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Mit Rapid-Technologien
zur innovativen Kamera

Dass die Welt eine Kugel ist, ahnten schon die alten Griechen - mit Ibi360 wird nun auch die Welt der Bilder rund. Die 360-Grad-Linse der kleinen Kamera erlaubt die Aufzeichnung von Panorama-Fotos und Videos, in die man regelrecht eintauchen kann. Entwickelt wurde das pfiffige Lifestyle-Produkt, das im Herbst auf den Markt kommen soll, von dem kanadischen Startup-Unternehmen Tamaggo auf eine ungewöhnliche und integrative Methode.

Pate für Entwicklung und Konstruktion stand die Software PTC Creo 2.0. Stéphane Lepage, Technischer Direktor bei Tamaggo inc., Quebec, klappt den kleinen, metallischen Standfuß an der eiförmigen Kamera Ibi360 aus, stellt sie auf den Boden und drückt auf den Auslöser. „That's it“, sagt er. Die Rundumsicht lässt sich vom acht Gigabyte großen Speicher der Kamera über Wifi oder Bluetooth an Smartphone, Tablet-PC und ähnliche Geräte übertragen und sofort visualisieren. Eine spezielle Darstellung sorgt dafür, dass die einzelnen Ansichten ohne den typischen Fischaugen-Effekt dargestellt werden – man streicht über den Bildschirm, um den Blickwinkel zu verändern und zum nächsten Bildausschnitt zu navigieren, bis man zum Ausgangspunkt der Rundumsicht zurückkehrt.

Erfunden hat die Panomorph-Technologie für die 360-Grad-Bildaufzeichnung der Franzose Jean Claude Artonne, Gründer und Chef von Tamaggo –zunächst mit dem Ziel, sie an andere Hersteller zu verkaufen. Auf die Idee, selbst ein Produkt für den Konsumgütermarkt zu entwickeln, kamen Artonne und Lepage Ende 2011. „Wir saßen am Küchentisch meines Hauses in Montreal und träumten davon, die Technologie zu einem erschwinglichen Preis dem normalen Verbraucher zugänglich zu machen", erzählt der gelernte Industriedesigner, der gleich die ersten Skizzen für die Kamera zu Papier brachte. In lediglich neun Monaten wurde daraus ein serienreifes Produkt.

Tamaggo ist klein, aber mit großen Wachstumsplänen. Ohne ein einziges Produkt verkauft zu haben, beschäftigt die privat finanzierte Firma mit Hauptsitz im kanadischen Montreal inzwischen knapp 100 Mitarbeiter, von denen rund die Hälfte in der Softwareentwicklung arbeitet. Die Software sei der Schlüssel zum Erfolg des Produkts und der beste Schutz vor Nachahmern, meint Lepage: „Das Produkt selbst ist nett, hat aber eigentlich nur begrenzte Funktionen. Die eigentliche Magie findet auf den Endgeräten statt, mit denen man es verbinden kann, um die Inhalte gemeinsam zu nutzen.“

Schnelle Änderungen
im Lauf der Entwicklung

Die wohl größte Herausforderung bei der Gestaltung von Ibi360 bestand darin, eine ansprechende äußere Form zu finden, ohne genau zu wissen, wie groß das Innenleben sein würde. „Im Unterschied zum Styling einer Fahrzeugkarosserie hatten wir kein komplettes Engineering-Package", erläutert Lepage, der sechs Jahre lang im Karosseriedesign beim französischen Automobilhersteller PSA gearbeitet hat. „Es gab zwar ein erstes Paket mit der Linse und den wichtigsten Komponenten, aber keiner der Elektronik-Entwickler konnte uns mit Sicherheit sagen, ob alles reinpassen würde.“

Tatsächlich sah der erste, funktionsfähige Prototyp ganz anders aus als das spätere Produkt, nicht nur was Aufbau, Anordnung und Orientierung der Leiterplatten anbelangt. Auch das Gehäusedesign hat sich nach den ersten haptischen Tests noch einmal verändert - es ist abgeflachter bzw. ovaler geworden, so dass im Prinzip noch weniger Platz für das Innenleben zur Verfügung steht. Das Gehäuse sei jetzt so dicht bepackt, dass es kaum noch Luft enthält, sagt Lepage. Die Testmuster wurden auf der Basis der 3D-Modelldaten mit Hilfe von Rapid Product-Development-Verfahren erzeugt.

Foto: PTC

Vom Konzept zum Produkt
in einem Modell

Mit Ausnahme der Leiterplatten wurden Gehäuse und Innenleben der Kamera durchgängig in PTC Creo 2.0 modelliert, und zwar vom ersten Konzeptentwurf bis zum finalen Produktmodell. „Das ist der Grund, warum wir in der Entwicklung so schnell waren“, versichert Lepage. „Ich arbeite seit 20 Jahren mit der 3D-Software von PTC, was für einen Industriedesigner ein bisschen ungewöhnlich ist, aber sie bietet ausgezeichnete Fähigkeiten bei der Flächenmodellierung. Die Arbeit an einem integrierten Modell hat den riesigen Vorteil, dass ich noch sehr spät im Designprozess massive Änderungen vornehmen kann, was gerade bei der Entwicklung eines brandneuen Produktes häufig vorkommt." Die Modelle der Leiterplatten mit den jeweiligen Bauteilhöhen importierten die Ingenieure bei jeder Änderung im IDF-Format, was die Abstimmung vereinfachte.

Interessanterweise machten die Designer wenig Gebrauch von den direkten Modellierfunktionen, die zu den wesentlichen Neuerungen in Creo gehören. Vielmehr starteten sie direkt mit der parametrischen Modelliertechnik, um ein einfaches Skelettmodell mit wenigen Flächen aufzubauen, das dann als Referenz für Hunderte von Bauteilen diente. „Wir Designer sind es gewohnt, mit Leitkurven zu arbeiten. Es reicht nicht aus, Flächen ansprechend zu gestalten, man muss sie auch kontrolliert modifizieren können“, meint Lepage.

Die meisten Ingenieure bei Tamaggo kannten Pro/ENGINEER, aber sie hatten keinerlei Erfahrung mit Creo. Obwohl sie aus Zeitmangel keine externe Schulung erhielten, dauerte es nicht mal einen Tag, bis sie mit der neuen Software umgehen konnten. Der auffälligste Unterschied gegenüber Wildfire 5 ist, dass die Benutzerführung komplett umgestaltet und wesentlich vereinfacht wurde, wie Lepage versichert. „Sogar die Designer, die vorher mit anderen CAD-Systemen gearbeitet hatten, waren nach wenigen Tagen von Creo begeistert, weil die Software gerade bei der Modellierung von komplexen Flächen deutlich überlegen ist. PTC hat sie für das Design um die Möglichkeit erweitert, komplexe Kurven fünfter Ordnung bzw. Flächen mit einer entsprechend hohen Stetigkeit zu erzeugen.“ In den nächsten Wochen wird die erste Kamera mit Rundumsicht auf den Markt kommen – in fünf verschiedenen Farben und mit vielen Accessoires, wie sich das für ein Lifestyle-Produkt gehört. „Wir wollen die Produktion langsam hochfahren, um ihre Zuverlässigkeit sicherzustellen.“ Tamaggo will eine ganze Produktfamilie auf den Markt bringen, um unsere Weltsicht abzurunden.

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