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Innovationen

Realistisches Erleben virtueller Welten

Einen Blick in die Zukunft kann man schnell mal riskieren. Videobrille auf, Optik justieren, und dann kann die Expedition losgehen. Was bisher Forschern und Produktentwicklern vorbehalten war, könnte Einzug in die Wohnzimmer halten: Nahezu reales Erleben digitaler Welten.

Sehr gefragt sind Systeme, mit denen man virtuelle Welten entstehen lassen kann. Mit größerem Aufwand und beträchtlichen Kosten sind sie bei Automobilherstellern oder Forschungsinstituten installiert. Es handelt sich dann um ein Mehrseitenprojektionssystem, das „die CAVE“ (Cave Automatic Virtual Environment) genannt wird. Sie vermittelt dem Betrachter einen realistischen Eindruck, ein dreidimensionales Objekt direkt vor sich im Raum zu sehen.

Ein Startup-Unternehmen schickt sich an, in diesen Markt hochtechnologischer Apparate neuen Wind zu bringen. Es geht doch auch einfacher, hat man sich bei Immersight gesagt: Mit Hilfe einer 3D-Videobrille (Stereoskopie) bringt die Anwendung den virtuellen Raum direkt zum Nutzer, ohne dass erst ein großer „Würfel“ aufgebaut werden muss. Dieses einfache System kann die Planung von Industrieanlagen revolutionieren: Der Betriebsrundgang wird noch vor der Grundsteinlegung möglich, Planungen werden beschleunigt und verbessert. Selbst Interaktionen werden über einen Controller ermöglicht.

Ein virtuelles Badezimmer „ist unser Pilotprojekt“, erklärt Simon Singler. Zusammen mit Fabian Weiss, Stefan Hörmann und Dominik Nuss haben sie als Elektrotechnikstudenten der Universität Ulm die Idee entwickelt und mit ihrem Businessplan im vergangenen Jahr den Hauptpreis des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ausgerichteten Gründerwettbewerbs „IKT innovativ“ gewonnen. Die Vorteile gegenüber der Planung an einem PC-Bildschirm sind eindeutig: „Der Kunde kann sich frei im virtuellen Bad bewegen und es aus jedem Blickwinkel betrachten“, erläutert Singler. Der Verkäufer kann sogar das Interesse des Kunden am Monitor verfolgen und ihn auf Details hinweisen.

Realitätsnahe Prüfung möglich

Das System ist einfach und flexibel und erlaubt es dem Benutzer, sich völlig frei durch virtuelle Räume zu bewegen. „Unser Produkt dient der räumlichen Präsentation und soll es dem Kunden ermöglichen, seine CAD-Konstruktionen bereits während der Planungsphase virtuell zu betreten und zu besichtigen“, erklärt der 28-jährige Weiss. Das Produkt richtet sich momentan vor allem an die Architektur- und Einrichtungsbranche sowie die Badplanung. Es soll dem Kunden ermöglichen, sein zukünftiges Heim bereits während der Planungsphase virtuell zu betreten und besichtigen.

Die 3D-Brille vermittelt dem Benutzer ein Raumgefühl und lässt ihn die Größe eines Raumes erfahren. „Bevor eine Industrieanlage gebaut wird, können die Pläne realitätsnah geprüft werden“, meint der Jungingenieur. Damit lassen sich viele Schwierigkeiten oder sogar Planungsfehler vermeiden.

Mit Immersight lässt sich ein Blick in die Zukunft werfen und auch gleich selbst ausprobieren. Die „mobile CAVE” begeisterte bereits viele Fachbesucher, da sie bisher mit der CAVE nur ein aufwendiges Werkzeug zur Hand haben. Kabellos dank der auf einer Kamera basierenden Messtechnik und hocheffizienter Funkübertragung bewegten sich die Besucher durch eine virtuelle Fabrik.

Doch die Demonstration geht noch einen Schritt weiter. Die durch die Immersion (übertragen: das Eintauchen) in die virtuelle Fabrik eingetretenen Benutzer können mittels eines Controllers den in der Fabrik stehenden Roboter steuern und dadurch Objekte greifen oder bewegen. Erstmals ist damit eine mobile, immersive Visualisierungstechnologie verwirklicht, die sogar Interaktion mit der virtuellen Umgebung ermöglicht. Die Einsatzfelder dafür sind weit gestreut. Von der Begehung einer geplanten Fabrik über die Simulation von Produktionsstraßen bis hin zur virtuellen Schulung der Maschinenbediener.

Insbesondere kleinen und mittelständischen Industrieunternehmen wird es mit dem nach eigenen Angaben weltweit ersten mobilen System für virtuelle Realität damit möglich, das Medium der virtuellen Produkt- und Planungspräsentation einzusetzen. Einsatzbereiche wie virtuelle oder digitale Fabrik, Produktkonfiguration, Virtual Engineering oder Serious Games sind Anwendungen.

„Unsere Visualisierungstechnologie beschreibt, wie man sieht“, sagt Weiss. Das benötigte Gegenstück dazu ist, „was“ man sieht. Beides wird über eine Schnittstelle miteinander verbunden und ergibt ein Produkt. Ein solches Produkt ermöglicht es, sich in virtuellen Räumen zu bewegen.

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