-guest
Ich möchte nochmal betonen, dass ich keine persönlichen Dissonanzen austragen oder jemand hier persönlich beleidigen möchte. Meine Kritik richtete sich ausschließlich an fachlich inkompetente Berichte und Beiträge. … und dies meinte ich auch Beitrag - übergreifend.
In diesem eigentlich hochwertigen Forum wird teilweise nach dem Motto „ich hab zwar keine Ahnung, aber meinen Senf muss ich trotzdem bei jedem Beitrag loswerden“ von einigen „Schreiberlingen“ (also bitte nicht persönlich nehmen) teilweise derartig unqualifiziert und unsinnig geantwortet, dass ich diesbezüglich mir mal Luft machen wollte. Meine ganz persönliche Meinung.
Wenn du dir nochmal die Zitate durchliest, und da könnte ich noch eine Vielzahl aus anderen Beträgen hinzufügen, glaube ich, dass du mir Recht gibst.
Nun nochmals kurz zum Thema:
Man kann Leistungsunterschiede zwischen einem beschichteten und unbeschichteten Werkzeug nur unter folgenden Richtlinien beurteilen:
1. Das Hartmetall muss vom gleichen Hersteller und von der gleichen Charge sein
2. Die Schneidengeometrie muss bei beiden Werkzeugen
exakt die gleiche und die gleiche Fertigungscharge (auch hier gibt es Abweichungen) sein
3. Die Testbedingungen (Testmaterial aus einer Charge, Maschine, Kühlung Fertigungsparameter usw. ) müssen exakt gleich sein
Ich kann ein unbeschichtetes Werkzeug aus einem Katalog des Anbieters A nicht mit einem beschichteten Werkzeug eines Anbieters B vergleichen. Die Werkzeuge haben, und wenn es kleinste Details sind, Geometrieabweichungen. Diese können entscheidende Leistungsunterschiede bewirken.
Um gleich die Behauptung zu entgegnen, es gibt genau die gleichen Werkzeuge in Katalogen einmal mit und ohne Beschichtung.
Hierbei ist stark anzuzweifeln, dass die unter Punkt 1 und 2 genannten Bedingungen eingehalten wurden.
Die Leistungsunterschiede sind nur in einem Testfeld in Zusammenarbeit mit dem Hersteller des Werkzeugs und einem Testlabor (Forschungseinrichtung o.ä.) oder mit einem Anwender möglich, der die Zeit investiert und Interesse hat seine Fertigung zu optimieren um das maximale aus einem Hochleistungswerkzeug rauszuholen. Es muss natürlich entsprechend bewertet und dokumentiert werden. Die Tests müssen unverfälscht unter den oben genannten Bedingungen ablaufen.
Genau das machen wir. Wir testen in unserem Haus auf 5-achs Fräszentren unsere Entwicklungen und optimieren sie bis zur Marktreife. Infolge dessen werden diese bei weiteren Kunden mit unterschiedlichsten Bearbeitungsaufgaben getestet und wenn notwendig noch optimiert. Zu guter Letzt werden die Werkzeuge nochmals von einem Forschungsinstitut, mit denen wir zusammenarbeiten leistungstechnisch neutral bewertet.
Als Beispiele:
1. Die Aufgabe war es einen konischen Vollradiusfräser für die 3D-Bearbeitung von Triebwerksschaufeln für die Dampfturbine (schwer zu bearbeitendes Material – austenitscher Stahl X12CrNiWTi16-13) zu entwickeln, da die bisherigen Werkzeughersteller nur befriedigende Ergebnisse ablieferten. Wir erzielten bei dem Leistungsvergleichstest an einem Forschungsinstitut (beschäftigt sich mit Entwicklungslösungen von problematischen Fertigungsprozessen) mit unserem Werkzeug über den doppelten Standweg als das Werkzeug des Marktführers (Name darf hier nicht genannt werden) auf diesem Gebiet (bei Interesse kann ich den Testbericht nachliefern) .
2. Letzte Woche lief bei uns im Haus ein Leistungsvergleichstest (Zerspanung von Werkzeugstahl 1.2379; X155…) in Sachen HPC-
Fräsen, unter Beistand eines namhaften Werkzeuganbieters (Name darf hier nicht genannt werden). Wir erreichten mit unserer Neuentwicklung wiederum mehr als den doppelten Standweg als ihr leistungsstärkstes Produkt in diesem Bereich. Jedoch sehen wir noch Entwicklungspotential und arbeiten weiter dran.
3. In einem früheren Test (wurde in einem früheren Bericht schon detailliert berichtet) erreichten wir bei der Bearbeitung von 1.2343 ; X38... den 4-fachen Standweg eines anderen Marktbegleiters
Das Entscheidende in den oben genannten Fallbeispielen ist weniger das Hartmetallsubstrat oder die Beschichtungsart. In den oben genannten Beispielen ist kreativer Einfallsreichtum und die optimale Schneidengeometrie entscheidend für ein erfolgreiches Werkzeug.
Beim Hartfräsen verschieben sich die Einflussgrößen mehr in Richtung Hartmetall und Beschichtung. Da ist z.B. HITACHI (in diesem Fall möchte dieser Hersteller sicherlich genannt werden) aus meiner Sicht zurzeit unschlagbar. Wir sind am arbeiten.
Kurz noch zu dieser Sache: „Die persönlichen guten Erfahrungen mit unbeschichteten, feinkörnigen VHM Fräsern und polierten Spanräumen von Alu-Fräsern, bei der Reinkupfer-Bearbeitung, als Unfug zu deklarieren, finde ich etwas skurril.“
1. „feinkörnige VHM Fräser“: Die Korngröße des Hartmetallsubstrats ist nicht ausschlaggebend für die Qualität und Eignung zur Bearbeitung von den diskutierten Problemmaterialien. Es sind andere Kenngrößen, die dem Hartmetall den entscheidenden charakteristischen Unterschied macht. Details würde hier zu weit führen.
Beispiel: Wir verwenden bei unseren herausragenden HPC-Fräsern lediglich Hartmetall mit Feinstkorngefüge
Hartmetallsubstrat des Marktbegleiters: Ultrafeinstkorn.
2. „Polierte Spanräume“: Diese Angelegenheit habe ich bei der letzten Fachtagung mit Vertretern von Forschungseinrichtungen diskutiert.
Ergebnis: Eine nanostrukturierte Oberfläche der Spanfläche bewirkt ein besseres Abgleiten des Spans beim Zerspanungsprozess, verhindert die Adhäsion (Verklebung) und verzögert das Überhitzen des Materials, als bei polierten Oberflächen.
...und dies ist durch spezielle Beschichtungen erreichbar.
Fazit:
Wir haben Tests unter den oben genannten Bedingungen gemacht und mussten feststellen, dass die passende Beschichtung (und da gibt es jede Menge auf dem Markt) zu der jeweiligen Bearbeitungsaufgabe leistungsfördernd und lebensverlängernd auf das Werkzeug wirkt, auch bei den zuvor genannten Problemmaterialien wie Alu, Cu usw.. Manchmal macht es Sinn, direkt an den Hersteller bzw. Werkzeugschleiferei des Vertrauens heranzutreten und sich ein Idealwerkzeug anfertigen / kreieren zu lassen. Sicherlich ist der Preis bestimmend für diese Entscheidung. Katalogpreise sind in diesem Fall nicht zu machen, ganz klar. Aber übermäßig teuer ist es auch nicht und Vorschläge bzw. Angebote für ein bearbeitungsspezifisches Werkzeug sind kostenlos.
Danke für das Interesse
Gruß SG