Tieflochbohren D4 in Alu, Wer hat Erfahrung damit

Hallo zusammen,

Ich hab an einem Aluteil (Al Mg 4,5 Mn) Bohrungen D= 4mm mit einer Tiefe von 190 mm zu bohren.
Als Maschine steht ein Bearbeitungszentrum mit IKZ (18 Bar) zur verfügung.
Die Bohrungen sollten nur maximal 0,2mm verlaufen, da von zwei Seiten gebohrt werden muss. Die Gesamttiefe ist also 380mm.

Wer hat Erfahrung damit?

Welches Werkzeug würdet Ihr empfehlen?

Lässt sich das nur auf einer Tieflochbohrmaschine machen?


Besten Dank

Gruß

audi

Wenn du einen Einlippenbohrer mit dem Durchmesser hast müsste das schon gehen. Erstmal ne Pilotbohrung die ein paar Hundertstel kleiner ist rein. Dann mit dem ELB mit geringer Drehzahl anbohren und sobald die Bohrtiefe so gross wie der Durchmesser ist kannst du Gas geben. Allerdings weiss ich nicht ob die 18bar Druck dafür ausreichen. Und wichtig möglichst fette Emulsion.

Gruss Uli

@ audi

18bar ist zwar ein bisschen wenig für den kleinen Durchmesser, aber das wird schon funktionieren. Ist ja "nur" Alu...

Was die 0,2mm Verlauf angeht...das kann Dir wohl keiner versprechen. Das ist eine Sache auf gut Glück. Gerade weil es von 2 Seiten gebohrt wird. Wäre es von einer Seite dann könntest Du mehr Glück damit haben. Aber ich ahne es schon....Z Endschalter

Um Deine Fragen mal kurz und knapp zu beantworten:

Wer hat Erfahrung damit?

Ich, unter anderem. 11 Monate nix anderes getan als tiefe Löcher gebohrt.

Welches Werkzeug würdet Ihr empfehlen?

Wie schon geschrieben einen Einlippenbohrer. Erhältlich bei Brecht oder auch Botek Falls einer der beiden insgesamt billiger sein sollte, dann nimm die billigere Variante. Glaub mir, von der Qualität her beide gleich. Da braucht man sich von den Vetretern auch nix anhören lassen...

VHM-Kopf besteht meist aus K10. Dann gibt es noch S25...speziell entwickelt worden, wenn der Bohrer eine andere Bohrung durchdringt....bringt aber auch nix. Ausser "Cash in the Trash!" Auf Deutsch rausgeworfenes Geld..


Lässt sich das nur auf einer Tieflochbohrmaschine machen?

Nein! Jede andere Maschine mit Innenkühlung ist auch dafür geeignet. Der limitierende Faktor ist und bleibt der Kühl/-Schmiermitteldruck an der Schneide.



@uli 12 us

Pilotbohrung ja, aber ein paar hundertsel kleiner??? Das ist mir neu. Bei Al ist es womöglich ganz egal, aber bei St kann ich es absolut nicht verantworten. Ein leichter Schlag oder eine zu kleine Pilotbohrung zerstört sofort den Hartmetallkopf. Und selbst wenn es den Anschein macht, dass der Kopf überlebt hat, gibt es mit 100% Wahrscheinlichkeit einen leichten Hauptschneidenausbruch, der sich negativ auf die Qualität der Bohrung auswirkt.

Hallo, "Audi"

Wenn solche Bohrungen nur sporadisch kommen und es keine Großserie wird, sowie der nötige KM-Druck für das Tieflochbohren fehlt nehme ich in solchen Fällen Gühring SpiBoh "GT100."
(ohne IKZ)

Die gibts, glaube ich bei D=4mm bis ca 190 Schneidenlänge.
Wenns nicht ganz glangt, habe ich auch schon mal die Spiralnute per Hand um 10mm "zurückversetzt".
Bohre übrigens in 42CrMo4V damit.
Die Dinger gehen sehr stabil, auch in Alu.
Mann muß halt fleißig ausspänen. (alle 5-10mm)

Kommt auf alle Fälle billiger, als einen Tieflochbohrer versuchsweise
aufzuhaxen.

