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Massveränderungen, Flachschleifen

Beitrag 01.04.2008, 12:41 Uhr
Neugierig
Neugierig
Level 1 = Community-Lehrling
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Gruppe: Mitglied
Mitglied seit: 14.06.2005
Beiträge: 2

Hallo Gemeinde,

ich habe folgendes Problem.

Meine Firma hat eine Auftrag bekommen der wie immer am besten gestern erledigt sein muss.

Im Prinzip ist es nichts besonderes als das Flachschleifen von Passungen für ein Mass welches z.b. 60 g6 heisst.

Mein Meister hat angeordnet dass aus Gründen der Zeitersparnis die Teile alle trocken geschliffen werden.

Das Problem ist allerdings dass wir eine Magnetplatte haben die bei längerem Betrieb sehr warm wird.

Wenn ich die Teile also auf diese Platte spanne und dazu noch trocken schleife werden die Teile sehr warm so dass mann sie nicht unbedingt mit der Hand anpacken möchte. Es geht gerade so, schätze die Temperatur nach dem Schleifen auf etwa 50- 60 Grad Celsius.
Die Umgebeungstemperatur liegt bei etwa 20 Grad Celsius.
Um zu vermeiden dass ich aus dem Toleranzbereich rutsche habe ich immer die obere Grenze angepeilt.

Ich bemerkte nachdem die Teile abgekühlt waren Massabweichungen von bis zu 2/100.

Mein Meister bestand nun darauf dass ich das Mass so zu schleifen hätte dass ich im Mittelbereich der Toleranz liegen würde.

Mein Einwand dass damit das Risiko besteht dass die Teile unter die Toleranzgrenze fallen würden wenn nicht gekühlt werden würde oder zumindest die Teile erst gemessen werden solten wenn sie abgekühlt sind und dann eine Einstellung der Maschine vorzuunehmen wurde verworfen.

Abgesehen von den Massabweichungen bin ich auch der Meinung dass das Schleifen mit Kühlung eine bessere Oberfläche zum ergebnis hat.
Gefordert ist RZ 6,3.

Bei der Maschine handelt es sich um eine Elb älteren Baujahres.

Wie gesagt zu Schleifen ist ein Mass 60 g6 bzw 83 g6.

Das Material ist einsatzgehärtetes 16 MnCr5.

Die Massermittlung erfolgt mittels Mikrometerschraube die mit Parallelendmassen auf Vormass 60 eingestellt wurde.

Schleifmittel ist eine blaue Korundscheibe.

Das Aufmass beträgt insgesamt 2/10. Zu Schleifen ist sowohl die Ober- und Unterseite um eine Paralleität von 0,01 zu erreichen.
Die Teile sind vorgefräst.

Nun ist tatsächlich die Situation da das eine nicht geringe Zahl der Bauteile untermassig ist.

Selbstverständlich ist der dämliche Malocher an der Maschine schuld.

Meine Frage nun.

Liege ich wirklich so falsch in der Fehleranalyse oder bin ich einfach zu dusselig zum Schleifen?

Ich würde mich über zahlreiche Antworten freuen.

Mit freundlichen Grüssen
Neugieriger
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Beitrag 01.04.2008, 14:38 Uhr
gekufi
gekufi
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Mitglied seit: 25.09.2003
Beiträge: 2.393

Hallo Neugieriger

Erstmal ein Herzliches Willkommen in den Foren der CNC-Arena.

Zu deinen Fragen.
Du solltest meiner Meinung nach unbedingt mit Kühlung schleifen.
Nicht nur, um das Teil und evtl. auch den Magnet zu kühlen. Das Problem ist, das durch den Trockenschliff auch Prozesswärme von Oben eingebracht wird, und das nicht gleichmässig und nicht unbedingt wenig!
So entsteht eine Erwärmung des Teiles von der Unterseite (Magnet) wie auch von der Oberseite (Prozess Schleifen). Diese kann man nicht alle genau beachten und verrechnen, besonders von Seiten der Prozesswärme. Diese Werkstückerwärmung ist unregelmässig und damit einem sicheren Prozess abträglich.
So sind eure guten Teile meiner Meinung nach mehr oder weniger ein Zufallsprodukt!

