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Alte Maschinen Neues Cam - Welche Ära kann was? Baz-Kauf

Beitrag 04.08.2015, 15:16 Uhr
HSM
Level 1 = Community-Lehrling
*

Moin zusammen,

mein Name ist Philipp und ich möchte demnächst ein gebrauchtes BAZ kaufen. Momentan fräsen wir viele Teile aus Al-7075, Titan und verschiedene Sonderlegierungen auf einer Flexicam Stealth 1530 und einer DMC-1035V (ne silberne...). Da wir beide Maschinen "fremdnutzen", wollen wir uns ein eigenes BAZ in der "bis. 4,5 Tonnen" Klasse kaufen. (Räumlichkeitsbedingt)
Maschinenmäßig können wir uns so was wie eine Fanuc Robodrill, Chiron fz08 , Stama MC010 gut vorstellen. Vielleicht auch größer, aber diese Maschinen passen ganz gut zum Teilespektrum.

Die Bearbeitung soll hauptsächlich mit neumodischen Cam-Fräsbahnen stattfinden. Also Trochoidal, 3 Achsen-Schlichten etc. und das möglichst fix.
Dies setzt natürlich eine Steuerung mit großem Programmspeicher oder schneller Schnittstelle und schneller Satzverarbeitung voraus.

Meine Fragen wären dazu:

a) Ab welcher Generation von Steuerungen (Heidenhain, Siemens, Fanuc,...) kann man Cam-generierte 3D Programme, ohne Einschränkungen in der Dynamik, nutzen?

Einschränkungen für mich heißt:

- Maschine läd das Programm zeilenweise nach. (Pc per Serielle Schnittstelle an Steuerung...)
- Maschine verlangsamt in simultanen Konturen unnötig
- Verfahrgeschwindigkeiten werden generell eingeschränkt
- Maschine bremst nicht richtig in Ecken und zerstört sich fast selbst (Kommt bei der Flexicam im HSC Schlichtprogramm manchmal vor)

Das eine Steuerung von 99 nicht dieselbe Berechnungspräzision wie eine von 2012 besitzt, ist mir bewusst.

b) Welche Steuerungen können als erstes ohne oben genannte Einschränkungen, Programme von einer normalen Speicherkarte z.b. Compact Flash einlesen?

c) Wie werden die Generationen von Steuerungen, eines Herstellers unterschieden? Irgendwie lese ich bei Maschinen von 95-2015 immer von Siemens 840. Name bleibt gleich, aber Inhalt verändert sich?

Unser Plan ist halt, dass wir uns eine verhältnismäßig alte aber schnelle Maschine kaufen und diese mit neuem Code füttern.

Man könnte die obige Frage auch so formulieren: Wie alt darf eine Maschine sein, damit sie gut mit einem 2015er Cam zusammenarbeitet?

Als Plan B würden wir eine der oben genannten Maschinen mit einer neuen Linux CNC Steuerung ausrüsten (mit Makros). Linux CNC nutze ich momentan auf einer kleinen Graviermaschine und kann mich nicht über die Performance beklagen.

Nebenbei: Bearbeitung muss bei uns immer schnell gehen, auch wenn uns keiner jagt... Schon aus Prinzip und Leidenschaft. (schneller als die DMC wäre schön...)

Gruß Philipp
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Beitrag 04.08.2015, 16:59 Uhr
DickerSpan
Level 7 = Community-Professor
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Heidenhain iTNC 530 (ab erster Generation)
Siemens 840D Powerline (ab PCU 50)


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Schuster, bleib bei deinen Leisten!!!
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Beitrag 04.08.2015, 18:52 Uhr
Guest_guest_*
Themenstarter


Hallo HSM,

estmal Willkommen in der Arena.

Zu a+b:
Um mal eben mit einem USB-Stick oder einer CF-Karte ein Programm auf die Maschine zu bekommen, ist schon jeweils eine aktuelle Generation der von dir angepeilten Steuerungen nötig. Eine ältere Version, ohne USB- oder CF/PCMCIA-Port, aber mit LAN-Anschluss wäre auch noch eine Alternative. Ansonsten bleibt bei den älteren Semestern nur die RS232 (V24) zur Übertragung der Daten.

Bei SIEMENS ist mindestens Sinumerik "840D sl" angesagt. Für's HSC-Fräsen brauchst du dann auch noch die Option "HighSpeed-Settings". Die Einstellungen gingen auch ohne die Zyklen, dann sollte man aber schon etwas mehr Erfahrung haben, weil es teilweise auch ans "Eingemachte" geht und ist deshalb nur was für "Eingefleischte".
Wenn du auf USB verzichten kannst und LAN nutzen kannst, ist die 840D pl noch eine Alternative.

