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TS 16949 Einführung in Einzelteil- und Kleinserienproduktionen

Beitrag 24.10.2014, 07:57 Uhr
QuaLisa
Level 1 = Community-Lehrling
*
Hallo zusammen,

kurze Vorstellung meinerseits, ich bin Studentin des Studiengangs Technik-Management und schreibe aktuell meine Thesis in einer Firma, die für die Nutzfahrzeugindustrie Einzelteil- und Kleinserien produziert.

Jetzt meine Frage an euch, hat jemand in diesem Gebiet Erfahrungen? Ihr dürft euch auch gern melden wenn ihr außerhalb der Nutzfahrzeugindustrie mit Kleinserien und der TS Erfahrungen gemacht habt.

Besonders von Interesse ist für mich die Produktrealisierung.

Vielen Dank im Voraus
Lisa
   
Beitrag 27.10.2014, 06:55 Uhr
Lanselot111
Level 4 = Community-Meister
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Hallo Lisa,

was möchtest Du gerne wissen?

Gruß
Paul
   
Beitrag 28.10.2014, 10:12 Uhr
QuaLisa
Level 1 = Community-Lehrling
*
Mich würde interessieren ob die Betreffenden den gleichen Dokumentationsaufwand für Serien wie auch für Einzelteile betreiben oder ob es da die ein oder andere intelligente Lösung gibt um weiter wirtschaftlich zu bleiben.

Weiter würde ich gern wissen ob es möglich ist nur bestimmte Teile der Produktion nach TS 16949 zertifizieren zu lassen und wie die Abgrenzung zu den 9001 zertifizierten Fertigungsbereichen erfolgen muss, sprich reicht eine personelle Trennung oder muss eine räumliche vorgenommen werden?

Vielen Dank
   
Beitrag 28.10.2014, 11:26 Uhr
Lanselot111
Level 4 = Community-Meister
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Hallo Lisa,

die TS 16949 unterscheidet nicht bei der Stückzahl - ob dann in Serie 1 Stück oder Millionen produziert werden ist nicht relevant. Es geht darum die Prozesse so zu gestalten, dass immer ein I.O.-Teil beim Kunden ankommt.
Es ist möglich bestimmte Bereiche nach TS 16949 zertifizieren zu lassen - diese Produktionslinien müssen aber von den anderen räumlich getrennt und versperrbar sein - Sperrband genügt nicht. Aber der Aufwand nur Teile eines Unternehmens zertifizieren zu lassen ist fast so groß wie der Aufwand das gesamte Unternehmen zu zertifizieren.

Gruß
Paul
   
Beitrag 28.10.2014, 15:23 Uhr
QuaLisa
Level 1 = Community-Lehrling
*
Hallo Paul,

erstmal danke für die Infos.
Wo kann ich denn nachlesen, dasss die Produktionslinien räumlich getrennt sein müssen? Gibt es da eine Quelle die ich später zitieren kann?

"die TS 16949 unterscheidet nicht bei der Stückzahl - ob dann in Serie 1 Stück oder Millionen produziert werden ist nicht relevant"

Wenn ich die TS richtig verstehe sehe ich genau hier ein Problem für uns.

Wenn für jede Änderung (z.B. Flansch wird anstatt links, rechts am Bauteil montiert) sämtliche Forderungen der TS hinsichtlich Analysen für das Produkt und den Produktionsprozess und Aufzeichungen umgesetzt werden müssen, das Produkt aber nicht als Serie sondern nur als Einzelteil produziert wird und wir sehr viele dieser Einzelteile produzieren, ist für uns der Aufwand riesig (und die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben).

Mich interessieren Lösungen, wie andere Unternehmen ihre Einzelteil Produktion unter der TS wirtschaftlich und Normkonform regeln.

Vllt. gibt es auch Literatur dazu die mir jemand empfehlen könnte?

Grüße
Lisa
   
Beitrag 30.10.2014, 13:20 Uhr
Lanselot111
Level 4 = Community-Meister
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Hallo Lisa,

in den Richtlinien für die Zertifizierung einer Firma ist das geregelt. Wir hatten dieses Thema auch und wollten nur einen Teil nach 16949 zertifizieren lassen (ein Teil der Produktion sollte ausgenommen sein). Das scheiterte an dieser Richtlinie - deshalb sind wir nun gesamt nach 16949 zertifiziert. Ich muss auch noch darauf hinweisen, dass die Verwaltung, Logistik, etc. (das gesamte Umfeld) auch nach 16949 zertifiziert sein muss, damit diese "Ausschlussregelung" greifen kann - eine Produktionslinie nach 16949 und der Rest nach 9001 ist nicht möglich.

