Hallo CNCMaster,
Deine Frage hat mich soeben zur Anmeldung bewogen.
Wundert mich allerdings, dass das Verfahren der spanenden Mehrkanterzeugung hier nicht so richtig bekannt zu sein scheint. In der Schraubenherstellung ein sehr altes Verfahren. Dort auf Maschinen mit dem Namen TORNOMAT ( gebaut von ???? )und seit einigen Jahren auch als
CNC gesteuert mit dem WERA-
PROFILATOR - siehe auch unter www.wera-profilator.de ( das gleiche Unternehmen ist auch als Hersteller hochwertiger Schraubendreher bekannt ) - bei kleinen bis mittleren Losgrössen erfolgreich eingesetzt.
Das ganze funktioniert im Prinzip ganz simpel, ich will versuchen es anhand der NC-Fertigung zu beschreiben:
Ein zylindrisch gepresst oder gedrehtes Formteil wird in die Spannzange einer Spindel eingespannt.
Als Werkzeugträger dient ein Messerkopf, in den eine Anzahl, der Hälfte der zu erzeugenden Flächen entsprechend, von Werkzeugträgern im Winkel 360°/n angeordnet sind. Beispiel: Für einen 6-Kant werden 3 Werkzeuge um 120° versetzt eingestellt. Für andere Geometrien gilt analog das Gleiche, 4-Kt mit 2 WZ auf 180°, 8-Kt mit 4 WZ auf 90°.....
Werkstück und Messerkopf rotieren über eine Kardanwelle zwangsgesteuert im Verhältnis 2:1 gegeneinander.
Wird jetzt der angestellte Messerkopf in Z- zugestellt, trifft die erste Schneide das Werkstück und hobelt bedingt durch die Rotation von Werkstück und Werkzeug einen Span ab. Die zweite und dritte Schneide ebenso bis die erste Schneide die der ersten Fläche gegenüberliegende Fläche erzeugt. Die zweite und dritte Schneide analog die Flächen 5 und 6.
Nach Erreichen der vorgegebenen Mehrkant-Höhe wird das Werkzeug weggestellt und fertig.
Bei einem einmal eingespannten Teil kann man auch mit mehreren Zustellungen in X fahren. Ist jedoch die Spannung des Werkstückes einmal aufgehoben ist es mit dem exakten Zusammentreffen bereits bearbeiteter Flächen vorbei.
Wenn anstelle des Zylinders eine Bohrung tritt und der Werkzeugträger entsprechend
klein dimensioniert wird, ist in der Umkehrung der Zustellung in X auch eine Innenbearbeitung denkbar. Die kleinste Dimension wird dann wohl vom Werkzeug bestimmt. Wenn die Zerspanungskräfte grösser werden als die Festigkeit und die Stabilität des Werkzeuges es zulassen, sind halt die Grenzen erreicht. Einen nicht unwesentlichen Einfluss bildet auch die Spanabfuhr.
WERA baut auf diesem Prinzip basierend Maschinen, ohne Kardanwelle sondern mit synchron angetriebenen Spindeln, auf denen sogar Getriebezahnräder und auch Schaltmuffen mit Innenverzahnung gefertigt werden.
Das hier im Forum beschriebene Verfahren auf einer (Ständder)
Bohrmaschine funktioniert genau so. Die Vorrichtung dazu wurde (wird??) hergestellt und auch vertrieben von einer Firma Andreas Witte.
Gruss
Der CNC-Rentner