Bei HH sieht es nicht viel anders aus. Eine iTNC530, TNC640 oder ggf. eine TNC620 würde ich schon anraten, wenn es um HSC-Fräsen geht. Die anderen Versionen knicken bei der schnellen Satzverarbeitung auch schon mal schneller weg. Die iTNC530 ist noch immer eine halbe Nasenspitze der Sinumerik 840D sl voraus, wenn es um ruckfreie Bahnsteuerung geht. - Noch!
USB haben nur die iTNC530 und die digitalen TNC640 und TNC620. Bei älteren TNC530'ern gilt das Gleiche wie bei bei der 840D pl.

Von Fanuc-Steuerungen kann man zumindest im HSC-Bereich getrost abraten.
Zumindest sind an der Steuerung die Eingriffsmöglichkeiten recht beschränkt. Die Versionen sollten aber mindestens ein "i", wie "21i" oder "31i" im Namen führen. Ruckelfrei geht auf jeden Fall anders.

Zu c:
Die 840 von Siemens gibt es schon ewig.
Die letzte analoge Steuerung war die 840C. Ende der 90'er Jahre setzte sich dann die digitale 840D mit Festplatte(MMC103) und ohne Festplatte(MMC100.2) durch.
Die Versionen gingen dann bis zur 06.04. Ab Version 7 änderte sich einiges an der Hardware. Die 840D pl bekam eine neue PCU, der Rest blieb weitestgehend erhalten.
Die neue "840D sl" ist das "Flaggschiff" und basiert vollständig auf einer neuen Hardware(PCU, PLC, NCU, Antriebe, Bussystem).
Die neueste Generation der Bedienoberfläche ist "Operate". Sie soll die "Grundmaschine" mit aufgesetztem "ShopTurn" oder "ShopMill" einmal ganz ablösen.
Wenn jemand von einer 840'er Sinumerik schwafelt, kann das also Alles und Nichts heißen. Deshalb sind die Zusätze "D", "powerline", "solutionline" und "Operate" neben dem Softwarestand recht wichtig, um zu wissen, was eigentlich gemeit ist. Ähnlich wie "3.1", "XP" oder "10" bei Windows.

Wenn du allerdings schon von einer PC-Steuerung, wie der LINUX-PC begeistert bist, sind die Ansprüche an die Steuerung wohl doch nicht so wirklich hoch? wink.gif
An einer Hobby-Gravier-Fräse mag das noch alles zufriedenstellend ablaufen ... An einer "echten" Fräsmaschine werden allerdings ganz andere Massen mit ganz anderen Motorströmen bewegt. Und ob du an einer Hobby-Steuerung auch Achsmasstäbe verwalten und richtig betreiben kannst, ist unklar. Die "echten" CNC-Steuerungen müssen unter anderem bis zu 2 Massstäbe (für Motor- und Direktmesssystem) je Achse betreiben können.
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Beitrag 04.08.2015, 19:32 Uhr
HSM
Level 1 = Community-Lehrling
*

Vielen Dank für die ausführliche Antwort!

QUOTE
Wenn du auf USB verzichten kannst und LAN nutzen kannst


Da bin ich eigentlich flexibel.

QUOTE
sind die Ansprüche an die Steuerung wohl doch nicht so wirklich hoch?


Das sehe ich immer im Verhältnis zur Maschine. Meine Ansprüche an die Flexicam sind z.b. nur so hoch wie man es von einer Holzmaschine mit 8KW sk30 Spindel erwarten kann... A-Class Oberflächen und H6/H7-Passungen in Alu sind da nur schwierig zu erzeugen. Mal von der Kunststoff-ASP abgesehen.
Die DMC hat eine iTNC 530, mit der wir ganz zufrieden sind. Die schlechte Dynamik liegt wohl eher daran, dass die DMC nicht stark genug beschleunigen kann, oder keine "High-Speed-Settings" hat. Ist halt eher eine Universalmaschine. (8000er Spindel)

QUOTE
Die "echten" CNC-Steuerungen müssen unter anderem bis zu 2 Maßstäbe (für Motor- und Direktmesssystem) je Achse betreiben können.


Dies funktioniert mittlerweile dank Mesa 5i20 FPGA Karte auch unter linux. Motorencoder wird in eine Mesa 7i33 Karte geführt und Maßstab in die 5i20. Wie dynamisch das funktioniert, hängt dann wohl eher von der Reglereinstellung und dem maximalen Schleppfehler/Toleranz ab.
das Siemens und co. noch etwas Software-Magic gegen Schwingen und co. parat haben, zweifle ich damit aber nicht an!
Werde aber wohl trotzdem erstmal eine Maschine holen und mir dann noch ne alte Chiron als Bastelobjekt hinstellen. Das dauert eh meist länger als man denkt.

QUOTE
Von Fanuc-Steuerungen kann man zumindest im HSC-Bereich getrost abraten.


Wir gucken uns die Tage wohl eine fz08 mit i21M an und versuchen einfach mal ein HSC Programm laufen zu lassen. Werde berichten.
Interessant ist vor allem eine HSC-Schlichtkontur (http://www.imes-icore.de/_images/uploaded/...r/beispiel5.jpg als Freiform), bei der alle 3 Achsen simultan verfahren. Durch den Konturalgorithmus entstehen oft Fräsbahnen mit einem Umkehrwinkel von ca. 5-10°. Die Flexi mag sowas nicht und bremst oft gefühlt 1mm vor der Ecke. (z-Achse schwingt dann immer sichtbar mehrere Millimeter). Bei sowas geht die DMC schon ziemlich soft.

