Gerd Knehr

Journalist

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Intralogistik

Autonom im Lager

Die Migros Verteilbetrieb AG macht sich mit autonomen Horizontalkommissionierern von Still fit für die Zukunft. Durch das zunehmende Onlinegeschäft beim Schweizer Einzelhändler Migros wurden der Ausbau und die Reorganisation der Logistik dringend notwendig. Bei der Migros Verteilbetrieb automatisierten die Schweizer im Erweiterungsbau den gesamten Non-Food-Bereich des manuellen Logistikbetriebs. Auf der Grundlage des Omni-Channel-Managements von Filialgeschäft und E-Commerce wurde ein optimales Lagerkonzept für das gesamte Distributionszentrum entwickelt. Die nicht automatisierbaren Artikel werden mit effizienten Pick-by-Voice-Lagersystemen und autonomen Fahrzeugen ergonomisch, schnell und wirtschaftlich kommissioniert.

Als größter Logistikbetrieb des Schweizer Einzelhändlers beliefert die Migros Verteilbetrieb zirka 900 Supermärkte. Online-Bestellungen von Produkten, Ersatzteilen oder Zubehör wie zum Möbelsortiment werden an die gewünschten Adressen geliefert. Mit dem Ausbau und der Reorganisation der gesamten Logistikplattform werden 105.000 Artikel der Bereiche Near/Non Food, Tiefkühllogistik und Textil schneller und effizienter gemanagt. 200 Millionen Transport Units werden so jährlich ausgeliefert.

Zur Lagerhaltung des immensen Sortiments dienen 266.000 Palettenstellplätze in den Hochregallagern mit sechs verschiedenen Temperaturzonen von minus 26 bis plus 25 Grad Celsius. Darüber hinaus werden in der Mehrwertlogistik Multipacks, Displays sowie Geschenkkörbe zusammengestellt, etikettiert, verpackt, um- oder zwischengelagert und innovative Lösungen entwickelt.

Kommissionieren mit Pick-by-Voice

Im manuellen Kommissionierlager werden diejenigen Artikel konfektioniert, kommissioniert und verteilt, die nicht automatisiert zu einer Sendung zusammengestellt werden können. Dies sind vor allem sperrige, komprimierbare und empfindliche Artikel aus Bereichen wie Spielwaren, Gartenzubehör, Elektronik, Waschmittel oder WC-Papier.

Aufträge erhält der Kommissionierer durch eine automatisch generierte Computerstimme auf das Pick-by-Voice-System. Per Spracheingabe befördert ein Regalbediengerät und Rollenförderer das Lagergut zum Pickplatz. Die Ausführung quittiert die Person mit der Stimme. Da beide Arme frei bleiben, kann man schneller und effizienter die Aufträge abarbeiten. „Mit dem Pick-by-Voice-Lagersystem und den autonomen Fahrzeugen von Still stehen uns modernste Technologien zur Verfügung, die auch für die Herausforderungen in naher Zukunft nützlich sein werden“, sagt Manfred Walther, Leiter Operations bei Migros Verteilbetrieb.

Optimal zum Picken

Der OPX iGo neo ist ein Fahrzeug, das den Mitarbeitern während der Kommissionierung im Gang autonom folgt. Mittels der intuitiven Fernbedienung kann die optimale Position des Fahrzeugs zur Pick-Position eingestellt werden, das heißt, am Anfang, Mitte oder Ende der Paletten auf dem Fahrzeug. Dank des Assistenzbetriebs stoppt das Fahrzeug an der optimalen Pick-Position und ist immer ideal zur bedienenden Person positioniert. Sie kann sich so ganz auf die Arbeit konzentrieren und komfortabel die Schichtung der gepickten Artikel auf den Paletten vornehmen.

