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Feingewinde fräsen mit Regelgewindefräser

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Beitrag 14.07.2020, 10:21 Uhr
Gilberg
Gilberg
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Beiträge: 20

Moin Moin!

Bei uns sollen demnächst ein paar Gewinde gefräst werden: Feingewinde M36x1,5, Innengewinde
Das hat eine Handvoll Kollegen extrem nervös gemacht und es wurden unter Hochdruck Werkzeugkataloge gewälzt.
Ich habe dann recht kleinlaut bekundet, dass ich die gleichen Teile irgendwann schonmal gefräst habe und einfach einen Regelgewindefräser für M10 (ebenfalls P=1,5) benutzt habe. Dafür wurde ich dann rückwirkend zur Schnecke gemacht, weil dabei wohl irgendeine Geometrieverzerrung entstehen würde und das überhaupt alles gar nicht ginge. Allerdings ohne mir genau erklären zu können, was ich so schrecklich falsch gemach habe.

Ich habe irgendwann mal gelernt, dass metrische Gewinde, abgesehen von den Profilverrundungen, durch Flankenwinkel, Steigung und Durchmesser definiert sind. Der 6H-Grenzlehrdorn ließ sich damals mit der einen Seite einschrauben und mit der anderen nicht. Ich glaube, das gehört auch so. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass der Freiwinkel vom Fräser irgendwann zu klein wird, wenn man einen zu großen Steigungswinkel fräsen möchte, aber das ist ja bei größerem Nenndurchmesser nicht der Fall - im Gegenteil.

Dass auf den Schneidplatten zum Gewindedrehen auch nur die Steigung und kein Durchmesser drauf steht, hat mich zusätzlich in dem Glauben bestärkt, alles richtig gemacht zu haben.

Kann mir da jemand auf die Sprünge helfen, vielleicht sogar mit einem Literaturverweis? Die Sicherheit meiner Kollegen kommt bestimmt nicht von Ungefähr, aber bevor ich einsehen kann, das duzende Male falsch gemacht zu haben, muss ich das verstehen. Da bin ich stur.
auf die wilden Äußerungen des Vertreters, der uns die Fräser verkauft, gebe ich nicht mehr viel

Ich freue mich auf Rückmeldungen!
Beste Grüße
Felix
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Beitrag 14.07.2020, 10:55 Uhr
CNCFr
CNCFr
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Beiträge: 1.926

Das sagt die allwissende Wikipedia zu diesem Thema ( https://de.wikipedia.org/wiki/Gewinde ), (Hervorhebung von mir):
Zirkularfräsen: Auf einer Fräsmaschine werden in einer Bohrung mit einem speziellen Gewindefräser ein Kreis und gleichzeitig ein Vorschub in Richtung der Bohrungsachse gefahren. Der Gewindefräser ist kleiner als die Bohrung und dreht sich gleichzeitig um sich selbst. Die Fräsmaschine wird so gesteuert, dass sich aus den überlagerten Bewegungen des Kreises und des Vorschubs der Gewindegang ergibt. Der Vorteil des Verfahrens ist eine wesentlich erhöhte Produktivität, weil die Rückseite des Gewindefräsers, die nicht schneidet, frei ist, und zwischen ihr und der Bohrungswand ein Spalt entsteht. Dadurch kann ein Kühlschmiermittelstrom die Späne wesentlich besser abführen. Der Kühlschmierstoff verbessert auch die Oberflächengüte. Außerdem können mit einem einzigen Fräser verschiedene Durchmesser hergestellt werden. Das Gewindebohren ist auf einen bestimmten Durchmesser je Werkzeug beschränkt.
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Beitrag 14.07.2020, 10:55 Uhr
cnc_tobi
cnc_tobi
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Beiträge: 263

