Bernd Groß

Cumulocity

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Vernetzung ist unser Hauptthema

Die Software AG treibt ihre IoT-Innovation weiter voran. Das Unternehmen hat Cumulocity IoT vorgestellt, eine cloudbasierende Plattform, die die Anforderungen des Marktes nach einer IoT-Einstiegslösung erfüllt und auch bei komplexer werdenden IoT-Anforderungen unterstützen kann. Die Self-Service-Lösungen von Cumulocity IoT befähigen Unternehmen, eigene IoT-Anwendungen und -Lösungen zu entwickeln. Über die kollaborativen digitalen Geschäftsmodelle und smarten Produkte und Services, die beispielsweise das Portal Adamos unterstützen, sprach IndustryArena-eMagazine-Chefredakteur Georg Dlugosch mit Bernd Groß, dem SVP IoT und Cloud Business der Software AG und Geschäftsführer der Cumulocity GmbH mit Sitz in Düsseldorf. Mit fast 25 Jahren internationaler Erfahrung in der IT-Branche und in Managementpositionen, unter anderem in Großbritannien, Finnland und im Silicon Valley, USA, ist Bernd Groß einer der deutschen Pioniere und Vordenker im Bereich Digitalisierung, Cloud Computing, Internet der Dinge und Industrie 4.0. Der gebürtige Düsseldorfer ist Mitgründer der Cumulocity 2012 im Rahmen eines Management-Buy-outs von Nokia Siemens Networks.

Wie sind die Plattform Adamos und Cumulocity miteinander verzahnt?

Groß: Adamos ist ein Joint Venture von Maschinenherstellern und der Software AG. Wir von Cumulocity begleiten die Unterstützung der Digitalisierung aktiv und bringen unsere Produkte und unser Know-how ein. Cumulocity ist sehr fokussiert auf den Telekommunikationsmarkt gewesen. Dafür haben wir IoT-Plattformen entwickelt. Vor einem Jahr hat die Software AG Cumulocity akquiriert. Wir arbeiten als Organisationen eigenständig. Seit Beginn dieses Jahres haben wir eine neue Geschäftseinheit, die sich IoT-Cloud nennt. Ich bin Geschäftsführer von Cumulocity und Leiter der Geschäftseinheit IoT und Cloud.

War der Kauf von Cumulocity schon bei der Gründung von Adamos geplant?

Groß: Cumulocity wurde unabhängig von Adamos gekauft. Der Kauf passte gut in das Software-Portfolio. Die Cumulocity-Technologie ermöglicht es sehr schnell, Geräte zu integrieren. Deshalb kann eine Vernetzung effizient hergestellt werden.

Sie sind ja auch in anderen Bereichen sehr aktiv?

Groß: Wir sind im Smart-Device-Bereich tätig, wir binden Elektrofahrräder und Elektroautos an und helfen Versicherungen bei der Gestaltung der Tarife nach Fahrverhalten.

Mit Cumulocity orientieren Sie sich also an verschiedenen Branchen und stellen die Verbindung zum Internet her?

Groß: Genau, Vernetzung ist eines unserer Hauptthemen. Jede Maschine spricht eine eigene Sprache, und wir übersetzen das in eine allgemein verständliche Kommunikation.

Gilt das für alle Maschinen?

Groß: Man kann sagen, in 95 Prozent aller Situationen können wir die Maschine einbinden. Damit meine ich generell alle Maschinen, vom Sensor bis zur Werkzeugmaschine. Wenn wir dazu noch vertikales, domain-spezifisches Know-how brauchen, dann sind wir bei unserem strategischen Partnership-Ansatz. Das sind im Maschinenbau Unternehmen wie Dürr, Homag, ASM, DMG Mori, Engel und Meier. Diese Partner haben wir im Adamos-Bereich, um aus unserer Plattform eine vertikal spezifische relevantere Technologie darzustellen.

Bernd Groß. Foto: Cumulocity

Wie weit ist denn Adamos?