Nun zu Deinem Thema:
Auch wir machen geringe Stückzahlen, Einzelteile - früher nach 9001- wenn man diese Norm ernst genommen hat, dann ist der zu betreibende Messaufwand, Prüfmittelbereitstellung, etc. genauso hoch. Es stimmt, dass der Dokumentationsaufwand etwas höher ist - aber gewisse Hilfsmittel wie APQP, 5Why, 8D etc. werden auch im 9001er Bereich schon eingesetzt und erleichtern einem das Leben - wenn richtig eingesetzt. Wobei es legitim ist bei Einzelstückfertigung beim Prototypenstand den Prozess ab zu brechen weil ja keine Serienproduktion erfolgt.
Und eine ordentliche Dokumentation im Einzelteilbereich kann einem bei Reklamationen enorme Kosten ersparen - egal ob 16949 in der Automobilindustrie oder 9001 bei allen anderen.
Übrigens werden bei unseren Nichtautomobilkunden die Forderungen nach VDA-Standards für ihre Produkte immer deutlicher. Auch die Kunden aus der IT-Branche, der Medizintechnologie und anderen Bereichen haben erkannt, dass dadurch höherwertigere Bauteile entstehen.

Gruß
Paul
   
Beitrag 04.11.2014, 12:44 Uhr
tamtom
Level 7 = Community-Professor
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Hallo,

ich arbeite in einem Betrieb der Kleinserien für die Nutzfahrzeugindustrie fertigt. Da ich in einem reinen Automobil Zuliferer gelernt habe, kann ich dir sagen, die Anforderungen sind andere und der Aufwand ist mit dem Nutzen sehr wohl vereinbar.

Wir fertigen auf Teilen unserer Fertigung sowohl Automotive als auch Non-Automotive, ein großteil der Anweisungen können definitv allgemeingültig gehalten werden, etc.. Bei der Überwachung spielt halt der Nutzen eine große Rolle. Habe ich ein CAQ-system das über dauer auch bei wenigen Einzelteilen eine Stabilität auswerten kann. kann ich Pläne "automatisch" ziehen. Welche Doku verlangt der Kunde. Wir haben Kunden, die sehr wohl wissen, das ein cpk bei 20 Teilen im Jahr nicht wirklich sinnvoll ist, also bekommt er auch keinen.

Aber ob ich nicht nur ein System nach ISo/TS 16949 Einführen würde, aber keine Zertifizierung anstreben würde steht auf einem andern Blatt. Der VDA und die IATF sind die Auditoren derartig am knebbeln, das die Audits keinen Spass mehr machen und nicht viel bringen. Dank den Vorgaben Lieferantenaudits durchzuführen kommen die Kunden zum eigenen Audit so oder so (für alle die die es vergessen haben, zur Reduzierung der Audits war die Internationalisierung mal gedacht!)

es müßte ein paar Fallstudien geben zum Them Qm bei KMÜ, dannach mal googeln, was das Thema Literatur angeht.

Ansonsten kann ich vielleicht ab und an helfen.

Gruß

TamTom
   
Beitrag 10.11.2014, 14:49 Uhr
QuaLisa
Level 1 = Community-Lehrling
*
@ Lanselot111
"Wobei es legitim ist bei Einzelstückfertigung beim Prototypenstand den Prozess ab zu brechen weil ja keine Serienproduktion erfolgt."

Das verstehe ich leider nicht ganz, kannst du mir genauer erläutern was du mit dem Prototypenstand meinst?

@tamtom
Leider habe ich noch nichts brauchbares hinsichtlich Literatur gefunden aber danke für deinen Tipp. Auf dein Angebot auf ab und an Hilfe werde ich bestimmt gerne zurück kommen.
Wie sehen die Vereinbarungen mit den Kunden die keinen cpk bekommen dann aus, bzw. wo haltet ihr das dann schriftlich fest?

Grüße Lisa
   
Beitrag 10.11.2014, 15:37 Uhr
Lanselot111
Level 4 = Community-Meister
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Hallo Lisa,

wir Automobiler arbeiten mit APQP oder PPAP - je nachdem ob europäische oder amerikanisch beeinflusste OEMs. Und das ist man bei einer Einzelstückfertigung/Prototypenstand etwa auf halbem Weg - die Erstbemusterung muss da aber noch erfolgen. So was wie cpk gibt es da nicht - eine Prozessschwankung bei einem Einzelstück ist noch nicht möglich. Den Großteil der benötigten Dokumente schreibt ja auch schon die 9001 vor.
Was Ihr eigentlich so richtig braucht ist folgendes:
Terminplan
Machbarkeitsanalyse
Risikoabschätzung
FMEA
PLP
eine allgemeine Maschinenfähigkeit (für die Machbarkeitsanalyse)
Messmittelfähigkeit (für die Machbarkeitsanalyse)
Materialfreigaben (IMDS)
den Prüfbericht für das komplett gemessene Teil

Ok, diese Liste muss jetzt nicht vollständig sein - aber viel mehr ist es nicht.

Gruß
Paul
   
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