
Titelthema
Modularer Roboter mit Greiftechnik
Gesucht war eine Automatisierungslösung, die einen unkonventionellen aber sehr flexiblen Weg in die Automatisierung bietet. Das Konzept von Robco ist darüber hinaus skalierbar und sorgt für eine bessere Produktionsauslastung. Die Kaspar Lüther GmbH & Co. KG ist ein Spezialist für technisch anspruchsvollen Zinkdruckguss in Kleinserien. Mit einer anschließenden CNC-Bearbeitung der Gussteile entstehen Bauteile mit engsten Toleranzen und höchsten Qualitätsansprüchen. Das Unternehmen bietet maßgeschneiderte Komplettlösungen, die durch persönliche und intensive Beratung in der Planungs- und Projektphase beginnen.
Kaspar Lüther stand vor der Herausforderung, zwei aufeinanderfolgende CNC-Drehoperationen auf
unterschiedlichen Durchmessern durchzuführen, wobei das Bauteil auf dem Bearbeitungsmaß und
nicht auf dem Rohteilmaß übergeben werden musste. Das Rohteilmaß bezeichnet die Maße des
Bauteils direkt nach der ersten Fertigung oder dem Guss, also bevor es bearbeitet wurde. Das
Bearbeitungsmaß hingegen ist das Maß des Bauteils nach einer ersten Bearbeitung, das für die nächste
Fertigungsschritte benötigt wird.
Die Übergabe des Bauteils auf dem Bearbeitungsmaß ermöglichte eine präzisere Weiterbearbeitung,
da das Bauteil bereits die erforderlichen Toleranzen für den nächsten Bearbeitungsschritt aufwies.
Darüber hinaus gab es keine Maschinenschnittstellen wie OPC UA oder SPS-Verbindungen, was die
Integration erheblich erschwerte. Zudem war der Platz für konventionelle Roboterzellen stark
begrenzt, was die Nutzung einer traditionellen Lösung unmöglich machte. Ein weiteres zentrales
Element war das hohe Maß an die Anforderung für Prozesssicherheit: Späne, Öl und Maßtoleranzen
mussten während des gesamten Prozesses robust gehandhabt werden, um eine fehlerfreie Produktion
zu gewährleisten.
Diese Kombination stellte eine massive Herausforderung dar. Viele etablierte
Automatisierungsanbieter arbeiten mit standardisierten Maschinenanbindungen oder setzen auf
spezifische Schnittstellen. In diesem Fall musste Robco eine Lösung entwickeln, die eine nahtlose
Integration der bestehenden Maschinen in die Automatisierung ermöglichte, ohne die Maschinen
selbst zu verändern. Hinzu kamen komplexe mechanische Randbedingungen und der begrenzte Raum,
der die Umsetzung einer konventionellen Roboterzelle erschwerte.

Hochwertige Zinkdruckgussteile werden seit 88 Jahren im Familienbetrieb Kaspar Lüther gefertigt. Die Besonderheit des Unternehmens liegt in der Fähigkeit, komplexe und präzise Teile nach hohen Qualitätsstandards zu fertigen. Foto: Kaspar Lüther
Zweistufiger Drehprozess
Robco entwickelte für den zweistufigen CNC-Drehprozess eine maßgeschneiderte vollautomatisierte
Lösung, die sich nahtlos in die bestehende Maschinenumgebung integrierte. Die Lösung umfasst ein
modulares Handlingsystem, das keine standardisierten Schnittstellen benötigt. Konkret besteht die
Anlage aus einem modularen Roboter mit einer individuellen Greiftechnik, einer Ansteuerung zu den
beiden CNC-Drehmaschinen direkt über die Robotersteuerung sowie einer eigens entwickelten Abblas-
Station, die die Bauteile nach der Bearbeitung reinigt.
Ein wesentlicher Bestandteil der Lösung ist der gezielte Einsatz von Sensorik, Antriebs- und
Steuerungstechnik. Das ermöglicht eine präzise und zuverlässige Automatisierung:
● Greifer- und Positionssensorik: Die Roboter sind mit individuell angepassten Greiferfingern
ausgestattet, die über induktive Sensoren zur Teileerkennung verfügen. Diese Sensoren
gewährleisten, dass nur korrekt übergebene Teile weiterverarbeitet werden. Fehlerhafte
Übergaben werden automatisch erkannt.
● Tür- und Startsignalsteuerung: Da die Maschinen keine standardisierten Schnittstellen
aufwiesen, wurde die Maschinenbedienung über pneumatisch angesteuerte Button-Pusher
realisiert. Diese Button-Pusher aktivieren die Maschinen durch extern montierte Taster.
Zusätzliche Sensoren überwachen die korrekte Ausführung der Befehle an der Maschine, um
sicherzustellen, dass alle Prozesse reibungslos ablaufen.
● Spannüberwachung: Eine indirekte Prozessüberwachung erfolgt durch Logik- und Timing-
Kontrollen. Sollte das Spannen der Bauteile nicht im erwarteten Zeitrahmen erfolgen, wird der
Vorgang sofort abgebrochen, um Fehlfunktionen zu verhindern und die Qualität des Prozesses
sicherzustellen.
● Roboterantriebe und Steuerung: Die eingesetzten Roboter sind modular skalierbar und
nutzen integrierte Achsantriebe mit hohem Drehmoment bei niedriger Aufbauhöhe. Diese
Antriebe sind besonders für beengte Zellenumgebungen geeignet, wie sie hier vorliegen. Die
Steuerung der gesamten Zelle erfolgt über die Robco--Softwareplattform, die eine nahtlose
Integration der Robotertechnik in die Gesamtsteuerung ermöglicht.
Durch die Kombination aus modularer Robotik, flexibler Softwarelösung und intelligentem
mechanischem Zugangssystem kam eine kosteneffiziente Lösung zustande.

