden. Bei Kompensation der gleichen Achse also X=F()! Für Raumkompensation die zu beeinflussende abhängige Achse Y=F() oder Z=F(). Mit Softkey "InsertLine" Zeilen einfügen. Die Positionen werden automatisch berechnet und sollten bei der Kontrollmessung auch angefahren werden!
Diese Dateien müssen im PLC-Bereich gespeichert werden.

• Schlüsselzahl (PLC-Passwort) eingeben
• Neue Datei anlegen X-ACHSE.COM
• Datum (Startpunkt) festlegen
• DIST (Schrittweite) festlegen 16 bedeutet 6,5536 mm
• Zeilen einfügen
• Neue Dateien Y-ACHSE.COM und Z-ACHSE.COM
• Neue Datei KONFIG.CMA anlegen
• Neue Zeile einfügen
• Dateinamen ohne Erweiterung COM eintragen
• In die Spalte der X-Achse den Namen X-ACHSE
• usw

Das Passwort ist in der Doku angegeben. Die Dateistruktur für die Eingabe wird von der Steuerung automatisch durch die Typenbezeichnung COM oder CMA festgelegt.
Für die Distanz würde ich den Abstand von etwa 100 mm wählen. In der Kopfzeile musst Du dazu die 20 für DIST eingegeben. Bei einer Maschine mit 600 mm kommst Du dann mit 7 Stützpunkten hin. 2²⁰ entspricht 104,8576 mm.
Viel Erfolg.

Ich habe noch etwas vergessen. Über Softkey Dateityp musst Du "Alle" anwählen, sonst werden nur Dateien mit der Endung ".H" angezeigt.
Aber das wirdt Du sicher schon bei anderen Dateien festgestellt haben.
Viel Erfolg
Helmut

Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung, Helmut!

In den letzten 2 Tagen hatte ich leider keine Zeit mich mit dem Thema genauer zu beschäftigen, aber heute Nachmittag probiere ich das einmal aus.

VG Thorsten

So, ich bin etwas weiter gekommen. Nun ist es mir doch gelungen mit der linearen Kompensation einen Effekt zu sehen. Da hatte ich bei der Umrechnung von Binär in Dezimal wohl einen Fehler gemacht.

Dann habe ich nach den Dateien für die nichtlineare Kompensation geschaut (wie oben von Helmut beschrieben und inzwischen von mir auch im technischen Handbuch gefunden ), aber da gibt es bisher keine .com oder .cma Datei. Vielleicht haben die Vorbesitzer sie ja versehentlich gelöscht, denn aktiviert ist in der Steuerung jedenfalls die nichtlineare Kompensation. Egal, morgen werde ich mit der Digimatic die gesamte y-Achse abschnittsweise noch einmal durchmessen und die Ergebnisse in Excel zusammensetzen, damit ich die notwendigen Korrekturen und die Aufteilung der Punkte mir besser vorstellen kann. Dann die .com und die .cma Datei erstellen und hoffen, dass es damit klappt.

Ich halte euch auf dem Laufenden!

Hi Leute,

mein letztes Update ist nun schon viele Wochen her . Aber heute wollte ich doch einmal über den aktuellen Stand berichten.

Meine Messmöglichkeiten waren doch sehr eingeschränkt, um die y-Achse vollständig und genau zu erfassen. Meine alte digitale Mitutoyo Messuhr kann zwar eigentlich 30mm Hub, aber nach kurzer Laufzeit zeigte sie spätestens nach 11mm einen Fehler. Das war zu nervig, um damit die ganze Achse stückweise zu vermessen. So habe ich lange nach einem geeigneten Messsystem gesucht und schließlich gebraucht eine Heidenhain 3-Achs Digitalanzeige gefunden, die zufällig 3 Maßstäbe aus der gleichen Baureihe, wie die Kern Maschine, besitzt. Zwar nicht die gleichen Längen, aber gleiche Signale, gleiche Auflösung und die Stecker sind gleich. Und das zu einem sehr fairen Preis und wenig benutzt.

Im Zuge zahlreicher Messungen habe ich die y-Achse auch noch einmal zerlegt und den Glasmaßstab zum Reinigen geöffnet. Da war aber kein Staubkorn zu sehen. Trotzdem habe ich die Lichtquelle und den Maßstab zumindest von der Vorderseite gereinigt. An die Rückseite kam ich nicht risikolos heran. Gebracht hat das eigentlich nichts, aber das saubere Ausrichtung des Maßstabs inkl. der Reinigung konnte ja nichts schaden
Final habe ich jetzt zunächst eine lineare Kompensation eingestellt, mit der die Abweichungen nun bei maximal 1,6 Hundertstel liegen. Zur Erinnerung, Auslöser der ganzen Aktion waren 8 Hundertstel Abweichung auf 100mm. Damit kann ich jetzt zunächst mit der Maschine mal ein paar Teile machen und die Werte/Abweichungen immer mal wieder kontrollieren. Ich bin inzwischen sicher, dass es am Glasmaßstab liegt, aber wenn die Werte sich nicht nennenswert ändern, erstelle ich noch eine fein aufgelöste nichtlineare Kompensationskurve und kann damit die Abweichungen weiter reduzieren.
Nun wisst ihr Bescheid

VG
Thorsten