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WorldSkills Germany News

Interview mit Tobias Brockfeld, Gildemeister Drehmaschinen GmbH

Als Tobias Brockfeld seine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei der GILDEMEISTER Drehmaschinen GmbH in Bielefeld begann, hat er nicht gedacht, dass er in seinem 4. Ausbildungsjahr Deutscher Meister im CNC-Drehen sein würde. Jetzt bereitet er sich auf die Weltmeisterschaft der Berufe vor.

 

Warum haben Sie sich für den Beruf des Zerspanungsmechanikers entschieden?
Ich habe vor der Ausbildung das August-Griese-Berufskolleg in Löhne besucht, eine Berufsschule für Elektro- und Metalltechnik. Dort wird auch die Fachrichtung Metalltechnik unterrichtet und so konnte ich einen ersten Einblick in die Kunst der Zerspanung erlangen. Damit ging alles los. Dann habe ich mich noch intensiver mit dem Thema beschäftigt und mich schließlich für eine Ausbildung als Zerspanungsmechaniker entschieden. Diese Ausbildung konnte ich dann bei der GILDEMEISTER Drehmaschinen GmbH in Bielefeld absolvieren.

Was unterscheidet den Zerspanungsmechaniker vom klassischen Industriemechaniker?
Wir Zerspanungsmechaniker/innen lernen dreieinhalb Jahre, arbeiten in metallverarbeitenden Betrieben und fertigen Präzisionsbauteile aus unterschiedlichen Werkstoffen, meist aus Metall, durch spanende Verfahren wie Drehen, Fräsen, Bohren oder Schleifen. Dabei arbeitet man in der Regel mit CNC-Werkzeugmaschinen. Zuerst programmiere ich das Bauteil auf der Maschine, dann richte ich sie ein und überwache anschließend während der Bearbeitung den Fertigungsprozess. Die Bauteile werden hauptsächlich im Maschinen-, Stahl- oder Leichtmetallbau, in Gießereien oder im Fahrzeugbau gefertigt. In Österreich nennt sich die Ausbildung übrigens Zerspanungstechniker.

Die Ausbildung zum Industriemechaniker dauert auch dreieinhalb Jahre und ist ein in Deutschland seit 1987 eingeführter und anerkannter Ausbildungsberuf. Industriemechaniker stellen Geräteteile und Baugruppen für Maschinen und Produktionsanlagen her, richten sie ein oder bauen sie um. Sie überwachen und optimieren Fertigungsprozesse und übernehmen Reparatur- und Wartungsaufgaben. Industriemechaniker/innen können in Unternehmen nahezu aller Wirtschaftszweige beschäftigt werden, z.B. im Maschinen- und Fahrzeugbau, in der Elektro- oder Textilindustrie sowie in der Holz und Papier verarbeitenden Industrie.

Was hat Sie am CNC-Drehen gereizt?
Mir macht es besonders Spaß zu sehen, wie aus einer einfachen Zeichnung ein komplexes Werkstück entstehen kann. Es ist also der Gesamtprozess. Zuerst existiert das Bauteil nur theoretisch auf Papier, bzw. virtuell im Computer. Wenn ich es dann in der Maschine programmiert habe, bin ich unmittelbar am Entstehungsprozess beteiligt und kann ein reales und greifbares Werkstück fertigen. Das ist ein extrem spannender Prozess.

Was gehört alles zur Ausbildung?
Natürlich habe ich zuerst einmal die Grundlagen meines Berufes erlernen müssen. Im Metallgrundlehrgang haben wir gefeilt, gebohrt, gesägt und gemeißelt. Dabei ging es darum, ein Gefühl für die Bearbeitungsweise, die Werkzeuge und den Werkstoff zu bekommen. Anschließend erlernt man die Arbeitsweise von Werkzeugmaschinen mit Hilfe von konventionellen Dreh- und Fräsmaschinen. Hat man das komplett verstanden, geht’s an der Werkzeugmaschine weiter mit dem richtigen Einrichten, Programmieren und Bedienen von CNC gesteuerten Werkzeugmaschinen. Zusätzlich werden während der Ausbildung Schneidstoffschulungen, Werkstoffschulungen und diverse Trainingsangebote zur Beherrschung der verschiedenen Steuerungen an CNC-Maschinen angeboten.

Auf welchen Maschinen wird gelernt, geübt?
Da kommen bei GILDEMEISTER natürlich eine ganze Reihe unterschiedlicher Maschinen in Frage, ein Vorteil wenn man wie ich bei einem so großen Unternehmen wie GILDEMEISTER ausgebildet wird. Die Drehübungen an konventionellen Drehmaschinen im Rahmen der Ausbildung fanden für uns auf Modellen der GILDEMEISTER NEF 320 K und einer GILDEMEISTER NEF 520 K statt. Die Fräseinheiten an NC-Fräsmaschinen haben wir auf einer DMU 50 und einer DMC 635 V von DMG / MORI SEIKI geübt. Die Drehübungen fanden stets auf den CNC-Maschinen GILDEMEISTER NEF 400 und CTX beta 500 statt.  

