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Hartdrehen im Vergleich zum Rundschleifen, Eure Erfahrungen

Hartdrehen - Herausforderung oder Kinderspiel für Experten
Sind in eurer Fertigung Hartdrehmaschinen im Einsatz?
Ja [ 14 ] ** [53.85%]
Nein [ 12 ] ** [46.15%]
Habt Ihr bei bereits mit einer Hartdrehmaschine gefertigt?
Ja [ 12 ] ** [46.15%]
Nein [ 14 ] ** [53.85%]
Welche Technologie favorisiert Ihr?
Hartdrehen [ 11 ] ** [42.31%]
Schleifen [ 15 ] ** [57.69%]
Abstimmungen insgesamt: 26
  
Beitrag 17.03.2017, 09:57 Uhr
REDAKTION-01
REDAKTION-01
Level 7 = Community-Professor
*******
Gruppe: Redaktion
Mitglied seit: 04.12.2005
Beiträge: 1.202

Hallo liebe IndustryArena-Community,


in dieser Ausgabe von Anwender im Dialog wollen wir ein Fertigungsverfahren näher beleuchten - das Hartdrehen.

Den Hartdrehen steht dem Schleifverfahren immer häufiger als konkurrierendes Verfahren gegenüber. Schleifen verspricht mehr Präzision, Hartdrehen lockt mit Wirtschaftlichkeit...

Wissenswertes haben wir Euch im Wiki-Artikel zu: "Hartdrehmaschinen" zusammengetragen. Wenn Ihr etwas vermisst, bitte melden oder nachtragen.

Wie sieht es bei Euch im Unternehmen aus, kommt Hartdrehen bei Euch überhaupt zum Einsatz?
Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wirtschaftlichkeit und warum zieht Ihr das Verfahren dem Schleifen vor?
Wie hoch sind Wirtschaftlichkeit & Werkzeugverschleiß und bis zu welchen Härtegraden seit Ihr beim Hartdrehen unterwegs?
Welche Hartdrehmaschinen oder sonstige Bearbeitungsverfahren setzt Ihr ersatzweise ein?

Wir freuen uns auf Eure Diskussionsbeiträge und interessante Geschichten aus der "Hartdreh"-Fertigung. smile.gif



Eure IndustryArena-Redaktion
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Beitrag 17.03.2017, 10:12 Uhr
HAINBUCH
HAINBUCH
Level 4 = Community-Meister
Gruppensymbol
Gruppe: Berater
Mitglied seit: 27.01.2008
Beiträge: 336

Hallo Redaktion,

ohne das ich Spezialist für Prozesse wäre, aber soviel habe ich schon aus unserer eigenen Fertigung mitbekommen:
- Weder das eine noch das andere ist als "wirtschaftlicher" zu bewerten - es kommt schlichtweg auf den Einsatzfall an. Schleift doch mal eine 60 mm lange Welle mit IT5 oder dreht die Welle. Einen Preis der der errät was wirtschaftlicher ist wink.gif
- Die Präzision beim Hartdrehen ist nicht schlechter zu bewerten wie beim Schleifen - es kommt schlichtweg auf den Einsatzfall und die technischen Grenzen an. 'Ne Drehe dreht heute auch unter einem µm rund - kein Thema mehr!

Wir setzen beim einen Verfahren Studer, beim anderen Hardinge ein.

Gruß Achim


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Highlights
5µm Rundlauf gefällig? Automatischer Spannmittelwechsel?
Klick zur Automatierung......Klick zur TOPlus Premium 5µm
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Beitrag 17.03.2017, 13:29 Uhr
firezs
firezs
Level 2 = Community-Facharbeiter
**
Gruppe: Mitglied
Mitglied seit: 23.10.2012
Beiträge: 86

Hallo,

das kommt sehr stark auf den Anwendungsfall an.

Hartdrehen ist eine tolle Alternative die auf jeder Drehmaschine eingesetzt werden kann, das mache ich sogar auf unserer kleinen Weiler.
Schon in der Ausbildung habe ich das sehr oft genutzt, da die Rundschleifmaschine in der Lehrwerkstatt ihre besten Tage schon längst gesehen hatte. Anfangs war der Ausbilder auch skeptisch (alte Schule, glühende Fäden in der Drehmaschine?! wacko.gif ), war dann aber auch überzeugt das viele Teile so einfacher herzustellen sind.
Schneidplatte gewechselt auf Keramik oder CBN und los gehts.
Für kleine Stückzahlen oder stark unterschiedliche Konturen, m.M.n. das bessere Verfahren.