Wie gesagt, für wenige Bohrungen auf einer normalen Maschine.

mfg
Franz.X

Hallo CNC-Fuchs,
gut, dass du mit Tieflochbohren Erfahrung hast.
Vom Z-Weg her sollte es auch von einer Seite her gehen.

Frage zum Arbeiten mit Tieflochbohrern:
Wie tief sollte die Pilotbohrung sein?
Nach welcher Bohrtiefe sollte entspänt werden?
Verwendest Du einen Bohrzyklus von Heidenhain 426?
Ist es richtig, beim entspänen nicht ganz aus der Bohrung zu fahren?
Welche Schnittwerte kann man bei D=4 in Alu fahren?

besten Dank!

@Franz X
Da es momentan nur ingesamt 8 Bohrungen sind, werde ich mir auch Deine Alternative überlegen. Denn wenn ich meinen Kunden die Werkzeugkosten für den Tieflochbohrer berechne, haut´s den vermutlich vom Hocker

Gruß

audi

Also beim Tieflochbohren mit ELB wird überhaupt nicht entspant. Wenn du nicht unbedingt eine glatte Bohrungswand brauchst dann ists natürlich sinnvoller anstatt geringfügig kleiner die Pilotbohrung ein paar hundertstel grösser zu bohren so dass der Bohrer halt sauber geführt ist. Wenn du das beispielsweise mit nem 3er einschneider ausfräst ist das ja kein Problem. Richtig Erfahrung damit hab ich nicht. Ich denke aber wenn die tiefe der pilotbohrung dem Bohrdurchmesser entspricht hat der bohrer ausreichend Führung. Bissl tiefer schadet aber auch nicht.

Gruss Uli

Hallo erstmal

Ich muss zwar wenig Tieflochbohren, aber wir haben im Betrieb ne IXION TLB-Maschine und da wird nichts entspant(hat auch 50 bar Öldruck) auch bei D4mm. Bei uns wird auch immer die Pilotbohrung H7 gerieben und zwar so tief, das der HM-Kopf zu 2/3 bis 3/4 mindestens im Teil ist. Ich denke mal, das die 18 bar Druck für eine solche Bohrung reichen. Ich selbst habe erst letzte Woche eine Bohrung D8,8 in vergüteten Stahl gemacht und die sollte 350 durch(Schmierbohrung) und ich habe nur 4-5 bar und keine IKZ sondern nur nen Kühlmittelring. 200mm bin ich ohne jegliche Probleme reingekommen, aber dann kamen die späne nicht mehr raus. also musste ichca. alle 30mm aus der Bohrung raus(immer wenn hinten nur noch wenig Wasser rauskam) und entspanen. Nur beim Rausfahren immer schön Drehzahl aus . Wir haben auch in GGG schon Bohrungen von 2 seiten aus gemacht und da hatten wir in etwa 0,2mm Versatz(laut Augenmass)


Ich hoffe ich konnte helfen

rotti78

Hallo Tieflochbohrer,

noch eine Frage:
Was ist beim Einfahren in die Pilotbohrung zu beachten. Ich denke mal eine kleine Schlupffase braucht man , damit das Werkzeug sich erstmal zentriert.

Wird mit stehender Spindel oder mit laufender Spindel in die Pilotbohrung gefahren?Was ist, wenn der Bohrer einen Rundlauffehler hat und somit nicht zentrisch in die Bohrung geht?
Sorry, dass ich so unbeholfen frage, aber ich will den teuren Bohrer nicht schon beim Einfahren zerstören.

Gruß

audi

@ audi

Wie tief sollte die Pilotbohrung sein?

In der Regel 1xD, aber bei solchen Bohrungen lieber 2xD, da er sonst beim Anlaufen am Hartmetallkopf zerreißt.

Nach welcher Bohrtiefe sollte entspänt werden?

Kein entspänen!

Verwendest Du einen Bohrzyklus von Heidenhain 426?

