Peter Leibinger

Trumpf

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Die Welt steht vor
dem photonischen Zeitalter

Hochkomplexe Lasersysteme entwickelt und produziert die Trumpf-Gruppe in Deutschland. Am Standort Ditzingen investiert Trumpf 70 Millionen Euro in ein Gebäude für die Entwicklung und Produktion einer Schlüsselkomponente für die Nutzung der EUV-Lithografie, die als Problemlöser für die Mikrochipindustrie gesehen wird. Die Rückkehr auf den Markt der additiven Fertigung zeugt von der Einschätzung, dass darin großes Potenzial vorhanden ist. Jetzt will Trumpf dieses Verfahren industrietauglich machen. Bei der Laser/World of Photonics in München hat Trumpf 14 Weltpremieren vorgestellt. Im vergangenen Jahr hat der Laser- und Metallbearbeitungsspezialist sein Geschäftsvolumen um fünf Prozent auf 2,7 Milliarden Euro gesteigert. Dr.-Ing. e.h. Peter Leibinger, stellvertretender Vorsitzender des Maschinenherstellers, gibt im Gespräch mit Georg Dlugosch, Chefredakteur des IndustryArena eMagazines, einen Einblick in die Strategie und Innovationen des Ditzinger Unternehmens.

Sehen Sie weitere große Schritte bei der Entwicklung der Photonik allgemein?

Leibinger: Gewiss! Wir sagen ja nicht umsonst, dass die Welt vor dem photonischen Zeitalter steht, gewissermaßen löst das Photon das Elektron ab als Treiber der Innovation. Es gibt fast keinen Lebensbereich, in dem es nicht zu Umbrüchen und Innovationen durch die Photonik kommt. Wir denken beispielsweise an die Weiterentwicklung der Datenverarbeitung, wo photonische Computer der nächste große Schritt sein werden in frühestens zehn bis 15 Jahren. Wir denken an die intelligente Beleuchtung, die durch die LED in Kombination mit dem Internet eine Vielzahl neuer Möglichkeiten bietet, was in der Lichtindustrie auch zu massiven Umbrüchen führt. Man denke etwa an die Bio-Photonik, wo man bisher nur an der Oberfläche gekratzt hat. Wir kennen ja eigentlich nur die Ophthalmologie und die Hautbehandlung als Themen der Bio-Photonik. Dort hat sich das Photon als Therapiemittel bereits durchgesetzt. Sowohl in der Bildgebung als auch in der Therapie glauben wir, dass das Photon noch viel leisten wird. Man denke auch an die EUV Mikrolithographie, ohne die die Fortschreibung des Moor’schen Gesetzes nicht möglich ist. Sie steht vor dem Durchbruch. Und natürlich möchte ich den Laser nicht vergessen, der die Produktion verändert hat und sie noch stärker verändern wird.

Handelt es sich um ein Modethema oder bringt der Laser eine neue technische Revolution mit sich?

Leibinger: Es gibt einen Unterschied zu den uns bekannten industriellen Revolutionen, wenn man an den Laser denkt. Wenn man die Mechanisierung der Landwirtschaft betrachtet oder die Elektrifizierung der Produktion oder auch die Datenverarbeitung, dann hat es sich um echte Revolutionen gehandelt in dem Sinne, dass nichts danach so war wie zuvor. Ich persönlich glaube, dass die Lasertechnik die herkömmlichen Verfahren eher ergänzt. Wir lesen zum Beispiel häufig, dass 3-D-Druck die Fertigungstechnik vollkommen verändern wird. Ich meine, dass der 3-D-Druck die Fertigungstechnik ergänzt. Sie wird sich dadurch auch verändern, aber nicht revolutionieren.

Wo liegt das Interesse von Trumpf?

Leibinger: Unser Fokus ist die Produktion. Hier sind wir der Marktführer und wollen das auch bleiben. Wir wollen die Ersten sein, die eine neue Technologie industrietauglich einführen. Wir sind führend in der Makrobearbeitung und auch technologisch führend in der Mikrobearbeitung.

Wie sieht die geschäftliche Entwicklung aus?

Leibinger: Wir haben ein unterjähriges Geschäftsjahr. Für den Geschäftsbereich Lasertechnik und Elektronik geht ein weiteres Rekordjahr zu Ende. Wir kratzen mit diesem Geschäftsbereich an der Eine-Milliarde-Umsatzmarke. Wir sind im vergangenen Geschäftsjahr mehr als 20 Prozent gewachsen und wir waren sehr profitabel dabei. Unser Ziel, qualitativ zu wachsen, haben wir erfüllt. Wir möchten, dass der Gewinn, den wir erwirtschaften, in einem angemessenen Verhältnis zu dem Risiko steht, das wir eingehen. Wenn wir in Bereichen 20 Prozent unseres Umsatzes für Forschung und Entwicklung ausgeben, dann ist dies ein großes Risiko, und das Ergebnis muss dies widerspiegeln. Unter qualitativem Wachstum verstehen wir auch, dass wir ganz unterschiedliche Industrien befähigen – enablen – wollen. Wir sprechen nicht nur von der Elektronik- oder der Automobilindustrie.

