
Management
Das Unternehmen als ganzheitlicher Organismus
Mit lebendigen Organismen vergleicht Dr. Andrea Sibylle Claussen Unternehmen. Probleme, Konflikte, hoher Krankenstand oder Umsatzeinbrüche sieht sie als Krankheitssymptome, die wie in der Medizin ganzheitlich diagnostiziert und behandelt werden sollten. In dem Buch „Führungsprinzip Balance“ zeigt Claussen, wie jahrhundertealte Weisheiten und Prinzipien der traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) auch in die moderne Business-Welt übersetzt werden können. Wie viele deutsche Unternehmen verdienen das Prädikat gesund? Nur ein gesundes Unternehmen ist in ökonomischer, sozialer und ökologischer Hinsicht mit sich im Gleichklang. Wenn nicht, kann eine systemische „Heilung“ helfen, erläutert Claussen im Interview mit dem IndustryArena eMagazine.
Wenn man ein Unternehmen als Organsystem betrachtet, dann sind beispielsweise Konflikte im Team, ein hoher Krankenstand, Umsatzeinbrüche oder der Verlust langjähriger Kunden als Krankheitssymptome zu betrachten. Was hilft das alte Heilungswissen??
Claussen:
Über Jahrzehnte habe ich als Medizinerin Führungskräfte aus dem Business als Patienten mit westlicher Schulmedizin und traditioneller Chinesischer Medizin in meiner Praxis behandelt und beraten. Nun fasse ich als Start-up-Unternehmerin, Beirätin, Executive Coach und Autorin meine Erfahrungen aus der ärztlichen Praxis, als Businessfrau sowie der ganzheitlichen Medizin zusammen. Viele Jahre habe ich darüber nachgedacht, wie sich altes Heilungswissen in traditionelles Führungshandeln integrieren lässt. Jede Organisation besteht aus Menschen, daher ist jede Organisation ein lebendes System. Ein Unternehmen mit seinen unterschiedlichen Abteilungen und Zuständigkeiten sehe ich tatsächlich als Analogie zu einem Organsystem, in dem jede Einzelfunktion gesund sein muss.
Sie betrachten ein Unternehmen als ein lebendiges System, das demnach – wenn es ihm schlecht geht – auch behandelbar ist wie ein kranker Organismus?
Claussen:
Ja, unbedingt. Die Grundthese ist, eine Organisation oder ein Unternehmen wie einen menschlichen Körper zu sehen, der ganzheitlich in den Blick genommen wird. Das Gesamtsystem ist nur dann gesund und funktioniert, wie es soll, wenn jedes Organ für sich vital ist. Denn so wie im Körper ist es auch im Unternehmen. Wenn eine Abteilung nur schleppend funktioniert oder gar ausfällt, betrifft dies den ganzen Betrieb. Weil alles mit allem zusammenhängt. Immerhin bestehen die Abteilungen der Organisation aus Menschen, deren individuelle Energien, Eigenarten, Verhaltensweisen und Reaktionen die Abläufe bestimmen. Die organisationale Fitness und das reibungslose Zusammenspiel entscheiden über den Gesamterfolg des Unternehmens.

Führungsprinzip Balance: Die Autorin Andrea Sibylle Claussen überführt traditionelle Weisheiten in moderne Unternehmensführung. Foto: Petra Born
Wie gehen Sie konkret vor, um ein krankendes System zu erkennen?
Claussen:
Es wird konkret betrachtet und erörtert, welche Abteilungen funktionieren und welche nicht. Welche Abteilungen sind energiegeladen? Welche Bereiche sind festgefahren oder haben wenig Energie? An welchen Stellen tut es weh? Wo gibt es Blockaden? Oder Überhitzungen? All diese Parameter werden – natürlich unternehmensspezifisch – wie bei einer klassischen Differenzialdiagnose in der Medizin betrachtet und bewertet. Erfahrungsgemäß wird schnell klar, wo es Energieverluste, Mängel, Überreizungen, Vergiftungen, Unterdrückungen oder Schwerfälligkeiten gibt. Ein übergewichtiger, überladener Organismus kann nicht agil sein – so geht es auch einem Unternehmen. Stillstände wirken sich wie Verstopfungen aus – nichts geht mehr, wenn zum Beispiel Kommunikation und Abläufe stagnieren.
Was hat dies mit TCM zu tun?
Claussen:
Die traditionelle Chinesische Medizin fußt auf dem ungehinderten Fluss der Energien, auf dem ausgeglichenen Zusammenspiel von Yin & Yang in jeder Hinsicht. Diese Begriffe werden in der westlichen Geschäftswelt bisher nicht verwendet. Dabei finden Yin & Yang im Business täglich statt, jeder kennt das. Es gibt „friedliche“ (Yin) und „unruhige“ (Yang) Business-Situationen. Abgekühlte (Yin) oder überhitzte (Yang) Verhandlungen. Kooperatives (Yin) oder feindseliges (Yang) Verhalten. Introvertierte (Yin) oder extrovertierte (Yang) Persönlichkeiten. Yin & Yang müssen in Balance sein, sonst entsteht eine Schieflage. Für eine Führungskraft bedeutet die Integration von TCM-Prinzipien eine Ausgewogenheit im Gesamtsystem – das aus Unternehmen, Mensch und Umwelt besteht – zu erhalten und Lösungen für langfristig nachhaltige Strategien zu priorisieren.

