Hallo,
das sind in der Tat anspruchsvolle Werkstoffe, da kann man schon mal ins Schwitzen kommen! Ich versuche mal, ein paar deiner Punkte aufzugreifen:
Struktur der Stähle:
Bei 13-8 PH (1.4534, oft auch als 1.4543 referenziert, wobei 1.4543 eher XM-16 entspricht und 13-8PH eher 1.4534), 15-5 PH (1.4545) und 17-4 PH (1.4548, auch bekannt als AISI 630) handelt es sich um ausscheidungshärtende, martensitische Edelstähle. Ihre hohe Festigkeit erhalten sie durch eine Wärmebehandlung (Lösungsglühen und anschließendes Auslagern), die zu einer feinen martensitischen Struktur mit eingelagerten intermetallischen Phasen führt. Das unterscheidet sie deutlich von den von dir genannten austenitischen (1.4301) und den einfacheren martensitischen Stählen (1.4021, 1.4112), was auch die Zerspanbarkeit erklärt.
Beschichtungen:
Für diese Art von Werkstoffen ist TiAlN (Titan-Aluminium-Nitrid) in der Regel die bessere Wahl als die ältere TiN-Beschichtung. TiAlN-Beschichtungen bieten eine höhere Warmhärte und Oxidationsbeständigkeit. Das ist wichtig, da bei der Bearbeitung dieser zähen Stähle hohe Temperaturen an der Schneide entstehen. Eine Kühlung ist zwar nicht immer zwingend notwendig mit TiAlN, kann aber die Standzeit zusätzlich erhöhen. Moderne Weiterentwicklungen wie AlTiN oder sogar TiAlSiN können unter Umständen noch bessere Ergebnisse liefern, insbesondere bei sehr hohen Anforderungen.
Wendeplattengeometrie zum Drehen:
Eine positive Geometrie ist bei der Bearbeitung von rostfreien Stählen, und insbesondere bei diesen zähen PH-Stählen, meistens von Vorteil. Positive Geometrien reduzieren die Schnittkräfte, die Wärmeentwicklung und die Neigung zur Aufbauschneidenbildung. Das schont Werkzeug und Maschine und kann zu besseren Oberflächen führen. Scharfe Schneidkanten sind ebenfalls wichtig.
Schnittgeschwindigkeit beim
Drehen (Erfahrungswerte):
Deine aktuellen Werte für 13-8 PH (Vc 150 m/min, ap 3mm, f 0,2 mm/U) erscheinen mir für das Schruppen dieses Materials, besonders wenn du Probleme hast, eher sportlich. 13-8 PH gilt als einer der am schwierigsten zu zerspanenden PH-Stähle.
13-8 PH (1.4534/1.4543): Versuche es mal deutlich konservativer. Für das Schruppen würde ich eher im Bereich Vc 40-70 m/min starten, je nach Zustand und Stabilität deiner Aufspannung und Maschine. Einige Quellen geben auch bis zu 110-140 m/min an, aber das erfordert optimale Bedingungen und meist beschichtete Hartmetallplatten. Bei Problemen immer erstmal runter mit der Geschwindigkeit. Der Vorschub von 0,2 mm/U ist für's Schruppen okay, die Zustellung von 3mm ebenfalls, sofern stabil.
15-5 PH (1.4545): Ist tendenziell etwas besser zerspanbar als 13-8 PH, aber immer noch anspruchsvoll. Hier könntest du bei Vc 50-90 m/min für das Schruppen ansetzen.
17-4 PH (1.4548): Ähnlich wie 15-5 PH, vielleicht noch einen Tick "gutmütiger", aber die Unterschiede sind nicht riesig. Startwerte von Vc 60-100 m/min (im geglühten Zustand Condition A) können hier ein Anhaltspunkt sein. Im ausgehärteten Zustand muss die Geschwindigkeit oft reduziert werden. Ein Datenblatt erwähnt für Automaten sogar nur Vc ≈ 25 – 35 m/min.
Allgemein für PH-Stähle:
Achte auf eine stabile Aufspannung von Werkstück und Werkzeug. Vibrationen sind Gift.
Gute Kühlung ist meistens Pflicht, um die Schneide zu schützen und Späne abzuführen.
Die Zerspanbarkeit kann auch vom Wärmebehandlungszustand abhängen. Im lösungsgeglühten Zustand (Condition A) sind sie weicher, aber neigen stärker zur Kaltverfestigung. Im ausgehärteten Zustand sind sie härter, aber die Spanbildung kann kontrollierter sein. Für 17-4 PH gibt es Hinweise, dass eine spezielle Doppelauslagerung die Zerspanbarkeit verbessern kann.
Dein Hinweis, dass ihr eure üblichen "Niro-Platten" verwendet: Die PH-Stähle spielen festigkeits- und zähigkeitsmäßig in einer anderen Liga als z.B. ein 1.4301 (Austenit, relativ gut zerspanbar) oder auch ein 1.4021 (einfacher Martensit). Die PH-Stähle haben eine hohe Neigung zur Kaltverfestigung während der Bearbeitung, was die nachfolgenden Schnitte erschwert.
Speziell zu 17-4 PH findest du auch auf der Seite von Robemetall einige Infos zu den Eigenschaften, die indirekt die Zerspanbarkeit beeinflussen:
https://www.robemetall.de/produkte/stahl/17-4-ph/ Dort werden verschiedene Wärmebehandlungszustände mit entsprechenden Festigkeiten gelistet, was dir einen Anhaltspunkt für die Härte geben kann.
Vielleicht helfen dir diese Anregungen ja schon ein Stück weiter. Viel Erfolg und "Gut Span"!