Ich kann mir nicht vorstellen, dass an der Geometrie des Gewindes etwas nicht stimmt wenn man einen M10 Gewindefräser nimmt. Hab erst 100 Stück M10x1 Gewinde mit einem M6 Gewindefräser gefräst da war nichts auszusetzen an den Gewinden. Die Gewindetiefe, die Höhe des Profildreieckes und der Radius am Grund bleiben gleich egal ob M10 oder M36x1,5.
Auch die Werkzeughersteller wie Sandvik oder Walter schreiben bei den Gewindefräsern, dass man verschiedene Gewindedurchmesser damit fräsen kann solang die Steigung gleich bleibt.
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Beitrag 14.07.2020, 11:33 Uhr
MahoMike
MahoMike
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Beiträge: 305

Das Profil verzerrt sich weil der Umfang im Verhältnis zur Steigung unterschiedlich ist. Es entsteht quasi eine Projektion der 60Grad Flanke.
Wenn der Winkel zu groß wird bleibt halt zu wenig Material stehen.

Die Verzerrung ist aber meist vernachlässigbar.

Warum gibt es wohl Vollprofil und Teilprofilplatten? Mit Teilprofil kann man sogar verschiedene Steigungen herstellen, aber das Profil ist verzerrt.

Der Beitrag wurde von MahoMike bearbeitet: 14.07.2020, 11:39 Uhr
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Beitrag 14.07.2020, 11:51 Uhr
CNCFr
CNCFr
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QUOTE (MahoMike @ 14.07.2020, 13:33 Uhr) *
Das Profil verzerrt sich weil der Umfang im Verhältnis zur Steigung unterschiedlich ist. Es entsteht quasi eine Projektion der 60Grad Flanke.
Wenn der Winkel zu groß wird bleibt halt zu wenig Material stehen.

Das sehe ich auch so.
Bei gegebener Steigung wird der Gewindegang ja um so steiler, je kleiner der Radius ist, bzw. umso flacher je größer der Radius ist.
Wenn man mal den Grenzfall eines Gewindes mit sehr großem (unendlichen) Durchmesser betrachtet, werden die Gewindegänge ja einfach horizontal, die Schneiden des (kleinen) Fräsers sind aber schräg angestellt.
Möglicherweise könnte man das zumindest teilweise kompensieren, wenn man den Gewindefräser schräg anstellt. Das wäre dann aber dreiachsig nicht mehr machbar. Da bräuchte man dann eine 5-Achs-Maschine, weil die Werkzeugorientierung dann in jedem Punkt eine andere wäre.
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Beitrag 14.07.2020, 12:51 Uhr
cnc_tobi
cnc_tobi
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Bei dem PDF von Hartner https://www.hartner.de/wp-content/uploads/2...wRes_120718.pdf steht das auf Seite 33, so wie ich das verstanden habe, mit der Verzerrung des Profils genau anders rum. Je größer der Fräser im Verhältnis zum Gewindedurchmesser und je größer die Steigung ist desto größer ist die Verzerrung also müsste das Profil bei M36 mit einem M10er Fräser genauer abgebildet sein.
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Beitrag 14.07.2020, 13:11 Uhr
CNCFr
CNCFr
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Ja, in dem Hartner-Papier ist das einleuchtend erklärt. Und wenn der Fräser selbst überhaupt keine "schrägen" Schneiden hat, ist auch klar, dass die Verzerrungen umso kleiner werden, je größer der Gewindedurchmesser ist.
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Beitrag 14.07.2020, 16:02 Uhr
Sophie89
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Beim Gewindedrehen musst doch auch die passende Unterlegplatte zur Hand haben um einer Verzerrung entgegen zu wirken smile.gif
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Beitrag 15.07.2020, 10:36 Uhr
Gilberg
Gilberg
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Ich glaube, ich hab's immer noch nicht verstanden =(

Ich habe spaßeshalber mal ein gleichseitiges Dreieck in eine um dem Steigungswinkel eines M10-Gewindes geneigte Ebene projeziert. Also eine Ebene, die Senkrecht von der Spirale geschnitten wird, die das Gewinde beschreibt. Dass dabei eine Verzerrung zustande kommt, ist ja recht logisch (dramatische 0,6°!)