Groß: Zu den Gründungspartnern kamen noch Engel und Karl Meier hinzu. Und weitere stehen kurz vor einem Beitritt. Die Cloud-Technologie als grundlegende Plattform ist schon seit beinahe zwei Jahren verfügbar. Das ist Cumulocity, mit dem Markennamen Adamos. Die Plattform wird von uns im Auftrag von Adamos betrieben. In den vergangenen Monaten sind wir mit allen Partnern durch die verschiedenen Szenarien gegangen, wir haben die Applikationen gewichtet, das Roll out vorbereitet. Wir haben derzeit sieben konkrete Projekte.

Wie entwickelt sich die Plattform?

Groß: Das ist kein typisches Cloud-Geschäft. Im Internet der Dinge können wir nicht eine Million Nutzer pro Tag generieren. Da habe ich die Mechanik, die Anbindung und das Einstellen, was alles Zeit kostet. Deshalb bewegt sich die Anbindung der Maschinen noch im Hunderterbereich, aber sie wächst.

Wie sieht das konkret aus?

Groß: Dürr hat die Vision, eine digitale Marke im Netz zu etablieren. Das Branding geschieht unter dem Namen Loxeo. Bei Homag heißt die Marke tapio. DMG Mori nennt es Celos. Damit schaffen sie sich ein Öko-System, das auf der Cumulocity-Plattform sitzt, wo die Applikationen gestartet werden.

Muss der Nutzer wissen, dass Adamos im Hintergrund arbeitet?

Groß: Adamos ist quasi ein strategischer Partner für den Maschinenbau im Hintergrund, tritt jedoch nicht gegenüber dem Kunden auf.

Gibt es Nutzen für den Anwender durch Adamos?

Groß: Der Nutzen für den Anwender ist immens. Digitalisierung ist an sich kein neues Thema. Aber Maschinenbauer haben erkannt, dass sie nicht weiterkommen. Adamos bündelt die Kerntechnologie inklusive Gerätemanagement, Condition Monitoring, die Out–of-the-Box sofort verfügbar sind. Noch viel wichtiger sind das gemeinsame Lernen und Erfahren. Arbeitsgruppen stehen in ständigem Austausch, beispielsweise zur Preisfindung. Üblicherweise wird zur Materialliste eine Marge erhoben. Software ist anders. Dafür maximiert sie den Mehrwert. Den Mehrwert generiert der Maschinenbau für den Endkunden. Auch das ist Teil von Adamos. Es hat viel mit Community zu tun.

Aber der Nutzer wird sich nicht an Adamos wenden, um ein Produkt oder eine App zu kaufen?

Groß: Der Nutzer geht immer auf das Angebot des Maschinenbaus zu. Sein Service-Partner ist der Maschinenhersteller.

Was ist die Aufgabe von Adamos?

Groß: Es gibt zwei Hauptthemen. Das eine ist die Technologie. Mit Adamos haben wir die schwierigen technischen Themen schon gelöst. Das ist alles schon vorhanden. Die Adamos-Partner müssen sich jetzt nur noch auf ihre Differenzierungen konzentrieren.

Wie kommt Adamos an die Edge-Geräte heran?

Groß: Ein Beispiel: Dürr liefert Lackieranlagen an die Automobilindustrie. Dann stellt sich die Frage, wie man digitale Services in diesem Umfeld liefern kann. Da kann man auf die vorhandene Infrastruktur aufbauen. Genau hier setzen wir an, um die Daten zu nutzen und Analysen zu fahren. Das kann die Qualitätskontrolle sein. Wenn der Anwender merkt, dass ein bestimmter Roboter Qualitätsprobleme aufweist, dann kann man in Echtzeit die Probleme erkennen und die Lackierstraße anhalten. Wir sitzen quasi in der Fabrik mit unserem Edge-Computing und sind angebunden an die Cloud. Beispielsweise lassen sich dadurch Updates regeln. Die Anwender treiben vor allem zwei Probleme um. Das eine ist die Sicherheit, das andere sind die Daten.

Wie gewährleisten Sie die Sicherheit der Daten?

