Jenny Walther-Thoss

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Nachhaltigkeit wird zum Schlüssel für Erfolg

Kopfschmerzen der nachhaltigen Art drohen am Neujahrstag 2022 im wahrsten Sinn vielen produzierenden Unternehmen, die auch jetzt schon der EU-Richtlinie für unternehmerische Sozialverantwortung unterliegen. Für sie gilt das neue EU-Taxonomie-Regelwerk. Parallel dazu flattern die Kundenanfragen nach EcoVadis, CDP oder SMETA Audits rein. Es stehen daher bei vielen Unternehmen in regelmäßigen Abständen Assessments für ESG-Ratings und Reports an. Das Rezept gegen nachhaltige Kopfschmerzen: Eine in der Praxis bewährte siebenstufige Strategie für die Verpackungsindustrie, die sich als Blaupause auch für andere Industriezweige eignet.

Verantwortlich sind parallele Entwicklungen bei Regulierern und Finanzmärkten, die Nachhaltigkeit zusehends als den messbaren und ausschlaggebenden Entscheidungsfaktor ansehen. Im Mittelpunkt steht dabei zum einen das wachsende Bedürfnis von Gesellschaft und Politik, Nachhaltigkeit nicht als freiwilligen Zusatz, sondern als inhärenten Bestandteil eines Produktes zu erleben. Zum anderen greift der wachsende Markt für Green Finance begierig nach den neuen Möglichkeiten der Nachhaltigkeitsbewertungen.

Die EU-Verordnung hat es in sich: Die Non-Financial Reporting Directive (NFRD) verpflichtet ab 2022 alle Banken, Versicherungen und kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern, für das Berichtsjahr 2021 entsprechend der NFRD zu reporten.

Für die betroffenen Unternehmen bedeutet es, dass ihre Reports sich an neuen Berichtspflichten orientieren müssen. Im Klartext geht es um die Beantwortung dieser Frage: Welche laufenden Betriebsaufwände und Investitionen entsprechen der EU-Definition der Nachhaltigkeit in puncto Umweltziele und sozialer Ziele und welche nicht? Für das Berichtsjahr 2021 steht dabei die Frage nach dem Klimaschutz im Vordergrund. Sie haben also die Berichtspflicht, welcher Opex- und welcher Capex-Anteil EU-Taxonomie-konform ist oder nicht. Für alle anderen Kriterien gelten die Reportingpflichten, die im August 2021 von der EU-Kommission veröffentlicht wurden.

Das Erfüllen der EU-Richtlinie ist mehr als eine lästige Pflichtaufgabe. Wer ihr gewissenhaft und nachhaltig nachkommt, kann auch in Zukunft Investoren für sein Unternehmen gewinnen, sich Geld auf dem Finanzmarkt besorgen oder als Lieferant Aufträge erhalten. Aber ohne die transparente Darlegung einer guten Nachhaltigkeits-Performance bleiben künftig viele Türen verschlossen.

Vor ähnlichen Herausforderungen standen die Automobilindustrie und ihre Lieferanten vor drei Jahrzehnten. „Wenn wir uns nicht ändern, sind wir in zehn Jahren weg vom Markt.“ Mit diesen drastischen Worten begründete ein Manager der Automobilindustrie den Zwang, die Qualitätssicherung im Konzern und bei allen Lieferanten radikal zu ändern. Ziel: null Fehler. Als Basis dienten strenge Qualitätsrichtlinien wie die inzwischen legendäre Q-101 von Ford, das Vorbild für das spätere Regelwerk ISO 9001, das mittlerweile in nahezu allen Branchen zum Standard der Qualitätsdinge zählt. Das damals revolutionäre Motto: Für Qualität ist jeder verantwortlich.

Nachhaltigkeit ist eine Geisteshaltung

Zeitsprung in das Jahr 2021: Was hat Qualitätssicherung mit Environmental Social Governance, also ESG-Rating, und EU-Taxonomie zu tun? Sehr viel. Die damaligen Wege zur Form der Qualitätssicherung weisen viele Gemeinsamkeiten auf. Eine der wichtigsten lautet: Neue Wege geht man nur mit einer neuen Einstellung aller Mitarbeiter. Oder wie ein Motto bei Berndt+Partner Consultants heißt: „Nachhaltigkeit ist keine Energiesparlampe, sondern eine Geisteshaltung.“

Geändert hat sich jedoch der Druck, der nun auch von Gesellschaft, Medien, Gesetzgebern und Investoren kommt. Der Vermögensverwalter Blackrock stellte 2020 sogar 200 Unternehmen wegen geringer Erfolge beim Klimaschutz öffentlich an den Pranger. Betroffen davon waren auch deutsche Vorzeigeunternehmen wie Siemens, Uniper, Daimler, Lufthansa und Heidelberg Cement. Die Folge: Firmen geben den Druck weiter und verlangen von ihren Lieferanten unter anderem CDP-Reports und erfolgreiche ESG-Ratings.

Gelebte Nachhaltigkeit wirkt sich positiv auf das Geschäft aus. ESG-Ratings dokumentieren dem Kunden die erfolgreichen Maßnahmen in den Bereichen Lieferkette, Umwelt und Klima. Bild: Adobe Stock

Ein Öko-Mindset reicht nicht aus

Zur Zielerreichung steht viel Arbeit an: Die Ausgangslage sieht in vielen Branchen gut aus, denn oft gibt es das für Veränderung nötige Öko-Mindset bereits in den Firmen. Berndt+Partner Consultants (B+P Consultants) stellt immer wieder fest, dass es im deutschsprachigen Raum eine fast selbstverständliche, nachhaltige Unternehmenskultur gibt. Mitarbeiter und Umwelt spielen traditionell eine große Rolle.