Bei großen Serien und besonders lange und schlanke Teile wird man nie so wirtschaftlich drehen können wie Schleifen.

Kleines Beispiel aus meinem alten Arbeitsplatz:

Verschiedene, aber sehr ähnliche Walzen D zwischen 25 und 38 mm, Bearbeitungslänge beim Schleifen 450 - 580 mm, die Hälfte davon jeweils mit Verzahnung Modul 0,8 oder Kreuzkordelprofil, welche auch geschliffen wurden, Randschichtgehärtet auf 64 HRC.

Zykluszeit (spitzenloses) Schleifen 20-30 sekunden, Durchmesser-Toleranz über die gesamt Länge +0,005. geforderter Ra. max 0.6, kein Grat in der Verzahnung, Stückzahl pro Jahr 500.000.

Schleifscheibe kostete ca. 2.500 €, hielt 10-12 Wochen, 18 Schichten pro Woche, Regelscheibe wurde 1 x im Jahr aufgebraucht.

Mit Hartdrehen wäre dies bei weitem nicht möglich, wurde aber z.B. für oben genannte Teile zum Ablängen nach dem Härten verwendet.

Jedes Verfahren hat sein Einsatzgebiet, und wird das andere nie ganz ersetzen können.

MfG
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Beitrag 18.03.2017, 10:55 Uhr
Micha1405
Micha1405
Level 6 = Community-Doktor
******
Gruppe: Mitglied
Mitglied seit: 14.07.2008
Beiträge: 920

Hallo

Mit einer präzisen Drehmaschine kann man heutzutage nahezu dieselben Ergebnisse erzielen wie mit einer Schleifmaschine. Wobei Durchmessr- und Längenmaße da fast schon Abfallprodukte sind. Entscheidender sind die Form- und Lagetoleranzen. Normalerweise sind die beim Hartdrehen aber auch machbar. Einzig beim Pt-Wert kann drehen wirtschaftlich nicht mithalten.

Wenn man nur auf die reinen Werkzeugkosten schaut ist Schleifen natürlich immer im Vorteil. Aber m.E. muss man da seinen Horizont mal ein bisschen erweitern. Hartdrehen ist in der Regel trocken, Schleifen immer mit Emulsion oder Öl. Und da ist der Knackpunkt. Die Entsorgungskosten sind horrend und das entfällt beim Hartdrehen. Nicht zu vergessen ist natürlich auch das eine Schleife fast immer das doppelte kostet wie eine Drehmaschine. Das merkt man halt beim Stundensatz.

Gruß
Michael
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Beitrag 18.03.2017, 14:22 Uhr
Anwendungstechniker_BFT
Anwendungstechni...
Level 2 = Community-Facharbeiter
**
Gruppe: Mitglied
Mitglied seit: 28.01.2017
Beiträge: 104

QUOTE (Micha1405 @ 18.03.2017, 10:55 Uhr) *
Hallo

Mit einer präzisen Drehmaschine kann man heutzutage nahezu dieselben Ergebnisse erzielen wie mit einer Schleifmaschine. Wobei Durchmessr- und Längenmaße da fast schon Abfallprodukte sind. Entscheidender sind die Form- und Lagetoleranzen. Normalerweise sind die beim Hartdrehen aber auch machbar. Einzig beim Pt-Wert kann drehen wirtschaftlich nicht mithalten.

Wenn man nur auf die reinen Werkzeugkosten schaut ist Schleifen natürlich immer im Vorteil. Aber m.E. muss man da seinen Horizont mal ein bisschen erweitern. Hartdrehen ist in der Regel trocken, Schleifen immer mit Emulsion oder Öl. Und da ist der Knackpunkt. Die Entsorgungskosten sind horrend und das entfällt beim Hartdrehen. Nicht zu vergessen ist natürlich auch das eine Schleife fast immer das doppelte kostet wie eine Drehmaschine. Das merkt man halt beim Stundensatz.

Gruß
Michael


Hallo Michael,

Nun Hart ist ja nicht gleich Hart :-) und die Schneidstoffe die es zum Hartdrehen gibt haben sich ja die letzen Jahre stark entwickelt .
Pauschal kann man das also nicht sagen .
bis ca 56 Hrc geht es ja mit Hartmetall platten ganz gut , dann kommen die Keramiken und ab ca 60 Hrc Diverse CBN Sorten.

