Harald Kopp

Hochschule Furtwangen

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Management

Aus Daten Geschäfte generieren

Mit Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge werden Produkte intelligenter und vernetzter. Sie erzeugen mehr Daten. Diese Daten können über die Cloud allen Beteiligten zielgerichtet zur Verfügung gestellt werden, um bessere und schnellere Entscheidungen zu treffen oder Prozesse zu automatisieren und zu optimieren.

In Zukunft werden jene Unternehmen entscheidende Wettbewerbsvorteile haben, die aus diesen Daten wertvolle Informationen erzeugen, um die eigene Produktivität zu erhöhen, sich entlang der Supply Chain zu vernetzen oder Werte für Kunden zu erzeugen und damit in eine Digitale Wertschöpfung einzusteigen.

Große Hersteller haben sich cloudbasierende Softwareplattformen aufgebaut. Mittlere Unternehmen wie Trumpf oder Dürr haben Softwarefirmen zugekauft oder gegründet, um beim Aufbau der Plattformen schneller voranzukommen. Mit diesen Aktivitäten wird die Zielsetzung verfolgt, die eigenen Werke zu digitalisieren, Kunden digitale Dienstleistungen anzubieten oder neue, cloudbasierende Geschäftsmodelle aufzubauen.

Außerdem sind zahlreiche Anbieter auf dem Markt, die ihre Plattformen und Dienste anbieten, um Geräte zu vernetzen, Daten auszutauschen, in der Cloud zu speichern, auszuwerten, zu visualisieren und zielgerichtet Informationen zur Verfügung zu stellen, um den Nutzern zu ermöglichen, produktiver und flexibler zu produzieren.

Insbesondere deutsche Unternehmen haben große Erfahrungen in produktbezogenen Dienstleistungen wie kundenspezifische Anpassungen, Montage und Inbetriebnahme von Maschinen, Reparatur und Wartung einschließlich Fernwartung sowie Beratung und Modernisierung. Mit dieser Kundennähe besteht eine gute Basis für höherwertige, datenbasierende Dienstleistungen.

Heutzutage kämpfen Anwender von intelligenten Produkten und Maschinen mit deren Komplexität bei gleichzeitig abnehmenden Qualifikationen der Bediener und des Wartungspersonals. Deshalb erwarten Unternehmen von ihren Lieferanten eine stärkere Unterstützung bei der optimalen Nutzung der Geräte und Maschinen mit dem Ziel, Ausstoß und Qualität zu steigern und eine möglichst hohe Anlagenverfügbarkeit sicherzustellen.

Quelle: 2016 TSIA “Why Services is the Big IoT Opportunity for Hardware Manufacturers”

Käser bietet seinen Kunden ein „Real-Time“-Monitoring mit kurzen Reaktionszeiten, wenn kritische Situationen eintreten, sowie vorausschauende Wartung, um ungeplante Stillstände zu vermeiden. Der Kompressorenhersteller geht noch einen Schritt weiter: Er bietet ein Betreibermodell an und sichert die Bereitstellung einer vereinbarten Menge Druckluft zu.

Diese Dienstleistungen erfordern detaillierte Kenntnisse über die Lebensdauer von Verschleißteilen abhängig von der Dauer, Art und Umgebung der Nutzung sowie über kritische Werte und Anomalien, die einen Ausfall ankündigen. Auf diese Weise können ungeplante Stillstände minimiert und die Anlagenverfügbarkeit erhöht werden. Um dies zu ermöglichen, müssen Daten aus den Geräten im Feld gesammelt und von Spezialisten mit erfahrungsbasierendem Know-how analysiert und ausgewertet werden, um Algorithmen zu bilden, mit deren Hilfe die richtigen Aktionen, wie den rechtzeitigen Austausch von Komponenten eingeleitet werden können.

Durch zusätzliche Sensoren, Elektronik und Rechenleistung in Verbindung mit der Vernetzung von Geräten untereinander und mit IT-Systemen entstehen deutlich mehr und wertvollere Daten. Diese können dem Kunden helfen, seinen Ausstoß und die Verfügbarkeit der Maschinen zu erhöhen sowie die Qualität zu verbessern. Diesen Datenschatz gilt es zu heben und es entsteht für Anbieter die Möglichkeit eine Digitale Wertschöpfung aufzubauen, die den gleichen Fokus verdient, wie die traditionelle Wertschöpfung mit Produkten.

Vor diesem Hintergrund ist in Zusammenarbeit mit der Technology Service Industry Association (TSIA) das Konzept der Digitalen Wertschöpfungskette entwickelt worden. Die TSIA ist eine Organisation in den USA mit Mitgliedern aus 65 Ländern und unterschiedlichen Branchen, die Dienstleistungen als wesentlichen Bestandteil des Geschäftsmodells verstehen und bestrebt sind, technologische Dienstleistungen erfolgreich und profitabel zu gestalten und weiterzuentwickeln.

Heutzutage werden datenbasierende Dienstleistungen meist in Premium-Wartungsverträgen und Beratungsdienstleistungen eingebunden. Es ist außerordentlich schwierig, diese als eigenständige Dienstleistungen zu vermarkten, da diese Services häufig einen geringen Reifegrad haben, die Anzahl der Referenzen gering ist und die Vorteile für die Kunden nicht eindeutig quantifizierbar sind.

Anbieter von intelligenten Produkten haben mit der digitalen Wertschöpfung die Möglichkeit sich im Wettbewerb deutlicher zu differenzieren, die Kunden besser an sich zu binden und zusätzliche, permanente und profitable Umsätze zu generieren.

Anbieter, die zögern, laufen Gefahr, dieses Potenzial an Wettbewerber und Dienstleister zu verlieren, die herstellerneutral digitale Services bereitstellen – Analytik-Know-how in Kombination mit technologischem und branchenspezifischen Wissen machen es möglich.

Titelbild: Blackfield/TSIA

Download des eBooks” “Why Services is the Big IoT Opportunity for Hardware Manufacturers” zur ausführlichen Erklärung der „Digital Value Chain“:

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Kontakt

Prof. Harald Kopp

Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen
Hochschule Furtwangen und Director Research, Industrial Services der TSIA (Technology Services Industry Association)
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