ZITAT(HSC-Fan @ 08.05.2014, 17:21 Uhr)

Hallo,
ich stelle mir schon länger als Firmeninhaber die Frage wo man gute CAD/
CAM Programmierer (auf Cimatron) und Fräser bekommt?
Wir mussten mit entsetzen fest stellen das die meisten jungen 18-25 keinen Bock haben, desinteressiert und Lustlos. An was liegt das?
Was müssen wir anders machen das wir euch mal aus der Reserve bekommen?
Über Äußerungen und Meinungen freu ich mich schon!
Danke Klaus
Für
Cimatron? Wird schwer! Schau Dir mal die diversen Foren an - da ist die Cimatron Ecke verwaist. In NRW sind wir Exoten.
Das zweite Problem liegt wohl auch darin, dass die persönliche Fehleinschätzung in kaum einem anderen Beschäftigungsbereich
größer ist. Die meisten Leute, die ich in nun 20 Jahren in dem Bereich kennen gelernt habe, wollten an den PC, weil sie meinten dann
erledigte das CAM Programm alles von selbst (Klar - das erzählt uns die Werbung!) und sie machten sich nicht mehr schmutzig.
Das ein solches Programm aber lediglich ein Werkzeug ist, mit dem man schneller, eleganter und wirtschaftlicher die Probleme
lösen kann, die es übrigens ohne dieses Werkzeug, oder seine Schwester
CAD, nicht gäbe, das scheinen die Meisten nicht zu merken.
Frage: Wer würde einen Jung-Piloten ins Cockpit eines A380 setzen, nur weil der auch einen Auto-Pilot hat? Keiner!
Warum haben also die Menschen heute vielfach nicht den Biss sich Wissen anzueignen und ihre persönlichen Kenntnisse
und damit ihren Marktwert zu steigern, um solch komplexe Werkzeuge wie CAM-Programme sinnvoll einsetzen zu können?
Ich weiß es nicht!
Beispiele?
Herr A. beginnt den Job mit einem frisch ausgestelltem Zertifikat über den erfolgreich abgeschlossenen CNC-Lehrgang.
Leider musste ich ihm erst einmal erklären, was ein karthesisches
Koordinatensystem ist...
Ich bin der Meinung, wenn man mit 38 Jahren die Chance bekommt, sich von der Pike auf in das Thema
CNC, mit der Option CAM,
einzuarbeiten, dann sollte man jedes Übungsstück, und die Zeit habe ich ihm bezahlt, so betrachten, als sei es das wichtigste
Werkstück seines Lebens. Die Diskussion über meine Einstellung zur Wichtigkeit des Vermittelten habe ich dann irgendwann beendet.
Nach 7 Wochen war mein Gedultsfaden gerissen.
Zitat "Ist doch eh egal - ist doch nur 'ne Übung! Wenn ich das brauche, dann kann ich das!"
Besser kommt noch "gutes Pferd springt nur so hoch es muss!" Man sollte nur wissen, wo beim Pferd vorne ist ...
Herr B. tritt eine Stelle als Programierer mit Cimatron Kenntnissen, natürlich "betriebsintern geschult", an! Bereits zum Ende der ersten Woche
konfrontiere ich ihn mit meinen Beobachtungen. Prinzipell wusste er, wie Cimatron gestartet wird - das war's dann aber auch!
Der Kandidat hat mal dem ein oder anderen Kollegen über die Schulter geschaut und anscheinend gedacht" Geil, das ist einfach, das kann ich auch!"
Eben nicht!
Mein Angebot zur Ausbildung, natürlich zu gekürzten Konditionen - ich habe ja nicht das bekommen, was ich bestellt habe- hat er abgelehnt...
Herr C. war ausgebildeter Techniker mit Cimatron Schulungen. Natürlich bekommt man so jemanden nicht umsonst.
Wenn er eine entsprechende Effizienz an den Tag legt, wäre das ja auch O.K. ! Ein Beispiel?