Ohne standardisierte Schnittstellen wurden die Robco-Roboter bei engen Platzverhältnissen eingebunden. Foto: Robco
Implementierung in drei Phasen
Die Implementierung der Lösung gliederte sich in drei zentrale Phasen:
1. Hardware-Integration: Die bestehenden Maschinen waren ursprünglich nicht für eine
Automatisierung vorgesehen – sie verfügten weder über externe Steuerungsschnittstellen
noch über automatisierte Türen. Dies wurde durch den Einsatz von Sicherheitstechnik und
Aktorik gelöst: Die Türen werden heute über Robco-Systeme geöffnet und geschlossen,
während Signale für die Maschinenprozesse über extern angebrachte Bedienelemente
ausgelöst werden.
2. Software-Implementierung: Die Steuerung der gesamten Zelle erfolgt über das Robco-
System. Dort wurde der gesamte Ablauf – vom Greifen des Rohlings über das Ablegen,
Zwischenspannen, Reinigen bis zur Ablage – als sequenzieller Flow programmiert.
Aufgrund der knappen Taktzeitanforderung wurden gezielt parallelisierbare Prozesse
genutzt, zum Beispiel gleichzeitige Prozesssteuerung und Reinigung. Die Bedienoberfläche
ist so gestaltet, dass künftig auch eigene Anpassungen und neue Formate durch den
Kunden selbst vorgenommen werden können.
3. Inbetriebnahme: Die Anlage wurde vor Ort in mehreren Schritten in Betrieb genommen.
Besonderes Augenmerk lag auf der präzisen Abstimmung zwischen Roboterbewegung,
Greifkraft, Bauteiltoleranz und Spannverhalten der Maschinen. Die Inbetriebnahme
umfasste umfangreiche Tests mit Bauteilen, inklusive Toleranzanalysen und
Optimierungen zur Prozesssicherheit.
Maximale Ressourcennutzung
Seit der Implementierung der Lösung konnte das Unternehmen seine Produktion optimieren. Ein
wesentlicher Vorteil ist die maximale Ressourcennutzung, da nun eine Arbeitskraft parallel für andere
Tätigkeiten eingesetzt werden kann. Lediglich der regelmäßige Messvorgang muss noch manuell
durchgeführt werden.
Darüber hinaus wurde die Produktionskapazität erweitert. Dank der Automatisierung ist es nun
möglich, die Anlage im normalen Schichtbetrieb zu betreiben, ohne zusätzliches Personal einsetzen zu
müssen. Ein weiterer positiver Effekt der Automatisierung ist die höhere Effizienz und die damit
verbundenen Kosteneinsparungen. Durch die Implementierung der Lösung wurden nicht nur Engpässe
eliminiert, sondern der gesamte Fertigungsprozess wurde stabiler und wirtschaftlicher gestaltet.

Der Focus der Lösung für Kaspar Lüther liegt auf dem automatisierten Drehen von Druckgussteilen mit anschließender Reinigung.
Service und Wartung
Ein wesentlicher Vorteil des Systems ist die Offenheit der RobCo-Softwareplattform. Sie ermöglicht es,
einfache Anpassungen selbst vorzunehmen wie das Anlernen neuer Teile oder das Anpassen
bestehender Formate, um flexibel auf Änderungen im Produktionsprozess zu reagieren. So können
auch kleinere Anpassungen jederzeit ohne externe Unterstützung erfolgen. Bei umfangreicheren
Änderungen oder spezifischen Prozessveränderungen können die Kunden auf Robco zurückgreifen,
um Unterstützung zu erhalten.
Darüber hinaus bietet Robco standardmäßig einen Fernwartungszugang, über den sowohl Software-
Updates als auch Diagnosen durchgeführt werden können. Kunden haben jederzeit die Möglichkeit,
Log-Dateien zu exportieren oder Remote-Support-Anfragen zu stellen.
Das System ist so konzipiert, dass viele mechanische Komponenten leicht zugänglich sind, wodurch
kleinere Eingriffe direkt vor Ort möglich werden. Ersatzteile wie Greiferfinger werden mitgeliefert und
sind auch als Zeichnung zum Nachbau verfügbar. Für besonders kritische Prozesse empfiehlt sich ein
Servicepaket, das regelmäßige Wartungschecks und Remote-Zugänge umfasst, um eine
kontinuierliche Prozesssicherheit zu gewährleisten und den störungsfreien Betrieb zu sichern.
Jonas Lüther, Geschäftsleitung von Kaspar Lüther, berichtet: „Wir haben RobCo bewusst als Partner gewählt und sind begeistert von der Zusammenarbeit und der erfolgreichen Umsetzung. Wir haben eine Automatisierungslösung gesucht, die einen unkonventionellen aber maximal flexiblen Weg in die Automatisierung bietet. Das Konzept von RobCo ist darüber hinaus skalierbar und sorgt schon heute für eine spürbar bessere Produktionsauslastung.“
Kontakt
Stefan Schmid
Lead Account Executive
RobCo GmbH
München
Tel. +49 176 118 440 91
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