Groß: Das Thema Sicherheit hat viele Facetten. Das betrifft einmal die Ebene der Maschine vor Ort. Die Anwendung von Ford bis zur Cloud ist voll gesichert. Leider hat das Auto andere offene Schnittstellen wie Bluetooth. Darüber können Hacker einbrechen. Die zweite Ebene ist die Frage, wie übermittle ich die Daten. Dafür haben wir eine großartige Zertifizierung. Es geht um die Anwendungen über das Internet. Da kann ich ausschließen, dass es einen Eindringling gibt. Denn die Geräte sind nicht sichtbar im Internet. Das bei weitem größte Sicherheitsrisiko ist der Mitarbeiter.

Wem gehören die Daten?

Groß: Das ist eine extrem komplexe Frage. Wir haben ein Daten-Management-System implementiert, das wir Data Brokerage nennen. Damit lassen sich unterschiedliche Sharing-Konzepte verwirklichen. In einem Vertrag wird definiert, welche Daten uns zur Verfügung gestellt werden, damit wir den Dienst realisieren können. Das hat zur Folge, dass der Nutzer einen Mehrwert haben muss, beispielsweise muss der Automobilhersteller ganz klar sehen, dass er einen Vorteil hat, wenn er die Daten bereitstellt. Die Eigentümerschaft der Daten ist noch nicht ausreichend diskutiert.

Wann werden wir erste Beispiele zu Adamos sehen?

Groß: Wir befinden uns jetzt schon bei sieben Projekten im Null-Serien-Roll-out. Die Applikationen sind da, und auch die Anwendungen sind da. Das testen wir jetzt mit Kunden. Das sind Applikationen wie Alarm-Management, oder ein Dashboard für den Wartungstechniker.
Er kann sehen, wie sich die Maschinen verhalten, arbeiten sie überhaupt oder gibt es eine Art von Condition Monitoring. Für den Produktionsmanager sind die Kennzahlen auf einen Blick erkennbar. Wir versuchen jetzt auf der unteren Ebene, die Produktionsabläufe zu verbessern. Wir werden in diesem Jahr mit der Null-Serie in den Markt gehen.

Wo ist die Verbindung zu Adamos?

Groß: Die gesamten digitalen Services setzen auf die Cloud-Technologie. Das war vorher nicht so. Man hatte vorher Aggregationen geschrieben. Jetzt präferiert man den Plattformgedanken mit offenen Schnittstellen.

Müssen jene Firmen, die beispielsweise Celos schon nutzen, irgendwelche Änderungen vornehmen?

Groß: Sie werden migriert. Das wird von Adamos ohne weiteres Zutun erledigt. Die Partner sind unterschiedlich weit. Wir haben teilweise Road Maps, welche Applikationen in den nächsten drei Jahren auf den Markt gebracht werden. Beispielsweise ist Predictive Maintenance gefragt. Das machen wir auch, aber man muss erst die Anbindung ans Internet herstellen, um den Algorithmus mit Machine Learning zu trainieren. Es läuft super an, wir sind sehr zufrieden.

Wem empfehlen Sie, Adamos zu nutzen?

Groß: Das Angebot ist ein Software-as-a-Service, ein reiner Cloud-Dienst. Einer der Vorteile ist die freie Preisgestaltung. Deshalb ist der Dienst nach oben wie nach unten völlig frei skalierbar. Daher geht es nicht um einen großen oder kleinen Kunden, sondern darum, wie kann der Kunde mit diesen Tools umgehen. Wir haben gesehen, dass kleinere Kunden sich schwertun, die digitalen Services in ihre Prozesse zu integrieren, weil sie teils gar keine digitalen Prozesse haben.

Wenn man die Plattformen wie Adamos oder Mindsphere vergleicht, wo liegen die Unterschiede?

Groß: Die Software AG ist mit Cumulocity auch ein Teil von Mindsphere. Die zu Grunde liegende Plattform ist teilweise identisch, aber die Ausprägungen sind sehr unterschiedlich. Beispielsweise ist bei Mind Sphere der Smart-Factory-Ansatz stark. Das sind Partner, die sich sehr gut ergänzen.

Zielt Adamos nur auf Europa?

Groß: Adamos ist ein internationales Projekt, das sowohl in Nordamerika als auch in Asien agiert.

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Bernd Groß

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