Tobias Heinen

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Management

Produktion im Wandel –
was gilt morgen?

Seit dem Beginn der Corona-Krise ist es Standard in Fabriken, Bereiche physisch zu entzerren, Mitarbeiter zu trennen, neue Hygieneregeln zu installieren – selbst, wenn dadurch Wege länger werden, Abstimmungen schlechter laufen und die Effizienz der Produktion insgesamt leidet. Das Ziel ist klar: Die Produktion muss aufrechterhalten werden. Dem hat sich vieles unterzuordnen. Die Pandemie verändert die Prinzipien der Produktion. Welche Regeln und Leitlinien gelten noch nach dem Ende der Krise? Die Spurensuche soll die neuen Leitsätze aufzeigen, die aktuell entstehen und morgen beherrschend sein werden.

Zu beobachten ist, dass etwa das Zusammenspiel ganzer Produktionsbereiche bewusst „gestört“ wird, um Kontakte zu vermeiden. Die Lean-Experten schreien „Verschwendung“, weil Ineffizienz entsteht. Heute muss das aber sein, um sicher zu sein. Dasselbe gilt auch für Bestände, bei denen heute ein höheres Bestandsniveau erreicht wird, damit eine Produktionsfähigkeit überhaupt aufrecht erhalten bleibt. Dass dadurch Kosten steigen? Geschenkt!

Der Trend zu einer neuen Sicherheit in der Produktion ist erkennbar. Und das wird auch in Zukunft so bleiben. In Zeiten von Rezession kommt allerdings der Effizienzgedanke mit Wucht zurück. Denn Sicherheit muss man sich leisten können, eben weil die Effizienz sinkt. Ein gesunder Mix aus Sicherheit und Effizienz wird die treibende Kraft in der Produktion der Zukunft sein.

Zurück zur Resilienz

Zu Beginn der Pandemie sind internationale Lieferketten zusammengebrochen. Schließt China seine Fabriken, stehen in Deutschland mitunter Produktionsbetriebe still. In Zukunft wird in der Folge auf eine Regionalisierung von Lieferketten gesetzt werden. Sicher wird auch Wertschöpfung zurückgeholt nach Deutschland und Europa. Die Vorteile liegen auf der Hand: Einkaufsmanager bewegen sich in demselben Rechts- und Mentalitätsraum. Das gibt das Gefühl von Kontrollierbarkeit zurück.

Sicherlich wird es auch einen Trend geben, die Lieferantenstruktur zu diversifizieren, um dadurch Risiko aus dem Versorgungsnetz zu nehmen. Aktuell ist der Fokus auf die Kosten vorbei, der vor Covid-19 beim Supply-Chain-Management oft ausschlaggebend war. Weitere Ziele einer Leistungsorientierung kommen hinzu: Was kann mir die Supply Chain anbieten? Wie eng sowie sicher stehe ich in der Kette? Diese Fragen werden die Ausrichtung beherrschen. Das alles dient einem Ziel: Eine Abwehrfähigkeit in Krisenzeiten aufzubauen, neudeutsch: Die Resilienz der Produktion zu etablieren.

Zu erleben ist ein Rückzug in das engere regionale Umfeld, möglicherweise hat die Deglobalisierung gerade begonnen. Dieser Trend kann eine Renaissance des Standorts Deutschland bedeuten, weil Wertschöpfung zurückkommt. Dann liegt darin auch eine Chance.

Führen aus der Ferne

Wenn Anwesenheit nicht das Problem war, wie kann dann Abwesenheit die Lösung sein? Enge persönliche Kommunikation in Shopfloor-Runden, das war das Gebot der Stunde: Verantwortung teilen und dezentralisieren, Werker in die Verantwortung bringen. Jetzt steht dem die Idee der Remote-Führung gegenüber. Persönliche Kommunikation war nützlich – jetzt ist sie im Wege. In Zeiten von Corona verbietet sich enge persönliche Führung fast von selbst. Interessant ist, dass viele Unternehmen jetzt spüren: Es funktioniert. Und damit sind sie in einen Zustand der Zwangs-Agilisierung gekommen: Wir müssen, dann geht es auch.

Die Welt ist im Wandel. „Und wir sind mittendrin und live dabei“, heißt es im Gespräch zwischen Christian Wagener (links) von der Digitalagentur Niedersachsen und Dr.-Ing. Tobias Heinen, dem Geschäftsführer von Grean. Foto: Digitalagentur

Das wird voraussichtlich einen Schub für Digitalisierung und Automatisierung geben. Die Notwendigkeit, dass ein Produktions- oder Werksleiter am Frühstückstisch schon die Echtzeitkennzahlen seiner Fabrik checkt, ist nicht mehr fern.

Neue Kultur notwendig

Die Zeit nach der Pandemie erfordert eine neue Kultur im Unternehmen: Eine Atmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung, in der Jung und Alt, analog und digital, manuell und automatisiert, extern und intern neu zusammenarbeiten, um aus diesem Netz einen Mehrwert für die Produktion zu schaffen. Viele Kunden berichten, dass sie dieses Gefühl bereits spüren: Alle halten zusammen – gegen Rezession, gegen Corona und die Sorgen. Ein neuer Zusammenhalt entsteht.

Das persönliche Interagieren ist sicherlich wertvoll. Es wird auch zurückkommen. Allerdings wird es ergänzt werden um eine neue Transparenz durch digitalisierte Daten der automatisierten Fabrik. Ein neues Miteinander wird entstehen.

Kein Bock auf Dauerkrise

Durch solch ein Tal der Tränen zu gehen, fühlt sich mies an. Das merken gerade alle. Und schon drängt sich eine Frage auf: Wie groß ist die Lust, dieses schlechte Gefühl ab jetzt permanent, womöglich für die nächsten 30 Jahre zu spüren und dann auch noch an die Kinder zu vererben? Falls die Antwort ein Nein ist, muss die Art, Wirtschaft zu betreiben und zu leben, grundlegend überdacht werden. Da drängt sich die Frage nach dem Thema Nachhaltigkeit besonders auf.

Gedanken, wie ein gelingendes Leben aussehen kann, die Frage, wie die Fokussierung auf Wachstum und übermäßigen Ressourcenverbrauch gestoppt werden kann, sind angesichts dieser Krise plötzlich offenkundig.

In dem Prinzip der Nachhaltigkeit ist eine riesige Chance enthalten: Wenn es beispielsweise der Maschinen- und Anlagenbau schafft, Produkte zu kreieren, die energie- und materialeffizient betrieben werden, dann schafft er neue Möglichkeitsräume für den Vertrieb. Deutschland gilt als Ausrüster der Welt, daher liegt darin ein großes Marktpotenzial. Diese Perspektive ergibt eine Welt voller Chancen. Dann steigt die Bedeutung der Nachhaltigkeit in der Produktion.

Die Welt ist im Wandel. Und wir sind mittendrin und live dabei. Doch was bedeutet das für den einzelnen und seine Projekte in der Produktion? Gemeinsam lässt sich eine Antwort finden.

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