Jan Viesel

Georg Maschinentechnik

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Industrie 4.0 macht
vor Pressen nicht halt

Das Geschäftsmodell von Georg Maschinentechnik trägt der Forderung der Industrie Rechnung, nicht mit Daten an sich ein Geschäft zu machen, sondern mit der Hard- und Software sowie mit deren Implementierung. Das Thema Industrie 4.0 kann man selbst in der nicht-technischen Öffentlichkeit kaum übersehen, dennoch könnte die Bandbreite der Betrachtung nicht unterschiedlicher sein.

„Das gibt es doch schon seit 30 Jahren“, lautet eine der Reaktionen. Diese Bemerkung bezieht sich auf die DNC-Technik (Leitstandtechnik von CNC-Maschinen) beziehungsweise einen CAD/CAM-Verbund mit Datendurchgängigkeit vom CAD bis an den Datensatz des Werkzeugmaschinenprogramms. Andere betrachten das Thema Industrie 4.0 als Feigenblatt für ein gigantisches Förderprogramm oder sind infiziert von der Vision kollaborierender Maschinen.

Georg Maschinentechnik aus Neitersen im Westerwald ist ein gutes Beispiel dafür, dass karge Böden und raues Klima nicht innovationsfeindlich sind. In dem Unternehmen, das 1925 von Karl Georg gegründet wurde, ist der Funke Industrie 4.0 übergesprungen. Spannend dabei ist, dass es für Industrie 4.0 nicht nur eine einzige, sondern vielfältige Lösungen gibt, die sich ergänzen können. So gibt es Anbieter von MES-Systemen (Manufacturing Execution System), einer Weiterentwicklung des DNC-Ansatzes, die die Daten von Maschinen unzensiert sammelt und auf der Leitebene oder in der Cloud analysiert. Demgegenüber stehen die Bemühungen der Sensorhersteller, Wertschöpfung der Datenanalyse sowie Aufbereitung in den Sensor zu legen und über intelligente Bussysteme (I/O-Link) zur Anzeige beziehungsweise zur weiteren Analyse zur Verfügung zu stellen.

Georg Maschinentechnik hat neben dem Neumaschinengeschäft auch einen hohen Anteil der Geschäftstätigkeit im Bereich Retrofit, da Pressen üblicherweise eine sehr lange Lebensdauer haben. Die Pressen zeichnen sich in der Tradition des Schwermaschinenbaus aus der Region Südwestfalen und dem Ruhrgebiet durch eine sehr hohe Robustheit aus.

Das führt dazu, dass in einem durchschnittlichen Presswerk auch Maschinen ihren Dienst verrichten, deren Steuerungshersteller schon lange nicht mehr am Markt sind und deren analoge Signale sich nicht einfach in ein Bussystem integrieren lassen. Diese Maschinen haben in der Regel nur symbolische Buchwerte. Eine umfassende Digitalisierung würde eine neue Steuerung erfordern, die die Buchwerte entsprechend erhöht. Alternativ gehen durch ein Ausklammern der Altmaschinen wertvolle Nutzen von Industrie 4.0 verloren, da die Produktion nicht allumfassend beispielsweise bezüglich der Kapazitäten betrachtet werden kann.

Getrieben von dieser Erkenntnis hat Georg Maschinentechnik eine Lösung entwickelt. Die autarke Datenanalyse vor Ort an der Maschine hebt bereits erste Nutzen, die sich auch betriebswirtschaftlich abbilden lassen: Reduzierung des Energiebedarfs durch laufende Prozesskraftanalyse, Erhöhung der Verfügbarkeit infolge reduzierter Stillstandzeiten sowie Reduzierung von Ausschusskosten infolge frühzeitiger Erkennung von Unregelmäßigkeiten. Bereits Nutzen zu bieten ohne jede Vernetzung, trägt auch der Diskussion um Datenschutz Rechnung. Neu ist die Vision, die Daten unterschiedlicher Steuerungshersteller aus unterschiedlichen Epochen als Basis einer neuronal vernetzten Funktionalität aufzubereiten, bis die Vision der cyberphysischen Systeme in einigen Jahren flächendeckender Standard sein wird.

Lösung der ersten Generation

Die Lösung der Georg Maschinentechnik baut auf marktgängigen zukunftsfähigen Hard- und Softwarelösungen auf und nutzt Bausteine aus dem Open-Source-Umfeld. Eingebunden in ein hochwertiges lasergesintertes Gehäuse ist die Erfassung von acht digitalen sowie zwei analogen Signalen möglich. Dargestellt werden die zueinander in Relation gesetzten Verläufe und mittels mathematischer Algorithmen aufbereiteten Signale auf einem Touchscreen. Die Signale können auch mittels Wlan oder anderen Schnittstellen übertragen werden.

Der Schaltschrankeinbau ermöglicht kurze Verdrahtungswege der Signale. Die vertikale Aufbereitung der Signale vor Ort enthält die pressenspezifischen Kenntnisse aus dem Hause Georg. Genau diese Kenntnisse finden sich nicht im Silicon Valley. Aus dieser Beobachtung entspringt die logische globale „Arbeitsteilung“: Robotik aus Japan, Betriebssysteme und horizontale Funktionalität aus den USA und die maschinenspezifische vertikale Integration aus Deutschland.

Titelbild: Georg Maschinentechnik

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