Jochen Nahl

GROB-Werke

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Interview

Antrieb kommt auch von
den Elektroautos

Vor den Elektroautos müssen die Hersteller von Werkzeugmaschinen keine Bange haben. Die Autoindustrie klar im Fokus, sind viele Ansätze erkennbar, die das Geschäft antreiben, bestätigt Jochen Nahl, Geschäftsführer der GROB-Werke GmbH & Co. KG, Mindelheim, im Interview. Die Fragen stellte Georg Dlugosch, Chefredakteur des CNC-Arena eMagazines.

Wie läuft das Kerngeschäft von Grob?

Nahl: Wir erkennen in der Automobilbranche enorme Bemühungen, bestimmte Bereiche wie umweltfreundliche Produktion und Gewichtsreduzierung am Fahrzeug, sowie alternative Antriebssysteme voranzutreiben. Unter den Stichworten Energieeffizienz und Downsizing werden die Fahrwerk- und Antriebskomponenten ständig modifiziert und erneuert. Die Automobilindustrie befindet sich, ohne Zweifel, in einer großen Umbruchphase. Gerade aus diesem Grund haben wir keine Sorge, dass unser Geschäft mit der Automobil- und der Zulieferindustrie derzeit einen Einbruch erleiden könnte. Wir sehen diese Erneuerung als große Chance, uns weiterzuentwickeln und unsere Produkte darauf abzustimmen. Immerhin betrifft dies zurzeit 90 Prozent unserer Produktion. Die restlichen zehn Prozent, mit wachsendem Anteil, sind Universalmaschinen, die in Entwicklungsbereichen der Automobilindustrie, der Medizintechnik, dem Flugzeugbau, dem Werkzeugbau und dem allgemeinen Maschinenbau Verwendung finden.

Was hat die Branche aus der Weltwirtschaftskrise gelernt?

Nahl: Seit der Krise 2008 sind die Werkzeugmaschinenbauer im Rahmen der fortschreitenden Globalisierung noch internationaler geworden. Insgesamt ist die Branche flexibler und mit innovativen Produkten im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähiger geworden, womit zumindest jene Maschinenbauer, die in der Krise ihre Mitarbeiter halten konnten, nunmehr regionale Nachfrageschwankungen besser ausgleichen und Marktanteile dazugewinnen können.

Foto: GROB-Werke

Welche Auswirkungen hat der politische Fokus auf Elektromobilität?

Nahl: Das hängt im Wesentlichen davon ab, wie hart oder sanft die Elektromobilität umgesetzt wird. Einen Einfluss auf den Werkzeugmaschinenbau wird es allemal haben. Jedoch bietet jede Veränderung neben Risiken auch Chancen. Da die Grob-Werke neben den Werkzeugmaschinen zusätzlich Montagetechnik anbieten, sind wir in der Lag, auf veränderte Anforderungen einzugehen. Als Beispiel ist hier der Hybridantrieb, eine Kombination aus Verbrennungsmotor, Getriebe und Elektromotor, zu erwähnen, der zwar an die Werkzeugmaschine und die Montageanlagen veränderte Anforderungen stellt, aber eben auch für eine erhöhte Nachfrage sorgen wird.

Wie ist die Gesamtlage bei Grob?

Nahl: Die Auftragsbücher sind voll. Die Nachfrage ist derzeit höher als die Kapazitäten. Jedoch erscheint es uns wenig ratsam, potenzielle Aufträge abzugeben, deshalb haben wir sehr früh begonnen, unsere Strategie entsprechend auszurichten. Wir wachsen mit unseren Kunden, also der Automobilindustrie und Zulieferindustrie, ohne die notwendige Flexibilität zu verlieren sowie unter Abwägung aller damit verbundenen Chancen und Risiken. Das Wachstum betrifft zum einen die Fläche – wir haben alleine im vergangenen Jahr die Montagefläche in Mindelheim um 22.000 Quadratmeter erweitert und in Dalian, China ein neues Werk mit 13.000 Quadratmetern Montagefläche gebaut. Zum anderen ist die Zahl der Mitarbeiter weltweit inzwischen auf 4000 gewachsen und davon sind im Stammwerk Mindelheim 3000 hochqualifizierte Mitarbeiter beschäftigt. Das bedeutet, mehr als 1000 neue Arbeitsplätze wurden innerhalb der Grob-Gruppe in den vergangenen zwei Jahren geschaffen. Zudem optimieren wir dauerhaft und sehr akribisch unsere Produktionsabläufe. Mit unserer hohen Fertigungstiefe und der Entwicklung spezifischer Maschinen für unsere eigene Fertigung ist es uns gelungen, die Durchlaufzeiten weiter zu verkürzen und sogar noch bessere als auch stabilere Qualitätsansprüche zu erreichen.