Es gibt immer Anwendungen wo zb die Oberfläche eine Rolle spielt oder bestimmte Geometrien , hier ist schleifen nicht ersetzbar
die Schneidstoffe sind auch Deutlich im Preis gefallen sodass selbst CBN mittlerweile sehr günstig zu bekommen ist.

Ebenso wird ja auch immer mehr Hart gefräßt , Hart gebohrt , Hart Gewindegeschnitten usw.

aber eine Stabile Maschine bedarf es eigentlich immer , deswegen kann ich hier nicht zustimmen , auf nahezu jeder Drehmaschine ist es nicht möglich


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Seit 20 Jahren Anwendungstechniker , wenn man Späne stapeln könnte gäbe es jetzt eine Treppe zum Mond .
https://www.facebook.com/BFT-Burzoni-Deutsc...02662796633409/
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Beitrag 19.03.2017, 07:58 Uhr
Andy742000
Andy742000
Level 7 = Community-Professor
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Gruppe: Banned
Mitglied seit: 15.09.2012
Beiträge: 3.725

Moin,

hier sollte man erst einmal eine gewisse Auftrennung tätigen.
- welche Form soll bearbeitet werden ?
- von welcher Härte wird ausgegangen ?
- von welchen Ausgangssituationen ist auszugehen ?

Im Bereich Konturbearbeitung oder partieller Bearbeitung kann Hartdrehen durchaus Hartschleifen das Wasser reichen.
Wenn man jedoch Hartschleifen in einigen Sonderformen, wie z.B. dem spitzenlosen Durchlaufschleifen, mit einer Drehtechnologie bewältigen wollte, verschieben sich die Kostenfaktoren sehr stark zu ungunsten des Drehens.
Das soll einmal folgendes Beispiel verdeutlichen.
Es müssen Rohr-ähnliche Teile mit einem Längebereich von 35 bis 105 mm, einem Durchmesserbereich ( Nenndurchmesser ) 14mm bis 32 mm bei einer Durchmessertolernaz von maximal +- 0.015 mm bis minimal +- 0.4 µm sowie einer Gesamtabweichung aller Form- und Lagetoleranzen von max 1,5 µm nach dem Einsatzhärten auf Fertigmaß bearbeitet werden. Bei einigen Werten werden jetzt die Drehfreunde schon die Augen verdrehen. Und das berechtigt. Wenn jetzt aber noch die Sollvorgabe einer Schichtleistung von 17.000 Stück PLUS dazu kommt, wird der maschinelle Aufwand für das Drehverfahren so hoch, dass das Verfahren eigentlich für diesen Anwendungsfall aus Kostengründen ausfällt. Das heist um das mal mit wenigen Zahlen darzustellen, alle 60 Sec müssen 35 fertige IO Teile diese Taktstrasse verlassen ! Mann würde also mindestens 6 Drehmaschinen mit entsprechenden Handlingsystemen benötigen um nur diese Taktrate ( 17.000) halten zu können. Um das ganze noch etwas zu verschärfen, nehmen wir jetzt mal die optimale Durchmesser- Längen Kombination von D19 x38 . Hier liegt nun die Ausbringungsleitung einer einzelnen Schleifanlage sogar bei 32.000 Stück / 8 h ....( hier sei jetzt mal @Micha1405 gefragt, wie er das kalkulatorisch sieht ? )

Drehen ja, wo es bereichtigter Weise sinnvoll eingesetzt werden kann ! Aber es wird und kann niemals, selbst mit maximalen Irrsinn an Aufwand, diverse Schleifverfahren verdrängen können.

PS: ( Stand 2005 lag der Verkaufspreis ( Einzelpreis ) eines PKW Kolbenbolzen vom Fertiger an den Automobilbauer zwischen 0,17 € und 0,35 € ( wir reden jetzt auch nicht vom Kundenendpreis den der Kunde in einer Werkstatt bezahlen müsste !) )

Und schönen Sonntag euch allen


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MfG
Andy

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4 BIT NC, Kugelschrittschaltwerk
Numerik 600 + Lochstreifen
und nun nicht weiter gekommen als bis zur Sinumerik ;-)

PS : Ich hasse R- Parameter ! Aus Rxxx wird unter Beachtung der Mond-Parabel und der "ERDschen" Glockenkurve nach der Division mit PI/8 + Werkhallenhöhe ein neuer sinnvoller Parameter Rxxx

Impressum: Wer Rechtschreib- oder Grammatikfehler findet darf sie behalten, sind kostenlose Beigaben des Autors
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