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"ISO 2768 - mK - E"

Beitrag 17.03.2022, 17:22 Uhr
Cubemaster
Cubemaster
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Mitglied seit: 29.10.2020
Beiträge: 24

Hallo Zusammen,

vielleicht kann jemand Licht ins Dunkel bringen.

Wir haben in unserem Zeichnungskopf immer folgenden Eintrag "ISO 2768 - mK - E"

Im Internet habe ich folgendes dazu gefunden.

"Seit April 2011 wurde jedoch die DIN 7167 zurückgezogen und durch die EN ISO 14405 ersetzt. Diese schreibt vor, dass standardmäßig das Unabhängigkeitsprinzip nach EN ISO 8015 gilt. Das Hüllprinzip muss nun also extra gekennzeichnet werden, wenn es angewandt werden soll, vorzugsweise mit „Size ISO 14405 E“ über dem Schriftfeld; alternativ: „DIN 7167“ oder bei Allgemeintoleranzen nach „ISO 2768 - mK - E“ durch das angehängte „E“ (siehe ISO 2768-2)"

Die Frage die wir uns jetzt stellen ist, gilt die Auswertung nach dem Hüllprinzip dann für alle sich in der Zeichnung befindliche Maße also Passungen und Freimaße? Das wäre jetzt meine Annahme, da es auch so in der Schulung erklärt worden ist. Bei uns gibt es aber Konstrukteure die behaupten, dass eine Passung, also als Beispiel eine H7 Bohrung nur nach Pferch ausgewertet wird, wenn das expliziert am Maß mit einem GX (Pferch) gekennzeichnet ist.

Langsam blicke ich da nicht mehr durch. Wäre für ein paar konstruktive Erklärungen dankbar.

Viele Grüße
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Beitrag 18.03.2022, 06:58 Uhr
DanielWB
DanielWB
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Beiträge: 103

QUOTE (Cubemaster @ 17.03.2022, 19:22 Uhr) *
Hallo Zusammen,

vielleicht kann jemand Licht ins Dunkel bringen.

Wir haben in unserem Zeichnungskopf immer folgenden Eintrag "ISO 2768 - mK - E"

Im Internet habe ich folgendes dazu gefunden.

"Seit April 2011 wurde jedoch die DIN 7167 zurückgezogen und durch die EN ISO 14405 ersetzt. Diese schreibt vor, dass standardmäßig das Unabhängigkeitsprinzip nach EN ISO 8015 gilt. Das Hüllprinzip muss nun also extra gekennzeichnet werden, wenn es angewandt werden soll, vorzugsweise mit „Size ISO 14405 E“ über dem Schriftfeld; alternativ: „DIN 7167“ oder bei Allgemeintoleranzen nach „ISO 2768 - mK - E“ durch das angehängte „E“ (siehe ISO 2768-2)"

Die Frage die wir uns jetzt stellen ist, gilt die Auswertung nach dem Hüllprinzip dann für alle sich in der Zeichnung befindliche Maße also Passungen und Freimaße? Das wäre jetzt meine Annahme, da es auch so in der Schulung erklärt worden ist. Bei uns gibt es aber Konstrukteure die behaupten, dass eine Passung, also als Beispiel eine H7 Bohrung nur nach Pferch ausgewertet wird, wenn das expliziert am Maß mit einem GX (Pferch) gekennzeichnet ist.

Langsam blicke ich da nicht mehr durch. Wäre für ein paar konstruktive Erklärungen dankbar.

Viele Grüße


Hüllprinzip ist nicht dasselbe wie eine Auswertung mit einem "Hüllkreis". Auswertung nach dem Hüllprinzip bedeutet, dass lineare Abstandsmaße (das sind in der Regel alle Elemente, die über gegenüberliegende Flächen verfügen, also z.B. keine Radien) so ausgewertet werden, dass bei einem Maximum-Material-Zustand (also der Zustand, bei dem das Element das meiste "Fleisch" hat) eine Hülle nicht verletzt werden darf. Bei einer Bohrung wäre das das Kleinstmaß (über einen Pferchzylinder), bei einem Außendurchmesser wäre das das Größtmaß (über einen Hüllzylinder). Das Größtmaß bei einer Bohrung und das Kleinstmaß bei einem Außendurchmesser werden dagegen nur über Zweipunktmessungen ausgewertet.

Der Sinn dieser Auswertung ist, dass so das Maß und die Form gleichzeitig kontrolliert werden, für eine Passung ist das ausschlaggebend. Da die Form mit kontrolliert wird, liegt auch auf der Hand, dass Innen- und Außendurchmesser nicht als Kreise, sondern als Zylinder gemessen werden sollten, da nur so sichergestellt ist, dass man auch die Form über die ganze Länge auswertet.

Der Kunde möchte also sicherstellen, dass Passungen auch passend sind. Das Hüllprinzip ist die exakte Kopie des Prinzips einer Kontrolle mit einem Prüfdorn bei Bohrungen bzw. einer entsprechenden Lehre bei Außendurchmessern.

Als Beispiel sei eine Bohrung von 50 +0,01 genannt. Die unterste Toleranz wäre hier 50,00. Die Oberfläche darf einen theoretischen Zylinder mit einem Durchmesser von 50,00 mm also nicht verletzten und zwar gleichzeitig über die gesamte Länge. Das kontrollierst Du über einen Pferchzylinder, denn der stellt genau das Maß dar, dass gerade noch so durch die Bohrung durchgeht (beachte, dass Du hier unbedingt saubere Teile brauchst und Filterung und Ausreissereliminierung verwenden MUSST, da diese Art der Messung sehr stark auf Ausreisser reagiert). Das Größtmaß von 50,01 wird nur durch Zweipunktmessungen kontrolliert. Es darf nicht eine einzige Stelle geben, an der die Zweipunktmessung eine Überschreitung der Toleranz ergibt.