Vielen Dank für den Input!

Gruß Philipp

Der Beitrag wurde von HSM bearbeitet: 04.08.2015, 19:34 Uhr
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Beitrag 09.08.2015, 17:38 Uhr
macmaddog
Level 7 = Community-Professor
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QUOTE (Dicker Span @ 04.08.2015, 17:59 Uhr) *
Heidenhain iTNC 530 (ab erster Generation)
Siemens 840D Powerline (ab PCU 50)



Hallo Philipp,
also TNC530 uneingeschränkt ist nicht so ganz richtig.
Es sollte eine sein mit mindestens nem Pentium III und ner 100 Mbit Netzwerkkarte, ca. ab Baujahr 2005.
Denn sonst hast du lange Wartezeiten für große NC- Pogramme zum übertragen.
Und Mit den neumodigen Camzeugs biggrin.gif wie du das nennst gibt es große Nc-Files.
Ist schon ein Unterschied ob du 5 Minuten oder ne Stunde ein NC auf die Maschine schickst.
Zur Größe der Nc-Files hast du aber noch nichts berichtet.
Ich selbst habe eine MIT TNC530 von 2003 und eine mit 530 TNC von 2005.
Auf der "ALTEN" läuft schon mal das selbe Programm bis zu 6 Stunden länger.
Freiformdings und neumodischer CAMbahnenzeugs tounge.gif
Lernt man diese Sprache so auf der UNI? biggrin.gif
Und Finger weg von jeder Steuerung mit Serieller Schnittstelle oder ohne Festplatte, 10 Mbit Netzwerk ist unterstes Niveu, aber schon nervig und noch weit weit weg von schnell.
Eine Alternative ist vielleicht noch ne Millplus IT , auch von Heidenhain ab Version 520 .
Aber da kennt sich Dicker Span denke ich mal besser aus ab welcher Version da was geht.

mfG macmaddog


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"Bei weiteren Fragen einfach im Chat melden. mfG macmaddog. "
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Beitrag 13.08.2015, 20:26 Uhr
HSM
Level 1 = Community-Lehrling
*

QUOTE
Ist schon ein Unterschied ob du 5 Minuten oder ne Stunde ein NC auf die Maschine schickst.
Zur Größe der Nc-Files hast du aber noch nichts berichtet.


Das stimmt natürlich! Wie groß die Files sind weiß ich gerade nicht, muss ich nochmal nachgucken. Je nach Strategie kommen da aber schon mehrere 10.000 Zeilen zu Stande, wenn aufwendig geschlichtet wird.

QUOTE
Lernt man diese Sprache so auf der UNI?


Nee, in meinem Umfeld werden 3-Cam-Programme irgendwie immer schief angeguckt... (Dabei ist das wohl oft der Grund warum manche Betriebe eher ineffizient bearbeiten...)

QUOTE
Und Finger weg von jeder Steuerung mit Serieller Schnittstelle oder ohne Festplatte, 10 Mbit Netzwerk ist unterstes Niveu, aber schon nervig und noch weit weit weg von schnell.


Ok, also das, was ich schon vermutet habe.

Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, eine Maschine einfach mal auszutesten. (mit vermutlich ungeeigneter Steuerung)

Wie sieht es eigentlich mit den Roeders RMS 6 3.3 Steuerungen aus? Eigentlich müssten die ja, trotz dem Alter, relativ potent sein. (Zaubern konnten die aber wahrscheinlich auch nicht)

Gruß

Philipp
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Beitrag 16.08.2015, 16:16 Uhr
noobuntu
Level 2 = Community-Facharbeiter
**

QUOTE (HSM @ 13.08.2015, 19:26 Uhr) *
Wie sieht es eigentlich mit den Roeders RMS 6 3.3 Steuerungen aus? Eigentlich müssten die ja, trotz dem Alter, relativ potent sein. (Zaubern konnten die aber wahrscheinlich auch nicht)


Hallo Philipp,
mit einer RSM 6 V3.3 gehe ich davon aus, dass es sich um eine RP oder RFM Maschine handelt. Die Steuerung, als auch die Maschine sollte beim Trochoidfräsen dir keine Probleme bereiten. Großer Vorteil aller Röders-Maschine ist, dass du die Steuerung jederzeit auf den aktuellsten Stand upgraden kannst. Preislich hält sich das sehr im Rahmen ca. 10-12k. Die Steuerung hat klar ihre Stärken im HSC Bereich. Möchtest du jedoch an der Maschine programmieren, rate ich dir davon ab. Achte bitte zudem auf die eingebaute Spindel und deren Optionen. Je nach Spindel ist weder Bohren noch Gewindeschneiden drin.

Viele Grüße
noobuntu
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