Nein, ein selbst geschriebenes. Also das Vorbohren erspare ich mir mal, denn da kann man ja die üblichen Bohrzyklen verwenden. Am genauesten geht es mit einem VHM. Bohrtiefe für den VHM=10mm.

L X... Y... Z2 M4 S200 F500 [Vorpositionieren]

L Z-8 F30 [Einfädeln]

L IZ +0,5 [Abheben um ein Abstumpfen der Schneide zu vermeiden]

L S6000 F100 M3 [Umschalten der Drehrichtung, Drehzahl]

L M75 [Höchste Druckstufe einstellen]

L M7 [Innenkühlung einschalten]

CYCL Verweilszeit 2s [Nötig wegen M3 und S]

L Z-190 [Bohren der Gesamttiefe]

L IZ+0,5 [Wiederum um 0,5mm abheben]

L M5

L M9

L Z2 F2000

M30

Wegen dem M4 bitte nicht wundern. Dies wird gemacht, damit der Bohrer nicht im Startloch verkeilt.

Falls es bei diesem Vorgang mit M4 zu Störungen kommen sollte (Bohrer schlägt zu stark, Bohrer fädelt nicht ein usw.), dann reduziere die Drehzahl auf 50-100. Ist das Problem immer noch vorhanden, dann von Hand einfahren bis auf Z-8, mit M4 anlaufen, 0,5mm abheben lassen und wie gehabt weiterfahren.

Vorsicht!!! Beim anfahren nächster Bohrungen nicht im Eilgang verfahren, da der Bohrer sonst ohne Lynette oder Bohrbuchsenhalter sehr stark wackelt. Am besten immer dabei bleiben beim Tieflochbohren.

Ist es richtig, beim entspänen nicht ganz aus der Bohrung zu fahren?

Wie gesagt, entspänen ist nicht notwendig, aber falls es notwendig sein sollte, dann nicht rausfahren. Da würde der Bohrer direkt abreißen.

Welche Schnittwerte kann man bei D=4 in Alu fahren?

Schwer zu sagen, da die Maschine und die dafür vorgesehene Vorrichtung ausschlaggebend ist und natürlich der Druck.
Hier habe ich mal einen Richtwert von vc=75m/min angegeben. Wie gesagt...Richtwert. Den jeweiligen Bedingungen bitte stets anpassen.

noch eine Frage:
Was ist beim Einfahren in die Pilotbohrung zu beachten. Ich denke mal eine kleine Schlupffase braucht man , damit das Werkzeug sich erstmal zentriert.

Horizontal oder Vertikalmaschine? Bei Horizontal ruhig eine 0,5-1mm Fase von 90° anbringen.

Wird mit stehender Spindel oder mit laufender Spindel in die Pilotbohrung gefahren?

Man kann beides versuchen. Ich halte es mit laufender Spindel für sinnvoller!

Was ist, wenn der Bohrer einen Rundlauffehler hat und somit nicht zentrisch in die Bohrung geht?

Entscheidend ist der VHM Kopf. Wenn der erstmal drin ist, dann kann so gut wie nix schief gehen. Es sei denn, der Bohrer hat einen so erheblichen Schlag, dass er direkt sichtbar ist. Wenn das der Fall ist, dann kann der Bohrer entsorgt werden.


Falls noch Fragen sind...



...Ansonsten viel Erfolg!

Hallo CNC-Fuchs,
Danke daß Du es so genau erklärt hast.
Das mit dem Programm war eine gute Idee. Auf die Idee mit dem Linkslauf wär ich nicht gekommen!
So ist das gut nachzuvollziehen.

Jetzt kann ich wenigstens für das Teil ein Angebot abgeben, da ich nun weiß, daß es technisch auf einen BAZ machbar ist.
Falls ich den Auftrag bekomme werde ich Berichten wie es funktioniert hat.

Schöne Grüße

audi

Ja,ok. Ich wünsche Dir viel Erfolg.

PS: Am besten mal eine Probebohrung machen.Da kann man ja noch tüfteln...welche Drehzahl, welcher Vorschub...