Mindset allein reicht jedoch nicht aus: Der künftige Geschäftserfolg steht und fällt mit der Pflicht zur öffentlichen Transparenz, gemessen durch ein ESG-Rating. Die Selbsteinschätzung ist nicht erlaubt. Hersteller von Markenartikeln (Brands) setzen bei Lieferanten aus der Verpackungsindustrie auf Sedex, EcoVadis und CDP-Reports. Darüber hinaus gibt es weitere Reporting-Frameworks und Rankings.

In der Beratungspraxis hat sich eine siebenstufige Vorgehensweise bei den ESG-Ratings und CDP-Reports bewährt:

  • Ermitteln des Ist-Zustandes: Welche nachhaltigen Aktivitäten unternimmt das Unternehmen bereits – vom Produkt, der Produktion, Energieversorgung, Mitarbeiteraktionen bis hin zu ersten Umweltaktionen? Von welchen gesetzlichen Anforderungen im Bereich Nachhaltigkeit ist oder wird das Unternehmen betroffen sein?
  • Fokus auf Kunden: Welche Anfragen erhält das Unternehmen von Kunden, aus welcher Branche stammen sie? Hintergrund: Die Fokussierung auf die spezifischen Anforderungen der Abnehmerbranche erleichtert die weitere Vorgehensweise.
  • Risiko-Assessment: Es gilt, alle Ebenen der Nachhaltigkeit von Ökonomie (Produkte, Services, Lieferanten), Ökologie, (Klimarisiken, Wasser, Abfälle) bis hin zum Sozialem (Mitarbeiter, Risiken in der Lieferkette im Bereich Arbeits- und Menschenrechte) zu analysieren. Wichtig: anschließende Priorisierung in einer Wesentlichkeitsmatrix zur Entwicklung eines machbaren Zielpfades.
  • Agiles Nachhaltigkeits- und Klimaprogramm: Gefragt ist eine maßgeschneiderte Strategie und ein auf Prioritäten fokussierendes Implementierungsprogramm, das sich an wandelnde Kundenanforderungen und neue Herausforderungen anpassen lässt.
  • Anpassen des Lieferkettenmanagements: Das Ziel ist ein Mapping aller Lieferanten und ihre Einteilung in Risikoklassen. Je nach Risiko folgen gezielte Maßnahmen (vom Fragebogen bis zum Audit), um das Risiko von Arbeits- und Menschenrechtsverstößen in der Lieferkette zu minimieren.
  • Aufbau von Strukturen: Wie im Qualitätsmanagement ist eine mit den entsprechenden Ressourcen ausgestattete Managementstruktur erforderlich, um kontinuierlich an dem Thema zu arbeiten, Dokumente zu erstellen, Maßnahmen durchzuführen, zu überwachen, zu berichten und stets auf dem Laufenden zu sein. Bei großen Unternehmen empfiehlt sich der Einsatz einer Nachhaltigkeits-Software.
  • Reporting: Viele Unternehmen starten gerne mit dem letzten Schritt und führen zum Beispiel ein EcoVadis Assessment durch, bevor sie dann Schritt eins bis sieben angehen. Von dieser Vorgehensweise ist abzuraten, denn EcoVadis basiert wie viele ESG-Ratings auf dem kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP), der sich bereits seit Jahrzehnten im Qualitätsmanagement bewährt hat. Somit kommt das Unternehmen zwar oft einigermaßen erfolgreich durch das erste Assessment, aber ohne einen kontinuierlichen Prozess wird schon das nächste Assessment wieder zum Klimmzug und zur Zitterparty. Empfehlung: Das Assessment erst nach gründlicher Vorarbeit starten.

Nachhaltigkeit erfordert einen langen Atem

Nachhaltigkeit ist eine strategische Aufgabenstellung, die sich nicht mal eben nebenher bewältigen lässt.“ – Jenny Walther-Thoss, Senior Consultant Sustainability bei B+P Consultants

Doch was ist das Erfolgsgeheimnis von Strategien für die Verpackungsindustrie, die helfen, die Position als Lieferant nicht nur zu halten, sondern durch Steigern der EcoVadis-Einstufung zu verbessern?

Bei näherem Hinsehen ergeben sich vier Aufgaben. Professionelle Strukturen: Nachhaltigkeit ist eine strategische Aufgabenstellung, die sich nicht mal eben nebenher bewältigen lässt. Transparenz: Das Unternehmen muss Daten sammeln, aufbereiten und kommunizieren. Der Weg ist das Ziel: Erfolgreich ist die Pflichtübung Nachhaltigkeits- und Klimastrategie nur, wenn sie auf den erkannten und priorisierten Risiken (Wesentlichkeit) beruht – nicht alles auf einmal angehen, sondern Konzentration auf das Wesentliche. Erfolge kommunizieren: Gelebte Nachhaltigkeit wirkt sich positiv auf das Geschäft aus. ESG-Ratings dokumentieren dem Kunden die erfolgreichen Maßnahmen in den Bereichen Lieferkette, Umwelt und Klima.

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Jenny Walther-Thoss

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