Und ja, das gilt theoretisch für alle Elemente im Teil, auch für gegenüberliegende Flächen, aber ich persönlich beschränke mich dabei auf Maße, die nicht offen, sondern toleriert sind. Man kann es natürlich übertreiben, aber Passungsmaße sollten bei sowas dann schon stimmen.

Ich hoffe, ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen.

Der Beitrag wurde von DanielWB bearbeitet: 18.03.2022, 07:04 Uhr
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Beitrag 18.03.2022, 07:28 Uhr
DanielWB
DanielWB
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Ergänzung: Sehr gut ist das ganze hier in diesem PDF beschrieben.

Hm, das Forum macht den Link (" w w 3 . c a d . d e ") unkenntlich.

Der Beitrag wurde von DanielWB bearbeitet: 18.03.2022, 07:34 Uhr
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Beitrag 18.03.2022, 07:55 Uhr
hac4black
hac4black
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Servus,

hier gibt´s auch noch was.

Tolerierungsgrundsatz
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Beitrag 19.03.2022, 09:48 Uhr
Cubemaster
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QUOTE (DanielWB @ 18.03.2022, 06:58 Uhr) *
Hüllprinzip ist nicht dasselbe wie eine Auswertung mit einem "Hüllkreis". Auswertung nach dem Hüllprinzip bedeutet, dass lineare Abstandsmaße (das sind in der Regel alle Elemente, die über gegenüberliegende Flächen verfügen, also z.B. keine Radien) so ausgewertet werden, dass bei einem Maximum-Material-Zustand (also der Zustand, bei dem das Element das meiste "Fleisch" hat) eine Hülle nicht verletzt werden darf. Bei einer Bohrung wäre das das Kleinstmaß (über einen Pferchzylinder), bei einem Außendurchmesser wäre das das Größtmaß (über einen Hüllzylinder). Das Größtmaß bei einer Bohrung und das Kleinstmaß bei einem Außendurchmesser werden dagegen nur über Zweipunktmessungen ausgewertet.

Der Sinn dieser Auswertung ist, dass so das Maß und die Form gleichzeitig kontrolliert werden, für eine Passung ist das ausschlaggebend. Da die Form mit kontrolliert wird, liegt auch auf der Hand, dass Innen- und Außendurchmesser nicht als Kreise, sondern als Zylinder gemessen werden sollten, da nur so sichergestellt ist, dass man auch die Form über die ganze Länge auswertet.

Der Kunde möchte also sicherstellen, dass Passungen auch passend sind. Das Hüllprinzip ist die exakte Kopie des Prinzips einer Kontrolle mit einem Prüfdorn bei Bohrungen bzw. einer entsprechenden Lehre bei Außendurchmessern.

Als Beispiel sei eine Bohrung von 50 +0,01 genannt. Die unterste Toleranz wäre hier 50,00. Die Oberfläche darf einen theoretischen Zylinder mit einem Durchmesser von 50,00 mm also nicht verletzten und zwar gleichzeitig über die gesamte Länge. Das kontrollierst Du über einen Pferchzylinder, denn der stellt genau das Maß dar, dass gerade noch so durch die Bohrung durchgeht (beachte, dass Du hier unbedingt saubere Teile brauchst und Filterung und Ausreissereliminierung verwenden MUSST, da diese Art der Messung sehr stark auf Ausreisser reagiert). Das Größtmaß von 50,01 wird nur durch Zweipunktmessungen kontrolliert. Es darf nicht eine einzige Stelle geben, an der die Zweipunktmessung eine Überschreitung der Toleranz ergibt.

Und ja, das gilt theoretisch für alle Elemente im Teil, auch für gegenüberliegende Flächen, aber ich persönlich beschränke mich dabei auf Maße, die nicht offen, sondern toleriert sind. Man kann es natürlich übertreiben, aber Passungsmaße sollten bei sowas dann schon stimmen.

Ich hoffe, ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen.



Hallo Daniel,
hallo zusammen,
die Auswertung nach dem Hüllprinzip ist also nichts anderes als eine Prüfung der Elemente mit einem Dorn bzw. eine Lehre in der entsprechenden Länge damit auch eine Aussage über eine Form getroffen werden kann. Soweit macht es auch Sinn und ich meine das verstanden zu haben, hoffentlich :-).

Was aber für mich noch nicht klar ist welche eindeutige Bedeutung hat der Eintrag "E" hinter "ISO 2768 - mK" im Zeichnungsschriftfeld auf die Maße in der Zeichnung. Ich behaupte das, dass "E" den Messtechniker dazu zwingt die Elemente die geprüft werden nach dem Hüllprinzip aus zu werten, also Innenmaße (Bohrungen, Innenflächen etc.) nach Pferch und Außenmaße(Wellen, Außenflächen etc.) nach Hülle. Ist das korrekt oder stimmt meine Aussage nicht? Und wenn nicht, warum nicht?

Viele Grüße

Der Beitrag wurde von Cubemaster bearbeitet: 19.03.2022, 09:49 Uhr
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Beitrag 19.03.2022, 23:53 Uhr
DanielWB
DanielWB
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Beiträge: 103

Genau, wenn das E im Schriftfeld hinter der Normangabe steht, dann gilt tatsächlich für alle in Frage kommenden Elemente das Hüllprinzip und nicht mehr das Unabhängigkeitsprinzip.
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