Aber auch der Verschleiss der Schleifscheibe wird mit Kühlung geringer ausfallen, wodurch man besser seine Masse halten kann und dabei nicht so oft nachmessen muss. Ganz abgesehen von der Oberflächengüte, welche meiner Erfahrung nach mit Kühlung besser wird.

QUOTE
Nun ist tatsächlich die Situation da das eine nicht geringe Zahl der Bauteile untermassig ist.

Spätestens hier und mit deinem Einwand bei den Vorgesetzten sollte bei selbigen mal ein Denkprozess einsetzen, was aber leider nicht der Fall zu sein scheint. D.h. bei euch im Moment, es muss gemacht werden, wie es gesagt wird (hier vom Meister), auch wenn es viel Ausschuss bedeutet. Auch ne Möglichkeit, eine Firma kaputt zu sparen (durch eine vom Meister angestrebte Zeitersparniss) wacko.gif .
Was sagt den der Chef zum vielen Ausschuss, der Aussage des Meisteres zum Trockenbearbeiten und zu deinen Einwänden dagegen? Denn nicht immer ist der Meister der richtige Ansprechpartner. Besonders, da es hier wahrscheinlich auch um viel Geld geht, welches durch den (erzwungenen) Ausschuss verlohren geht.

QUOTE
Selbstverständlich ist der dämliche Malocher an der Maschine schuld.

Das sind sie immer, egal welche Firma. Und wenn man mal was sagt...


Ich wünsche dir weiterhin einen regen Erfahrungsaustausch, eine gute Unterhaltung und viel Spass in den CNC-Arena-Foren m8.gif

Gruß Gerd


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Wer das Konzept der Unendlichkeit verstehen will, muss nur das Ausmaß menschlicher Dummheit betrachten.
Voltaire
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Beitrag 01.04.2008, 18:26 Uhr
geni
geni
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Gruppe: Mitglied
Mitglied seit: 16.03.2005
Beiträge: 509

hallo neugieriger

Nö du liegst mir deiner analyse völlig richtig, lässt sich auch ziemlich eindeutig erklären.

Dl = a * lo * Dt

Dl= längendifferenz
a = längenausdehnungskoeffizient (Stahl =0.000016 1/C°)
lo = Ausgangslänge
Dt = Temperaturdifferenz

in dein Fall gilt dann

Dl= 0.000016 1/C° * 60mm * 40C° = 0.039mm

Ergo wenn du den letzten Schliff auf 60 g6 machst (+29 +10 wenn ich mich recht erinnere) hast du dann im warmen Zustand vielleicht 60.02 mm gemessen. Sobald sich dein Teil auf Umgebungstemperatur abkühlt hat er dann aber knapp 4 hundertstel weniger und ist natürlich aus deiner Toleranz.

bei deinen 83 mm hohen Teilen sind es übrigens 0.054 mm also bisschen mehr wie n halben zehntel.

gruss marques

/edit

In deinen Fall würd ich dazu tendieren dein meister zu fragen ob du aus Zeiterpaniss ned lieber die Teile direkt auf den Europalett mit der Flex auf mass schleifen sollst.