Die Differenz zwischen M10x1,5 und 36x1,5 sind nur ungefähr 0,3°(entpricht einer Längenverzerrung um den Faktor 1,0006), das sollte doch locker in der geforderten 6g-Toleranz liegen oder? Leider finde ich nichts über die zulässige Formabweichung - hat da jemand Material?

Ich war aber mein Fräserleben lang der Meinung, dass das Gewindeprofil in der Ebene definiert ist, die das Gewinde genau achsial schneidet. Und da bleiben es doch 60°, ob ich nun auf einem kleinen Durchmesser, einem großen Durchmesser oder sogar an einer Ebene entlang fräse. Oder liegt hier der Hund begraben und ich mache einen schrecklichen Denkfehler? Die Verzerrung, wie sie beim Drehen durch die Kombination Spanwinkel/Werkstückdurchmesser zustandekommt, dürfte doch beim Fräsen gar nicht auftreten... oder doch?

Schonmal vielen Dank für die Denkanstöße!

Beste Grüße

Der Beitrag wurde von Gilberg bearbeitet: 15.07.2020, 10:39 Uhr
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Beitrag 15.07.2020, 10:41 Uhr
Gilberg
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QUOTE (CNCFr @ 14.07.2020, 15:11 Uhr) *
Ja, in dem Hartner-Papier ist das einleuchtend erklärt. Und wenn der Fräser selbst überhaupt keine "schrägen" Schneiden hat, ist auch klar, dass die Verzerrungen umso kleiner werden, je größer der Gewindedurchmesser ist.


Kannst du mir besagtes Hartner-Papier zukommen lassen?

Beste Grüße!
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Beitrag 15.07.2020, 11:38 Uhr
CNCFr
CNCFr
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QUOTE (Gilberg @ 15.07.2020, 12:41 Uhr) *
Kannst du mir besagtes Hartner-Papier zukommen lassen?

Beste Grüße!

Der link steht in dem Beitrag #6 von cnc_tobi.
Ich kann ihn aber hier auch nochmals wiederholen:
https://www.hartner.de/wp-content/uploads/2...wRes_120718.pdf
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Beitrag 15.07.2020, 11:58 Uhr
CNCFr
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Verwende besser den Originallink aus #6.
Ich habe den link zwar dort kopiert, der führt aber - weshalb auch immer - nicht direkt auf den Katalog, um den es hier geht.
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Beitrag 15.07.2020, 11:59 Uhr
Gilberg
Gilberg
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QUOTE (Gilberg @ 15.07.2020, 12:41 Uhr) *
Kannst du mir besagtes Hartner-Papier zukommen lassen?

Beste Grüße!


Okay, hab' den link selbst gefunden. Nicht nur schwer von Begriff, sondern auch blind, sorry! Aber nun hat's klick gemacht! Ich habe im CAD mal exemplarisch einen Gewindefräser gemalt, der einen 10°-Steigungswinkel an einem unendlichen Durchmesser fräst (Übertreibung macht anschaulich). Für alle, die es interessiert führt das ganz gut vor Augen, was dabei passiert und man kann sich gut vorstellen, dass bei kleinerem Durchmesser mehr Flanke stehenbleibt. die dunkelroten Bereiche sollten eigen stehenbleiben--> Anhang

Wenn man nun davon ausgeht, dass ein Regelgewindefräser bei "seinem" Gewinde ein ideales Profil erzeugt, kann man sich ja ausrechnen, wie groß die Verzerrung bei entsprechender Durchmesseränderung ist. Vielleicht bastel ich da mal ein Tool. oder auch nicht. Und wenn, dann nach dem Urlaub.

Falls jemand trotzdem noch Material zur zulässigen Formabweichung, bzw. allgemein zu Gewindetoleranzen hat, wäre ich sehr interessiert, ich glaube, da ist unser ganzer Laden nicht so fit.

Nochmals Danke euch allen!
Beste Grüße!
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