Vikram Kumar

OnRobot GmbH

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Automation

Mit großen Augen und viel Gefühl

Aus dem Zusammenwachsen von Bildverarbeitung mit der Robotik ist ein Erfolgsmodell geworden. Die Onrobot GmbH, Soest, sieht 2,5D-Anwendungen für viele Applikationen als ausreichend an, während 3D-Anwendungen mehr Aufwand erfordern. In Kombination mit außerordentlichen Greif- und Fühlsystemen lassen sich selbst sehr zerbrechliche Produkte wie dünne Glasplättchen „sicher, flexibel und schnell handhaben“, sagt Vikram Kumar, General Manager EMEA bei Onrobot, im Gespräch mit Georg Dlugosch, Chefredakteur des IndustryArena eMagazines.

Wie stellt sich aktuell die Lage in der Bildbearbeitungsindustrie dar?

Kumar: Die industrielle Bildverarbeitung hat 2019 nach den Zahlen des VDMA leicht zugelegt. Der Branchenumsatz stieg um ein Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Die Bildverarbeitung spielt nicht nur in der Automatisierung eine wichtige Rolle, sondern auch in der Robotik. Je mehr ein Roboter sehen kann, desto flexibler wird er im Einsatz. Die Prozesse werden stabiler und einfacher. Deshalb macht bei vielen Einsätzen ein gutes Vision-System Sinn. Wenn es dann noch flexibel und einfach in der Bedienung ist, dann vergrößert es den Nutzen.

Kann man das für alle Applikationen sagen?

Kumar: Auch die Bildverarbeitung hat ihre Grenzen. Man kann nicht alles mit Bildverarbeitung machen. Entscheidend ist, dass ein Prozess in der Praxis stabil funktioniert.

Onrobot arbeitet daran, den Einsatz der Bildverarbeitung zu vereinfachen. Wo setzen Sie an?

Kumar: Grundsätzlich ist es die Philosophie von Onrobot, wegzukommen von den auf ein Produkt fixierten Applikationen. Dafür sollen mehr Anwendungen als Ganzes betrachtet werden, um einfachere und bedienerfreundliche Lösungen anbieten zu können. Deshalb haben wir uns auch bewusst für 2,5 D entschieden und nicht für 3D. Das wäre sonst wesentlich kostspieliger geworden und wesentlich komplizierter zu bedienen. 2,5 D reicht beispielsweise für einfache Pick-and-Place-Aufgaben.

Was sind die wichtigsten Applikationen für 2,5 D?

Kumar: Kamera und Software werden stetig erweitert. Aktuell fokussieren wir uns auf die Tätigkeiten Inspektionsaufgaben und so genanntes Land-Marking. Das letzte benötigt der Einsatz von mobilen Robotern, es ist gewissermaßen ein Positionierungssystem.

Bildverarbeitung und Robotik wachsen zusammen. Foto: Onrobot

Was bedeutet 2,5 D?

Kumar: Mit 2,5 D gibt es im Unterschied zum zweidimensionalen Raum auch einige Informationen über die Höhe eines Objekts. Dann kann man aus unterschiedlichen Abständen arbeiten oder Objekte mit unterschiedlicher Höhe zuordnen.

Was ist der Vorteil?

Kumar: Es gibt viele Vorteile. Ein wesentlicher ist die Bedienbarkeit. Diese Anwendung ist wesentlich einfacher zu nutzen. Und der Preis ist auch deutlich niedriger, was für kleinere Kunden wichtig ist.

Wie schnell amortisiert sich eine solche Anwendung?

Kumar: Das hängt natürlich vom Einsatz und dem Kunden ab. Die Schwankung bei der Amortisation liegt etwa zwischen sechs Monaten und 1,5 Jahren.

Wie sieht die Lösung technisch aus?

Kumar: Wir nehmen eine 2,5D-Kamera. Die ist ausreichend, eine zweite wird nicht benötigt. Sie kann direkt am Roboter oder extern angebracht werden. Der große Vorteil unseres Systems ist die Durchgängigkeit. Es entstehen keine Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Produkten.

Bildverarbeitung und Robotik wachsen zusammen. Foto: Onrobot

Wie sieht die Nachfrage aktuell aus?

Kumar: Wir spüren ganz stark, dass in den kleinen und mittelständischen Unternehmen der Bedarf an Automatisierung steigt. Allerdings sehen wir in gewissen Bereichen auch eine Investitionszurückhaltung. Aber ich bin sicher, dass es nach der Pandemie eine starke Nachfrage geben wird.

Gibt es spezielle Branchen, die für Onrobot besonders interessant sind?

Kumar: Letztendlich sind wir komplett branchenunabhängig. Und spätestens Ende des Jahres möchten wir 90 Prozent aller Applikationen in der industriellen Produktion abdecken. Aktuell kommen verstärkt zu uns jene Branchen, die die Corona-Krise besonders getroffen hat wie CNC-Betriebe, die nach kostengünstigen Lösungen suchen, um kleinere Lose mit mehr Varianz zu fertigen. Dafür benötigen sie eine automatisierte Lösung. Zudem können sie dann auch die Kosten besser kalkulieren. Auch aus den klassischen Branchen wie Lebensmittel oder Pharma kommen verstärkt Anfragen.

Kollaborativ ist ein Stichwort bei Onrobot. Welches Ziel verfolgen Sie damit?

Kumar: Für uns heißt es nicht unbedingt, dass Mensch und Roboter zusammenarbeiten. Es kann auch um die sichere und vor allem flexible gemeinsame Arbeit gehen. Diese Fälle müssen schnell von vielerlei Personal einsetzbar sein.

Mit welchen Herstellern funktionieren die Applikationen von Onrobot?

Kumar: Onrobot hat sich zum Ziel gesetzt, unabhängig von Marken zu arbeiten und mit allen kompatibel zu sein. Wir sind weniger ein Produktanbieter, sondern vor allem in Forschung und Entwicklung tätig, um Lösungen für kollaborative Anwendungen zu finden.

Wie lautet Ihre Empfehlung, wann ein Kunde zur Automatisierung greifen soll?

Kumar: Darüber nachdenken sollte eigentlich jeder, der sich im produzierenden Umfeld bewegt. Wir möchten die Kunden dabei unterstützen, Mitarbeiter von repetitiven Arbeiten, von gesundheitsschädlichen oder nicht wertschöpfenden Tätigkeiten zu entlasten.

Das Unternehmen ist seit der Gründung 2015 als Greiftechnikspezialist stark gewachsen. Welche Meilensteine gab es?

Kumar: Onrobot hat 170 Mitarbeiter. Davon sind 70 im Bereich Hard- und Software tätig. 2017 wurde das Startup von Enrico Krog Iversen, der jetzt CEO ist, gemeinsam mit den jungen Unternehmen Perception Robotics und Optoforce übernommen. Daraus ist ein Spezialist für kollaborative Applikationen gewachsen.

Kann mit den kollaborativen Lösungen auch Produktion von Übersee nach Europa zurückgeholt werden?

Kumar: Das Interesse an Automatisierung steigt. Man kann auch sagen, Re-Shoring ist das neue Offshoring. Also aktuell passiert das Gegenteil der Auslagerung von Produktionskapazitäten. Für mich ist der Trend eindeutig, dass wir wieder mehr Produktion nach Europa zurückholen werden. Dazu trägt Automatisierung in Hochlohnländern stark bei.

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Vikram Kumar

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