Trumpf hatte vor 15 Jahren schon die Technologie des 3-D-Drucks im Angebot. Warum hatten Sie sich in der Zwischenzeit aus diesem Bereich zurückgezogen?

Leibinger: Wir hatten uns nur teilweise zurückgezogen. Im Bereich des Laser-Auftragschweißens, also Laser Metal Deposition, sind wir die ganze Zeit aktiv gewesen. Wir hatten schon vor mehr als 15 Jahren gute Maschinen. Weil aber die Nachfrage nicht sehr hoch war, hatten wir uns 2006 aus dem Bereich Laser Metal Fusion, also dem Generieren im Pulverbett, zurückgezogen. Jetzt kommen Kunden wieder auf uns zu und fragen verstärkt beide Verfahren an. Deswegen steigen wir auch bei LMF wieder ein und werden während der Formnext einen neuen Aufschlag in beiden Technologien machen – LMD und LMF. Dann werden wir auch eine neue Maschine präsentieren. Zusätzlich zu der Maschine, die während der Laser/World of Photonics auf dem Messestand von Sisma zu sehen war, kommt eine weitere mit anderen Features. Den Start haben wir mit dem Know-how aus dem Joint-Venture mit dem größten italienischen Laserhersteller gemacht. Die Trumpf Sisma S.r.l. hat ihren Sitz im italienischen Piovene Rocchette bei Vicenza. Jetzt entwickeln wir in Ditzingen und in Italien parallel die neuen Maschinen. Die für den Laser relevanten Dinge machen wir in Ditzingen.

Was bringt Sisma in das Joint Venture ein?

Leibinger: Sisma hat im Wesentlichen die kleine Maschine entwickelt. Sie helfen uns einerseits bei der Software, das ist ein wichtiger Aspekt, und andererseits bei der Aufgabe, kostengünstige Maschinen zu entwickeln.

Wird die Maschine in Italien gefertigt?

Leibinger: Nein, die große Laseranlage wird in Deutschland produziert. Die kleine Maschine wird in Italien gebaut. Als Hersteller muss man so ein Vorhaben breit angehen, deswegen suchen wir unterschiedliche Wege. Daran arbeiten wir vor allem in Ditzingen. In Italien gibt es Applikations-Entwicklungen. Wir werden die Arbeit aufteilen: Trumpf ist prädestiniert, den Industriebereich abzudecken. Sisma ist prädestiniert für Edelmetallthemen. Das Joint-Venture ist für Trumpf eine interessante Ergänzung, und die Firmenkulturen ergänzen sich gut. Wir sind begeistert von der agilen Firma. Sie hat einen Umsatz von etwa 50 Millionen Euro und nahezu 300 Mitarbeiter. Das Joint Venture umfasst etwa 20 Mitarbeiter.

Bleibt es rein beim Laser-Schmelzverfahren?

Leibinger: Es ist uns bewusst, dass die Hybridverfahren interessant sind. Ich finde auch die DMG-Maschine begeisternd, aber wir werden nicht anfangen, Fräsmaschinen zu bauen. Unser Einstieg wird das klassische Verfahren sein. Was die Hybridlösung angeht, werden wir erst einmal den Markt analysieren. Für mich ist dabei noch nicht ganz klar, ob es nicht vernünftiger wäre, zwei Maschinen zu verknüpfen. Wenn wir diese Variante wählen, dann haben wir mit der TruLaser Cell 3000 schon eine Maschine, die wir für die Produktion aus der Düse nachrüsten können. Das Know-how haben wir bereits im Haus. Wir wollen auch mit dem Laser nicht nur über einen Integrator gehen, sondern über viele. Denn wir wollen uns nicht exklusiv an einen Partner binden. Es handelt sich um einen jungen Markt, bei dem noch keiner weiß, wohin er sich entwickelt. Wir werden auch aktiv von größeren Firmen angefragt, die eine solche Maschine als Produktionsmittel nutzen wollen. Der Markt ist jetzt schon vorhanden.

Kontakt

Dr.-Ing. e.h. Peter Leibinger

Stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung Trumpf GmbH + Co. KG,
Vorsitzender des Geschäftsbereichs Lasertechnik/Elektronik,
verantwortlich für Forschung und Entwicklung
TRUMPF Gruppe

Athanassios Kaliudis

Media Relations, Pressereferent Lasertechnik
TRUMPF GmbH + Co. KG
Ditzingen
Tel. +49 7156 303-31559
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