Wie kam es, dass Sie an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen konnten?
GILDEMEISTER nimmt grundsätzlich jedes Jahr an der Deutschen Meisterschaft teil. Wir werden hier schließlich super ausgebildet und wollen unser Können bei den Meisterschaften natürlich auch zeigen. Mein Ausbilder hat mich im Vorfeld gefragt ob ich an den Deutschen Meisterschaften auf der AMB 2012 in Stuttgart teilnehmen möchte. Da ich von ehemaligen Azubis wusste wie spannend das Ganze ist, habe ich sofort zugesagt und mich dann akribisch mit meinen Ausbildern auf die Meisterschaft vorbereitet. Und der Trainingsaufwand hat sich ja dann für mich auch gelohnt und ich konnte den Titel des Deutschen Meisters mit nach Hause nehmen!

Herzlichen Glückwunsch zum Titelgewinn des Deutschen Meisters im CNC-Drehen!

Wie war die Konkurrenzsituation in Stuttgart?
Es war ein knapper und spannender Wettkampf. Bei den Deutschen Meisterschaften treten natürlich schon die Besten gegeneinander an. Wenn man sich schlussendlich da durchsetzen will, dann muss man auch wirklich alles geben und auf den Punkt eine Topleistung abliefern. Aber der Druck spornt natürlich auch an, denn Konkurrenz hatte ich ja z.B. auch aus dem Kreise meiner Azubi-Kollegen. Der zweite Platz ging schließlich auch an die GILDEMEISTER Drehmaschinen GmbH. Ich wusste also genau, welche Konkurrenz mich bei der Meisterschaft erwartet.  

Hatten Sie es sich leichter/schwerer vorgestellt?
Durch das Training wusste ich schon ziemlich genau was auf mich zukommt. Meine Ausbilder haben ja auch schon einige Erfahrung bei solchen Veranstaltungen sammeln können und mich dementsprechend vorbereitet, aber vor Ort ist es dann doch noch mal etwas anderes. Die Anforderungen bei den Deutschen Meisterschaften sind in keinster Weise mit einer Abschlussprüfung zu vergleichen. Es muss viel genauer und schneller gefertigt werden. Da war ich dann schon ein wenig angespannt und nervös. Aber wenn man zu einer Meisterschaft antritt will man schließlich auch gewinnen. Ich habe also einfach versucht, das Erlernte bestmöglich umzusetzen.

Wie haben Sie sich konkret auf die Weltmeisterschaft der Berufe vorbereitet?
Ich habe von GILDEMEISTER die Möglichkeit bekommen, mich in der Firma während der Arbeitszeit durch das Programmieren verschiedener Übungsstücke optimal auf die WorldSkills 2013 in Leipzig vorzubereiten. Das war schon extrem hilfreich. Ohne diesen hohen Aufwand und das zeitintensive Training an der Wettbewerbsmaschine wäre es wahrscheinlich auch kaum möglich, überhaupt konkurrenzfähig anzutreten. Zusätzliche Unterstützung habe ich auch von der
DMG / MORI SEIKI Academy erhalten. Dort habe ich weitere Programmierkurse belegt, um bestmöglich vorbereitet zu sein.

Welche Aufgaben muss man bei diesem Wettbewerb bewältigen? 14 Wie lange dauert der Wettbewerb?
Ich werde bei den WorldSkills nach Vorgabe einer Zeichnung das Prüfteil programmieren, die Werkzeuge zur Bearbeitung vermessen und zusammenbauen, das Programm auf die Maschine spielen und anschließend das Programm an der Maschine abarbeiten. Bei den WorldSkills werden in 3 Tagen insgesamt 3 Werkstücke programmiert und gefertigt. Für jedes Werkstück habe ich 4 Stunden Zeit, genauer gesagt, eine Stunde für die Programmierung und drei Stunden für die Fertigung. Die Experten, die unsere Ergebnisse anschließend prüfen und bewerten, achten dann auf die Maßhaltigkeit und Oberflächengüte der gefertigten Werkstücke. Es wird von uns dabei auf 0,001 mm genau gefertigt. (Zum Vergleich, ein menschliches Haar hat 0,070 mm).

Wie werden Sie von GILDEMEISTER unterstützt?
GILDEMEISTER hat mir für die Vorbereitung auf die WorldSkills eine CTX alpha 300 zur Verfügung gestellt. Für mich sind das natürlich perfekte Trainingsbedingungen. Da DMG / MORI SEIKI als einer der Hauptsponsoren die Wettbewerbsmaschinen bei den Berufsweltmeisterschaften stellt, kann ich mich schon jetzt im Vorfeld des Wettbewerbs beim Hersteller und meinem Arbeitgeber auf die Maschine einstellen.

Aus welchem Land erwarten Sie die härteste Konkurrenz?
Bei den letzten Wettkämpfen waren die asiatischen Nationen wie Japan und China sowie die Schweiz und Österreich sehr stark. Ich erwarte dementsprechend auch in diesem Jahr hier die härtesten Konkurrenten. Auch das japanische und chinesische Team haben sich hier in Bielefeld und bei DMG / MORI SEIKI in Asien auf der CTX alpha 300 vorbereitet. Es wird mit Sicherheit am Ende ein enges Ergebnis werden.

Ich freu mich sehr auf den Wettbewerb und kann kaum erwarten, dass es endlich losgeht.

 

 

Verantwortlich für den Inhalt dieser Pressemitteilung: WorldSkills Germany e.V.

Kontakt

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