Die Buchautorin Andrea Sibylle Claussen betrachtet jede Organisation als Organ aus Menschen. Sie ist demnach ein lebendes System. Ein Unternehmen mit seinen unterschiedlichen Abteilungen und Zuständigkeiten ist eine Analogie zu einem Organsystem, in dem jede Einzelfunktion gesund sein muss. Foto: Petra Born
Wie sieht die Behandlung eines „kranken“ Unternehmens aus?
Claussen:
Der sachlichen Erhebung der Ist-Situation in den einzelnen Abteilungen folgt die sorgsame Behandlung in Einzelschritten. Wenn erkannt wurde, woran eine Abteilung krankt, können jahrhundertealte TCM-Erkenntnisse auch in der Business-Welt angewendet werden und nützliche Heilmethoden sein. Führungskräfte haben nicht nur das operative Geschäft, sondern die Lebenskräfte aller Beteiligten sorgsam zu managen. Damit das Gesamtsystem erfolgreich funktionieren kann, müssen die produktiven Energien jedes Einzelnen und jeder einzelnen Abteilung frei fließen können. Dazu sind unterschiedliche Anpassungen oder Veränderungen nötig, die in die Wege geleitet werden sollten. Führung bedeutet ja, im Wandel prozessorientiert und nicht rein resultatorientiert zu denken und zu handeln. Das Führen nach dem Yin&Yang-Prinzip akzeptiert Veränderung als einen nicht verhandelbaren Teil des Lebens. Und diese den Wandel akzeptierende, positive Haltung setzt Energien frei. Weil Yin & Yang ein grundlegendes Lebensprinzip sind. Neben der Akzeptanz von Polarität ist die Essenz das Prinzip des stetigen gesunden Wandels.
Wie unterstützen Sie Unternehmen auf dem Weg, wieder gesund zu werden?
Claussen:
Wir unterstützen Führungskräfte dabei, den ganzheitlichen Blick über die Unternehmensorgane zu entdecken. Führung heißt, Yin & Yang beständig auszutarieren und Change in gut verdaubaren Portionen zu verordnen. Denn Menschen und Systeme brauchen Zeit und Vertrauen, um Veränderungsprozesse umzusetzen und Energien im Fluss zu halten. Unser Part ist es, diagnostische Beobachtungen einzubringen und Führungskräfte dazu zu befähigen, mit einer ganzheitlichen Einstellung die Gesundheit im Arbeitsumfeld und Gesamtunternehmen direkt positiv zu beeinflussen. Wir fokussieren die Wechselwirkungen aus dem Fünf-Elemente-Modell. Zur Behandlung eines organisationalen Symptoms setzen wir wie in der TCM an der Wurzelursache an – statt oberflächlich mit Pflaster und Aspirin vorübergehend Symptome zu beseitigen. Vielmehr werden im Gesamtsystem der Wechselwirkungen die wichtigsten Stellschrauben definiert, gewissermaßen die Akupunkturpunkte, um den organisationalen Flow wiederherzustellen. Das ist das Ziel. Dafür braucht es ein konstantes Monitoring und den Mut, eine Medizin, die nicht wirkt, umzustellen, statt daran festzuhalten. TCM im Business unterstützt die Fähigkeit, eine Organisation als Ganzes zu betrachten und feine subtile Symptome frühzeitig zu erkennen.
Dr. Andrea Sibylle Claussen vergleicht Unternehmen mit lebendigen Organismen. Probleme wie Konflikte, hohe Krankenstände oder Umsatzeinbrüche sieht sie als Krankheitssymptome, die wie in der Medizin ganzheitlich diagnostiziert und behandelt werden sollten.
Diagnoseprinzip
Unternehmen bestehen aus Menschen – also lebenden Systemen.
Jede Abteilung ist wie ein Organ: Nur wenn alle gesund sind, funktioniert das Ganze.
Symptome wie Blockaden, Energieverluste oder Überlastung werden wie in der Medizin analysiert.
Einbindung der traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)
TCM basiert auf dem Fluss von Energie und dem Gleichgewicht von Yin & Yang.
Diese Prinzipien lassen sich auf Unternehmen übertragen: ruhige versus hektische Prozesse, introvertierte versus extrovertierte Persönlichkeiten. Ziel ist ein ausgewogenes, stabiles System, das sich stetig wandeln darf.
Behandlung eines „kranken“ Unternehmens
Analyse der Ist-Situation in den Abteilungen.
Anwendung von TCM-Prinzipien zur Wiederherstellung des Energieflusses.
Führungskräfte sollen nicht nur operativ, sondern auch energetisch und ganzheitlich führen.
Veränderung wird als natürlicher Teil des Lebens akzeptiert – ähnlich wie in der TCM.
Begleitung durch Claussen und Team
Unterstützung bei der Entwicklung eines ganzheitlichen Führungsverständnisses.
Anwendung des Fünf-Elemente-Modells zur Ursachenanalyse.
Ziel: nachhaltige Strategien, gesunde Organisation, freier Energiefluss.
Führung bedeutet, Wandel zuzulassen und feinfühlig zu steuern – wie bei einer Akupunktur.
Kontakt
Andrea Sibylle Claussen
Coach und Ärztin
I am Wilderness GmbH
Frankfurt am Main
Tel. +49 172 7530497
E-Mail senden
Verlag
„Führungsprinzip Balance“
Andrea Sibylle Claussen
ISBN 978-3-9825370-5-4
49 Euro
UNSER THEMA VERLAG
Annedore Bose-Munde
Erufrt
Tel. +49 171 26 84 366
E-Mail senden