Individuelles Kommissionieren

Der Fahrzeugabstand zum Regal kann durch die Mitarbeiter individuell eingestellt werden. Dank der Anpassungen an spezifische Bedienervorlieben findet ein individuelles Kommissionieren statt. Kolonnenfahrten sind selbst bei dichtem Verkehr möglich. Jederzeit und ohne Verzögerungen können die Mitarbeiter zwischen autonomem Assistenzbetrieb und manuellem Betrieb wechseln. Der Wechsel in den manuellen Betrieb erfolgt automatisch mit dem Aufsteigen auf die Fahrerstandplattform.

Mehr Sicherheit im Lager

Laserscanner zur Kollisionsvermeidung sorgen für mehr Sicherheit in der Lagerumgebung. Durch das intelligente Zusammenspiel von Mensch und Maschine werden Unfälle und Gewaltschäden vermieden. Im Assistenzbetrieb umfährt der OPX unkritische Hindernisse eigenständig und hält vor kritischen Hindernissen. „Bemerkenswert ist auch die LED-Signaleinheit des OPX. Sie zeigt allen Bedienenden, ob der OPX im autonomen Assistenzbetrieb operieren oder manuell gesteuert werden kann. Anhand der Bewegung der Laser-Leuchtpunkte kann sofort erkannt werden, welche Regalausrichtung vorliegt – linke Seite, Mitte oder rechte Seite. So ist deutlich zu erkennen, wie sich das autonome Fahrzeug gerade orientiert“, hebt Christian Russo, Mitarbeiter der Kommissionierung, hervor.

Autonomer Seitenwechsel

Eine Innovation ist die Z-Kommissionierung, das heißt, das wechselseitige Picken von Artikeln im Regalgang. Entweder per Fernbedienung oder mit der Assistenztaste auf der jeweiligen Fahrzeugseite kann das Fahrzeug autonom die Regalseite wechseln. Nach dem Seitenwechsel orientiert sich das Fahrzeug an der Regalkontur der ausgewählten Seite.

Verbesserte Bewegungsverfolgung

Im autonomen Assistenzeinsatz hat sich dank des Hybrid-Tracking-Systems die Erkennung des Bedieners deutlich verbessert. Mit der Kombination der beiden Bewegungsverfolgungssensoren, einerseits per Laser am Fahrzeug und andererseits per Funk an der Fernbedienung, verfolgt der OPX die Position der Mitarbeiter eindeutig. Das Fahrzeug reagiert also auf seinen Bediener und auf seine Umgebung zuverlässig. Der Einsatz ist auch bei starkem Verkehr im Regalgang zuverlässig und sicher.

Rolf Urech, Leiter Projekte/FFZ ergänzt: „Der OPX iGo neo ist von allen Fahrzeugen auf dem Markt, die wir getestet haben, am weitesten entwickelt. Die vielfältigen Möglichkeiten des autonomen Horizontalkommissionierers von Still haben uns überzeugt.“ Nach der umfangreichen Testphase wurden 27 Fahrzeuge angeschafft.

Autonome Prozesse

Durch das intelligente Erkennen und die situative Reaktion auf dynamische sowie statische Objekte wie auch auf Personen werden Kraft und Energie gespart. Laufwege mit Last wurden deutlich reduziert und bis zu 75 Prozent des Auf- und Absteigens beim Kommissionieren eingespart.

Der nahtlose Übergang vom autonomen Assistenzbetrieb zur manuellen Steuerung macht die Nutzung des OPX iGo neo überall dort sinnvoll, wo ein Mittelweg zwischen Vollautomatisierung und traditionellem Lager eingeschlagen wird. Implementierungsaufwand wie das Programmieren von Fahrstrecken oder die Anpassung der Lagerumgebung sowie eine IT-Infrastruktur wie ein WLAN-Netzwerk sind nicht nötig. „Der OPX ist genau auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten. Infolge des Fahrerassistenzbetriebs haben sich vielfältige Möglichkeiten zur Erleichterung unseres täglichen Geschäfts ergeben. Mehr Produktivität und weniger Pickfehler sind die Folge“, hebt Walther hervor.

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