Gerda Kneifel

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Industrie 4.0

Über die Arbeit
in der digitalisierten Industrie

Den Industriearbeitsplatz 2025 hat die Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik (WGP) erstmals aus gesamtgesellschaftlicher Sicht beschrieben. Bislang sind vor allem technische Fragestellungen zur Mensch-Maschine-Schnittstelle Gegenstand von Untersuchungen. Doch die Digitalisierung und Vernetzung des produzierenden Gewerbes birgt nicht nur technische Herausforderungen, es gehen gesamtgesellschaftliche Veränderungen damit einher.

„Wir sind davon überzeugt, dass die WGP nicht nur die Expertise, sondern auch die Pflicht hat, diese gesellschaftlichen Veränderungen zu benennen“, erläutert Prof. Eberhard Abele, Präsident der WGP, „aus diesem Grund haben wir begonnen, uns diesem Thema durch Befragungen und Untersuchungen anzunähern, um die Auswirkungen von Industrie 4.0 auf Mensch und Gesellschaft besser zu verstehen.“

Definition autonomer Fabriken als erste Aufgabe

Der Zusammenschluss deutscher Maschinenbauforscher einigte sich auf eine allgemeingültige Definition selbstlernender Produktionssysteme beziehungsweise autonomer Fabriken. Das Modell geht von fünf Stufen der Automatisierung aus, von denen die fünfte und letzte nicht mehr die Bezeichnung „vollautomatisierte Systeme“ trägt, sondern – angeglichen an die Definition in der Automobilindustrie – als bedienerlose Systeme genannt wird, die selbstlernend und ohne menschliche Bedienung den Produktionsprozess regeln.

„Bedienerlos heißt nicht, dass der Mensch in diesen Systemen keine Rolle mehr spielen wird“, betont Abele, der das Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW) der TU Darmstadt leitet, „er wird immer als Supervisor beziehungsweise Gestalter gefragt sein.“ Zumal es auch in Zukunft darum gehen wird, unter Ausnutzung aller technischen Möglichkeiten den wirtschaftlichsten Wertschöpfungsprozess zu gestalten. Das heißt auch, dass nicht immer das höchste Level an Automatisierung notwendig oder sinnvoll ist.

Kann Deutschland den Vorsprung halten?

Die zunehmende Automatisierung der Produktion auch in Ländern wie China oder Südkorea hat zur Folge, dass der Vorsprung, den Hochlohnländer durch exzellent ausgebildete Fachkräfte haben, künftig schrumpfen kann. Ebenso steht die Frage im Raum, ob durch aktuelle Entwicklungen wie vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) künftig weniger Mitarbeiter für den Betrieb und die Instandhaltung komplexer Produktionsanlagen benötigt werden.

Eine Arbeitsgruppe, die sich mit den künftigen Wettbewerbschancen Deutschlands in Zeiten von Industrie 4.0 befasste, kam zu dem Ergebnis, dass der Vorsprung Deutschlands in näherer Zukunft gehalten werden kann. „Denn Länder wie China oder auch die USA setzen auf eine software-getriebene Produktion“, berichtet Abele, „im Gegensatz dazu betreibt Deutschland eine prozessverständnis-getriebene Produktion. Damit sind die Mitarbeiter selbst bei zunehmender Automatisierung in der Lage, den Prozess nachzuvollziehen und wo nötig entsprechend einzugreifen. Außerdem werden gut ausgebildete Fachkräfte und Ingenieure auch in Zukunft für Einrichtung und Fernwartungen der Prozessketten benötigt werden.“

WGP bringt neueste Ausbildungsinhalte ein

Angesichts der rasant fortschreitenden Automatisierung der Produktionssysteme ist eine schnelle Anpassung der Ausbildung von Fach- und Führungskräften in der Industrie eine drängende Herausforderung. Denn in den Lehrbüchern spielt die Digitalisierung noch keine Rolle. Hinzu kommt, dass die Ausbilder, seien es Berufsschullehrer oder Universitätsprofessoren, nicht zur Generation der Digital Natives gehören – aber eben solche aus- und weiterbilden sollen. „Dabei brauchen wir Unterstützung“, so Abele. Die WGP sucht folglich den Schulterschluss mit anderen Akteuren auf dem Gebiet „Digitalisierung in der Ausbildung“.

Ziel ist es, die Expertise der WGP, die sämtliche Bereiche der Produktionstechnik und -wissenschaft abdeckt, in die Ausbildungsinhalte einfließen zu lassen. „Wir können neueste wissenschaftliche Erkenntnisse an Fach- und Führungskräfte, auch an Aus- und Weiterbilder weitergeben und auf diese Weise den Wissenstransfer in die Praxis enorm beschleunigen“, so Abele, „hierfür planen wir die Erstellung von standortspezifischen Aus- und Weiterbildungsmodulen, mit denen einzelne WGP-Institute ihre Expertise online für alle zur Verfügung stellen.“

Vom lebenslangen Lernen wollen sich die Professoren und Institutsleiter der WGP dabei selbst nicht ausnehmen. „Wir sollten nicht nur über Aus- und Weiterbildung von Fach- und Führungskräften sowie Lehrern sprechen. Wir müssen auch in der akademischen Ausbildung über eine Art Professoren-Tüv nachdenken um sicherzustellen, dass angesichts der rasanten Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten auch die universitäre Ausbildung regelmäßig angepasst wird und der hervorragende Ruf deutscher Ingenieure bestehen bleibt.“

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