Welche Bedeutung hat für Sie die Produktion in Deutschland?

Nahl: Wir sehen dazu keine Alternative und konzentrieren uns weiterhin auf den Standort Mindelheim, an dem alle Entwicklungen zentral gesteuert werden. Hier wird die Fertigung modernisiert und die Konstruktion optimiert sowie die Entwicklung ausgebaut. Wir investieren in 22 neue Maschinen für unsere Fertigung und bauen eine neue Logistikhalle mit 12.500 Quadratmetern, um den Standort weiter zu stärken und zukunftssicher zu gestalten.

Und wie sieht die Standortpolitik international aus?

Nahl: Auch unsere nunmehr vier Produktionswerke wurden weltweit gestärkt bzw. ausgebaut. In São Paulo, Brasilien haben wir eine Modernisierung des Maschinenparks vorgenommen. In Bluffton, Ohio, USA wird derzeit die Montagefläche um 9000 Quadratmeter mit einer neuen Halle erweitert. In Dalian, China wurde am 18. Juni unser viertes Werk eingeweiht. Alle Grob-Werke sind in einem Produktionsverbund mit identischen Standards und werden im Sinn unserer Kunden zentral vom Standort Mindelheim gesteuert. Der Exportanteil unserer Produkte aus Mindelheim beträgt im laufenden Geschäftsjahr 65 Prozent. Davon gehen 42 Prozent nach China, im Vorjahr waren es 22 Prozent.

Was sagt der Blick auf Lieferzeiten und Produktionskapazität?

Nahl: Unsere Lieferzeit, abhängig von der Systemgröße und den Prozessen, beträgt durchschnittlich 9 bis 14 Monate unter Voraussetzung freier Produktionskapazitäten. Aufgrund der enormen Nachfrage sind trotz unserer Wachstumsstrategie und Schichtarbeit in einigen Bereichen die Produktionskapazitäten begrenzt. Dadurch haben sich natürlich die Lieferzeiten verlängert. Derzeit liegt die Lieferzeit bei 14 bis 19 Monaten.

Gibt es technologische Entwicklungen?

Nahl: Insbesondere wird eine neue Antriebstechnik im Universalmaschinenbereich eingeführt. Grob zeigt bei der AMB in Stuttgart die ausgereifte Fräs-Drehtechnik mit Fünf-Achs-Simultanbearbeitung in der G550. Bei der nächsten EMO in Hannover werden wir eine weitere Produktreihe von Bearbeitungszentren vorstellen und die Fünf-Achs-Universalbearbeitungszentren mit der G750 nach oben abrunden. Die Hydraulikkomponenten in unseren Maschinen werden weiter in den Hintergrund treten und beispielsweise beim Palettenwechsler, in der Motorspindel sowie der Werkstückspanntechnik durch von Grob entwickelte, moderne, elektromechanische Komponenten ersetzt.

Verbessert dies auch die Energieeffizienz der Maschinen?

Nahl: Schon alleine der Blick auf den Einsatz der zweispindligen Maschine in der Serienproduktion zeigt unsere jahrelangen Bemühungen zur Energieeffizienz, auch zu Zeiten, in denen noch keiner davon gesprochen hat, sehr gut auf. Mittlerweile kann der Kunde unter Berücksichtigung aller von uns angebotenen Optionen, über den Einsatz von Minimalmengenschmierung, mit unserem aktuellen zweispindligen Bearbeitungszentrum, das für die emulsionsfreie Produktion entwickelt wurde, im Vergleich zu zwei einspindligen Bearbeitungszentren bis zu 70 Prozent Energiekosten einsparen.

Welche Bedeutung hat die AMB für Grob?

Nahl: Grob kommt aus dem Systemgeschäft. Dies zeigt sich in hochwertigen Produkten als auch in der Prozesstechnik und bildet die Basis für unsere langfristige Strategie. Wir wollen den Marktanteil und damit die Produktion in bestimmten Segmenten der Universalmaschinen ausbauen. Die AMB ist auch deshalb eine sehr wichtige Leitmesse für uns, auf der wir uns gerne präsentieren.

Wie schätzen Sie die Situation der Wettbewerber ein?

Nahl: Wir agieren und entwickeln unsere Stärken weiter. Wir fühlen uns für die Zukunft sehr gut aufgestellt.

Kontakt

Jochen Nahl

Geschäftsführer Vertrieb
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