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Das Schott-Glas Zerodur, das
Heidenhain für hochwertige Maßstäbe nimmt, hat keine Wärmedehnung oder eine geringe, kann man so bestellen. Hier wirkt ein chemischer Vorgang der physikalischen Wärmedehung entgegen.
Hm - das hört sich natürlich erstmal sehr gut an - auf den ersten Blick.
Der Haken an der Sache ist aber die Tatsache, daß dann auch der Wärmeausdehnungskoeffizient des Maßstabs deutlich anders ausfällt als jener vom Maschinenteil, an dem der Maßstab befestigt ist. Dann messe ich vom Maßstab selbst ausgehend zwar immer dasselbe - aber wie siehts dann am Werkstück aus, im Bezug vom Tisch auf die Spindel?
Wenn ich jetzt mal von meinem Arbeitsplatz ausgehe (SIP 5000/7), dann sehe ich da an allen Achsen eine Kompensationsmöglichkeit, dazu ist der
Kühlschmierstoff ebenso wie das Getriebeöl der Spindel temperiert (die Spindel selbst hat Dauerfettschmierung), die Temperatur wird am Tisch, am Querbalken des Gantryantriebs sowie an der Spindel überwacht. Der Tisch selbst verfährt nur in X-Richtung, ist gemessen an seiner Größe (1200x1700mm) mit 2,5t ziemlich massiv. An dieser Maschine befinden sich Maßstäbe aus Stahl, die Abtastung erfolgt optisch auf einem eingeätzten Gitter, die Auflösung beträgt 0,0001mm. Diese Maßstäbe haben denselben Ausdehnungskoeffizienten wie der Maschinenkörper aus Guß. Derzeit können wir auf Kompensationskorrekturwerte in den Maschinendaten komplett verzichten da sowohl die Raumtemperatur als auch die Öl/Wassertemperaturen stabil genug sind.
Bei durchgehender Naßbearbeitung habe ich auch bei großen Werkstücken keine Abweichungen größer als 0,01mm bei Kontrolle der Bezugspunkte. Nur wenn ich von Naß- auf Trockenbearbeitung wechsle, habe ich bei längerer Trockenbearbeitung größere Abweichungen, bis zu 0,03mm am Werkstück. Das liegt dann aber nicht an der Maschine, nicht am Maßstab - sondern allein an der Bearbeitungsabwärme, die natürlich nicht automatisch korrigierbar ist - da ist dann eine Kontrolle per Meßtaster halt obligatorisch.
Ein weiteres Problem sind die geometrisch bedingten Unlinearitäten von Maßstäben, sei es nun durch die Montage des Maßstabs selbst - oder durch die Bewegung der Achse. Wenn die Achse aus Gewichtsgründen einen Bogen fahren muß, dann muß ich diesen Bogen auch am Maßstab korrigieren. Das geht bei bestimmten Heidenhain-Maßstäben/älteren Steuerungen durch Verspannen des Glasstabs (dort sind alle 50-100mm entsprechende Stellschrauben), oder bei moderneren Exemplaren in den Maschinendaten. Das komplizierte hieran - bei Erwärmung oder wechselnder Massebelastung des Maschinenkörpers kann sich diese Kurve auch wieder ändern.
Gruß
Stefan