Der Beitrag wurde von geni bearbeitet: 01.04.2008, 18:29 Uhr


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Meine Beiträge enthalten nur rudimentäre Hilfe, eine detallierte Hilfe bezüglich meiner Beiträge kann man im CNC Arena Chat ersuchen. Detaillierte Hilfe bezüglich CAD, FEA, CFD und derivate wie Bewegungssimulationen auf die von mir unterstützten Systeme können allenfalls gegen ein geringer Obulus ersucht werden.
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Beitrag 01.04.2008, 18:40 Uhr
gekufi
gekufi
Level 7 = Community-Professor
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Gruppe: Banned
Mitglied seit: 25.09.2003
Beiträge: 2.393

Hallo

Wobei die Berechnungen von Geni noch recht einfach gehalten sind und sich auf eine gleichmässige Temperatur des Werkstückes beziehen. Doch als Grundlage und Argument gegen den Vorgesetzten schon mal nicht verkehrt.
Das Werkstück wird aber vom Magneten von unter her erwärmt und von der Prozesswärme von oben. Dadurch hat man je nach Messstelle eine andere Temperatur des Werkstückes. Diese wird sich, je nach grösse des Werkstückes und Bearbeitungszeit nicht gleichmässig verteilen. Dadurch kann man eigentlich keine genaue Aussage zur Wärmeausdehnung treffen, einfach weil das Werkstück keine einheitliche Temperatur hat, sondern einen Temperaturverlauf.

[ironie]
QUOTE
In deinen Fall würd ich dazu tendieren dein meister zu fragen ob du aus Zeiterpaniss ned lieber die Teile direkt auf den Europalett mit der Flex auf mass schleifen sollst.

Dann ist er wieder der Dumme, weil dem Meister die Oberfläche nicht einheitlich genug aussieht.
Aber die Wärmeeitragung sollte wirklich kleiner sein (kommt dem Mass zugute) und bei einer grossen Schruppscheibe ist man doch erheblich schneller tounge.gif
[/ironie]

Gruß Gerd


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Wer das Konzept der Unendlichkeit verstehen will, muss nur das Ausmaß menschlicher Dummheit betrachten.
Voltaire
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Beitrag 01.04.2008, 20:49 Uhr
kaichen
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Beiträge: 899

QUOTE (geni @ Dienstag, 01.April 2008, 18:26 Uhr)
In deinen Fall würd ich dazu tendieren dein meister zu fragen ob du aus Zeiterpaniss ned lieber die Teile direkt auf den Europalett mit der Flex auf mass schleifen sollst.

oder die Teile gleich in den Schrott werfen,spart auch Arbeitszeit...
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Beitrag 01.04.2008, 22:58 Uhr
hightower
hightower
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Mitglied seit: 12.11.2005
Beiträge: 197

Hallo Neugierig,

Würd die Sache auf alle Fälle schriftlich festhalten, am besten so ausführlich wie möglich:

-Trocken Bearbeitet laut Ansage von Hr. Meister
-Ist-Maß nach Bearbeitung (falls Thermometer zur Hand mit Temperatur)
-Ist-Maß nach Abkühlung (also Auslieferungszustand)
-Geschätzte Zeitersparnis durchs Trockenschleifen oder Mehraufwand durch Kühlung

Dem Meister mal vorlegen, und wenn er immer noch auf Trocken besteht, je nach Firmenstruktur weiter nach oben melden.

Grüße
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Beitrag 02.04.2008, 23:26 Uhr
Neugierig
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Gruppe: Mitglied
Mitglied seit: 14.06.2005
Beiträge: 2

Hallo Leute,

erst einmal herzlichen Dank für die freundliche Beggrüssung hier und die bisher umfangreiche Hilfe zu meinem Problem.

Es ist schon so wie Ihr sagt, dass allein das Wörtchen Meister und auch der Meisterbrief noch nichts über die Fähigkeiten eines Einzelnen bei der Ausübung seiner beruflichen Tätigkeit aussagen.

Ihr habt mich in meinen Annahmen bezüglich des geschilderten Sachverhalts bestätigt und es tut einfach nur gut.

Es ist nämlich so dass ich schon an meinen eigenen Fähigkeiten gezweifelt hatte und echt nicht mehr weiter wusste.

Ich habe vor gut 30 Jahren angefangen im maschinenbau zu arbeiten.
Zunächst als Schlosser, dann als Härter und letztendlich als Meister im Maschinenbau.

