Nach dem Stöbern in diesem interessanten und hilfreichen Forum möchte ich nun auch einmal Erfahrungen mit einbringen, vielleicht helfen sie ja anderen bzgl. zukünftiger Anschaffungen.
In unserer Lehranstalt wurden vor wenigen Monaten drei Maschinen der Marke
Spinner (Fünfachs-BAZ, Dreiachs-BAZ, Drehmaschine) in Betrieb genommen. Nach anfänglicher Euphorie über moderne Maschinen machte sich Ernüchterung breit und es wurde wieder einmal klar:
You get what you pay forWir besitzen keinerlei Ansprüche hinsichtlich der Präzision am Werkstück und können darüber auch keine Aussagen treffen. Allerdings zeigen sich auch im Lehrbetrieb und Standzeitversuchen die Schwächen:
1. geringe Steifigkeit (63er VHM-Messerkopf mit ap=1mm in 1.4404 nahezu unmöglich)
2. schlechte Instandhaltung (Zugänglichkeit Behälter etc.)
3. starke Leckagen
4. schlechte Verarbeitung selbst sichtbarer Komponenten
5. schlecht schließende/öffnende Türen
6. teils starke Korrosion auch an Anbauteilen und Innenraum
7. keine zweckgemäße Spülung (schlechte Positionierung, verbauter Boden) zum Spänetransport bei 3Achs-BAZ (+20min Maschinenreinigung/Tag!)
8. häufige Systemabstürze in Verbindung mit Überhitzung
9. Geräusche an Spindeln (unregelmäßig bei 3Achs-BAZ, 5Achs-BAZ bei max.
Drehzahl n=20000U/min nicht nutzbar)
10. hohe Geräuschentwicklung (Dröhnen, Lüftung)
11. Häufig inkorrekte Fehlermeldungen
12. keine gute Abstimmung mit Sinumerik-Steuerung (Fehlermeldungen beim Hochfahren)
Einige Lösungen sind derart dilletantisch (z.B. wegbiegende Türanschläge), dass sie am grundsätzlichen Verständnis für Konstruktion zweifeln lassen.
Ein wenig Recherche zeigte auch mögliche Ursachen:
Die Maschinen werden von Spinner mitsamt einigen Zulieferteilen in Deutschland bestenfalls endmontiert und geprüft. Die Fertigung findet in Taiwan und der Türkei statt. Das dort keine fundierte Berufsausbildung existiert wird schnell deutlich, der enorme Kostendruck (auch beim Einkauf) um diese Endkundenpreise und hohe Rabatte zu erzielen, tut sein übriges.
Kürzlich bestand der direkte Vergleich zu einer
Hermle C30. Eine Maschine wie von einem anderen Planeten - bis auf ein Surren beim Eilgang in der Y-Achse und eine drehmomentschwache (und nicht mehr angebotene) Spindel ein durchdachtes und bis ins Detail hochwertig verarbeitetes Werkzeug. Fehlerfrei und einfach zu handhaben auch nach 5facher Betriebszeit.
Hermle gewährte keine Rabatte und so wurde von dem gesparten Geld statt einer 5Achs-Maschine das 3Achs-BAZ zusätzlich angeschafft. Rückblickend ein Fehler, geblendet von einigen positiven Berichten und dem vertrauten Namen ist nun fraglich, welche Probleme in den nächsten Jahren zu erwarten sind.
Es zeigt sich immer wieder:
Am Werkzeug spart man nicht!Eigentlich eine Binsenweisheit und angesichts der möglichen Einsparungen ein nicht immer leicht zu gehender Weg - man kommt jedoch immer wieder darauf zurück.
Über Alternativen jenseits der Hermle kann ich mangelnder Vergleichsmöglichkeiten nichts sagen, wahrscheinlich ist von ähnlich billigen Maschinen auch von klanghaften Namen (z.B. DMG Eco-Serie) nicht mehr zu erwarten.
Dies soll jetzt nicht als "Spinner-Bashing" oder "Hermle-Werbung" verstanden werden, es sind einfach völlig unterschiedlche Werkzeugklassen.
Allerdings kann ich eine gewisse Wut angesichts des Umgangs mit dem Nimbus des deutschen Maschinenbaus nicht verbergen. Solche Anbieter von "assembled in Germany" sind rufschädigend und gefährlich für die Hersteller, die an Qualität und Standards festhalten - weltweit.
Vielleicht erfüllen die Spinner-Maschinen aller Unkenrufe zum Trotz die kommenden Jahre halbwegs defektarm und sind so eine kostengünstige Mindestlösung für wenig anspruchsvolle Anwendungen - "preiswerter" im eigentlichen Wortsinne sind sie jedoch keinesfalls.
Ich hoffe diese Erfahrungen helfen ein wenig, gerade wenn es um den Vergleich abseits der reinen technischen Daten geht.
Der Beitrag wurde von georgla bearbeitet: 06.10.2010, 11:41 Uhr