Protoform gebaut, ca. 4 Tage reine Fräsarbeit an der Fasson, Kunde erkundigt sich nach dem Abgabetermin, ich erkundige mich nach dem Fertigstellungstermin, packe auf die Antwort noch mal einen guten halben Tag drauf und melde dem Kunden den Bemusterungstermin.
Als ich mich Abends nach dem Stand der Form erkundige, weiß er sich keine Erklärung - aber leider hat er den gesamten letzten Tag Programme für einen 3mm Schlichtfräser laufen gelassen - nur war ein 4er Fräser eingespannt.
Wohlgemerkt - er hat selber programmiert und gerüstet. Eine komplette Formhälfte war somit für den Schrott! die 0,5mm je Seite habe ich in den üblichen Toleranzen nicht unterbekommen ... :-(
Ich durfte dann den Kunden anrufen und belügen, der hä
tte mich noch gefragt, ob bei uns alle debil seien, denn es war ja meine Schuld - ich habe mit meiner Frage ja "Druck aufgebaut" ... :-(
Der Mann hat mich, über sein Gehalt hinaus, in 5 Jahren locker einen Kleinwagen gekostet ...
Neulich wagte ich mit Herrn D. ein Experiment!
Herr D. hatte einen Hauptschulabschluss und keine Lehrstelle gefunden. Aus der Not heraus ging er in der eine Zeit zum Bund.
Nun war er auf der Suche nach einem Job und klingelte unvermittelt an meiner Türe.
O.K. - habe ich gesagt. Er fängt bei mir an, ich teste mal ob er talentiert ist, und wenn es passt, dann kann er z.B. Werkzeugmacher werden.
Mir ginge es erst einmal alleine um seine Motivation! Was soll ich sagen?
Montags war er da und hat leichte Tätigkeiten im Betrieb ausgeführt. Dienstag hat er 2 Stunden verpennt und ab Mittwoch ward er nicht mehr gesehen!
Es gab keinen Streit, keinen Stress oder Ähnliches. Einzig den Hinweis darauf, dass man in der Probezeit nicht unbedingt verpennen sollte, den ließ ich mir nicht nehmen ;-). Ich habe bis heute von dem "Herrn" nichts mehr gehört...
Mein alter Herr hat mich gelehrt: "Verlass Dich auf andere - und Du bist verlassen!"
So sehr ich die Leute hier verstehe, die sich wünschen dass der Chef sich aus allem raus hält
- wenn ich meinen Job nicht beherrschen würde, wäre ich längst pleite!
Und die Jobs derer, die ihren richtig machen, wären auch weg!
Ich kann auch nicht verstehen, wie man beim Chef alles "Sch..." finden kann und dann aber
1. nicht den Mut hat die Stelle zu wechseln oder
2. nicht den Mut hat sich selbstständig zu machen!
Klar kostet das Geld! Aber meint Ihr, Eure Chefs haben die Kohle beim Zocken gewonnen?
Allerdings will ich auch nicht denen das Wort reden, die ihre Leute abkochen.
Wenn ich meine Leute zu Sklaven "erziehe", kann ich keine verantwortungsbewussten Mitarbeiter erwarten.
Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte!
Generell hat sich die Einstellung zur Arbeit heutzutage grundlegend gewandelt.
Junge Leute, selbst die, die zu wenig im Kopfe haben, wollen, wenn möglich, studieren.
Von denen, die für gewerblich technische Berufe übrig bleiben, sind leider zu Viele intellektuell ungeeignet
die heutigen, komplexen, Systeme zu bedienen oder zu programmieren.
Heutzutage sind so viele junge Menschen Handypcsmartphonesocialmediaabhängig, wenn wir noch kein Feuer hätten, würden die eher
eine App anstarren als Feuersteine aneinander zu schlagen.
Wahrscheinlich würden sie sich per Facebook zu einem Jagdflashmob verabreden - aber gar nicht daran denken,
dass Mammuts ja kein Facebook haben und deshalb nicht kommen können. Wie soll man da praktische Lösungsansätze erwarten ...
(O.K. - das war jetzt ein wenig polemisch... ;-) )