Dann kam es zu einer 12 - jährigen Berufsunterbrechung bedingt durch die Wende.

Mein Entschluss wieder in den Maschinenbau einzusteigen ergab sich einfach aus der Tatsache heraus dass ein Stück Stahl einfach ehrlich ist.

Es zeigt Dir Deine Fehler ganz schnell und kann sich nicht verstellen wenngleich auch die Reaktionen von Stahl einen manchmal an Wunder glauben lassen. Allerdings sind es immer Wunder die man, mit der notwendigen Konsequenz verfolgt, fast immer erklären kann.

Bevor ich wieder eingestiegen bin in den Maschinenbau wurde mir vom AA eine Umschulung zum WZM aufgedrängt. Gut, ich habe diese Umschulung mitgenommen. Lernen schadet ja bekanntlich nie.

Dann kam der Weg in die Arbeit eben über die Zeitarbeit. Sicher tut es manchmal weh wenn man weiss was man kann und dass dieses Wissen nicht abgfordert wird.

Ich bemühe mich immer mein Wissen in meine Tätigkeiten einzubringen und somit meine übertragenen Aufgaben bestens zu erfüllen.

Allerdings bin ich in dieser Einsatzfirma gegen eine Wand der Ignoranz gelaufen wie ich sie vermutet hätte. Ok, wieder eine Erfahrung gesammelt
die mir bestätigt dass nur Stahl wirklich ehrlich ist.

Standartargument war in dieser Firma immer gewesen dass der "Meister" 16 Jahre Berufserfahrung hat und man ihm mehr glunbt als einem Zeitarbeiter der erst Monate in der Firma tätig sei.

Ok, ich habe es weggesteckt und hatte heute auch ein gespräch mit meinem Chef meiner Zeitarbeitsfirma der mir auch den Rücken stärkt und auch den Argumenten von mir zugänglich war. Ich habe ihm auch von meinem Hilferuf hier berichtet und er freute sich über Eure Aussagen und sagte mir dass ich mir keinen Kopf machen sollte und dass er hinter mir steht.

So wie es aussieht will der Entleiher nur den Preis drücken, zumal auch einiges an Überstunden dort aufgelaufen ist weil ich täglich zwischen 10 und 12 Stunden dort gearbeitet hatte in de letzten 4 Wochen.

Ich danke Euch also herzlich für Eure Einschätzung und mein Selbstvertrauen ist wieder so gut wie hergestellt.

Besten Dank sagt
Neugierig
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Beitrag 22.12.2009, 11:21 Uhr
K-D-K
K-D-K
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Beiträge: 2

Hallo!
Ist dein Meister immer noch da.

Eigentlich ist jedes Teil Ausschuss, hängt aber nicht nur vom Maß ab.

Wenn Du Dir vorstellst das in der Kontaktzone des Schleifkornes und der Werkstückoberfläche eine Temperatur von ca. 1500° C
entsteht, dann kannst Du Dir ja vorstellen das sich die Struktur des Werkstoffes bei den hohen Temperaturen nicht mehr gegeben
ist. (Komtaktzonenerwärmung).

Als folge hat es auch, das sich der Magnet durch den hohen Temperaturwert nicht stabil verhält, wenn die Magnetoberfläche mittels
einer Uhr abgefahren wird, wirst Du erkennen das du heute eine Ebenheit von 0,01 mm hast und am nächsten Tag vielleicht 0,02 mm
mit Glück.

Hoffentlich sollst du nicht auch noch die Teile mit Pressluft an der Maschine reinigen, ansonsten hast du nicht allzuviel Spass mit der
Maschine und die Lebenserhaltungszeit verkürzt sich erheblich da der feine Staub sich überall in die Lager absetzt.

Meiner Meinung hat dein Meister keine Ahnung von der Materie.

Gruß Klaus
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