Michael Patrick Zeiner

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Spannendes Berufsbild:
Produktionstechnologe

Produktionstechnologe? Vielen ist diese Ausbildung unbekannt – selbst viele Ausbildungsverantwortliche in den Unternehmen kennen dieses Berufsbild nicht. Da ein Produktionstechnologe passgenau den Anforderungen in Zeiten von Industrie 4.0 entspricht, lohnt sich ein intensiver Blick auf diesen Ausbildungsberuf.

Intelligent und effizient zu produzieren ist eine der zentralen Herausforderungen im internationalen Wettbewerb. Es gilt, Innovationen schnell in anspruchsvolle, marktgerechte Produkte umzusetzen. Die Entwicklungszeiten und die Lebenszyklen eines Produkts werden immer kürzer, die Variantenvielfalt nimmt zu. Die Produktion wird flexibler, prozessorientierter und ist über die gesamte Wertschöpfungskette digital vernetzt. Die Lasertechnik, additive Fertigungsverfahren und andere innovative Produktionstechnologien halten Einzug in die Produktion.

Industrie 4.0 erfordert neue Kompetenzen, insbesondere das Verständnis der gesamten Wertschöpfungskette. Schon im Jahr 2008 erkannten die Sozialpartner in der Metall- und Elektroindustrie, dass dies ein neues Berufsbild erfordert. Sie entwickelten den Produktionstechnologen mitsamt den darauf aufbauenden Fortbildungsprofilen. Einsatzbereiche für diesen Ausbildungsberuf sind die Entwicklungsbereiche, Pilotanlagen und Produktionslinien in der produzierenden Industrie sowie bei produktionsunterstützenden Dienstleistungsunternehmen. Als Prozessprofis sollen Produktionstechnologen mit Konstrukteuren und Prozessentwicklern und dem Produktionsteam genauso zusammenarbeiten wie mit Zulieferern und Kunden. Wie sich zeigte, war die Entwicklung des Berufsbildes sehr vorausschauend: 2008 war der Begriff „Industrie 4.0“ noch nicht geprägt.

So können heutzutage Ausbildungsbetriebe auf ein modernes Berufsbild zurückgreifen, das den vielfältigen Anforderungen der Industrie 4.0 gerecht wird. Es ist prozessorientiert, produktions- und informationstechnisch ausgerichtet und vermittelt eine bereichsübergreifende Technologie-, Organisations- und Kommunikationskompetenz. Somit kann auf der Facharbeiterebene qualifizierter Nachwuchs ausgebildet werden, der die Stabilität der Produktionsprozesse und die Qualität der Produkte sicherstellt.

Verkannt und unbekannt

Es erstaunt daher, dass dieser Beruf bislang nur in wenigen Unternehmen zur Ausbildung genutzt wird. Im Jahr 2016 wurden bundesweit lediglich 67 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Damit befanden sich im Jahr 2016 insgesamt 140 Jugendliche in einer Ausbildung zum Produktionstechnologen – etwa bei Bosch in Stuttgart, Kaeser Kompressoren in Coburg, Wittenstein in Igersheim oder BHS Corrugated Maschinen- und Anlagenbau in Weiherhammer.

Ein Grund für die niedrigen Ausbildungszahlen ist sicher, dass es bisher nur drei Berufsschulen in Deutschland gibt, die Produktionstechnologen ausbilden: In Aalen, Köln und Ilmenau. Weitere Gründe liefert die VDMA-Studie „Industrie 4.0 – Qualifizierung 2025“, die von Prof. Sabine Pfeiffer von der Universität Hohenheim erstellt und 2016 publiziert wurde. In einer Online-Befragung unter Personal- und Ausbildungsverantwortlichen von VDMA-Mitgliedsfirmen antworteten 41,1 Prozent, es bestünde kein Bedarf für diesen Beruf, ohne dass diese Aussage näher spezifiziert wurde. Auffallend vielen war das Niveau des Ausbildungsberufs unklar und jedem Fünften war dieses Berufsbild schlicht unbekannt. Das noch junge Berufsbild scheint demnach „anhaltende Image- und Marketingprobleme zu haben“, wie Pfeiffer folgerte.

Als neuer Facharbeitertyp mit einer umfassenden Handlungskompetenz in den klassischen Fertigungsverfahren und innovativen Technologien ist der Produktionstechnologe jedoch ein Beruf der Zukunft – der durch vielfältige Einsatzmöglichkeiten und passende Aufstiegsfortbildungen aus der Arbeitswelt von morgen nicht mehr wegzudenken sein wird. Unternehmen, die Produktionstechnologen ausbilden, sind von diesem Berufsbild überzeugt. So schildert Uwe Grundmann, Leiter des Produktionszentrums „fahrbare Baukompressoren“ bei Kaeser Kompressoren in Coburg: „Produktionstechnologen sind bei Kaeser mittlerweile diejenigen, die in allen Phasen des Produktentstehungsprozesses für die Kongruenz der Daten zuständig sind. Sie arbeiten an der Schnittstelle zwischen virtueller und realer Welt. Sie schaffen die Voraussetzungen für automatisch ablaufende Prozesse. Dass dies Software allein kann, ist ein Irrglaube.“

Gemeinsam für ein starkes Berufsbild werben

Der VDMA und die Nachwuchsstiftung Maschinenbau haben es sich zur Aufgabe gemacht, gemeinsam das Berufsbild des Produktionstechnologen stärker zu unterstützen. Der erste Anlaufpunkt ist die Website „produktionstechnologe.de“, auf der sich Unternehmen über das Berufsbild informieren können. Gleichzeitig will der VDMA über sein Nachwuchsportal „talentmaschine.de“ auch die jugendliche Zielgruppe stärker ansprechen. Gemeinsam engagiert man sich für eine Ausweitung der Berufsschulstandorte. Ein vierter Schulstandort in der Oberpfalz ist bereits im Aufbau. Ein neuer Berufsschulstandort in Ostwestfalen und mittelfristig ein weiterer in Sachsen sollen folgen.

Die Unternehmen sollen ermutigt werden, junge Menschen in diesem Beruf auszubilden, der – wie kaum ein anderer – passgenau für die Anforderungen des Zeitalters der Industrie 4.0 zugeschnitten ist. Denn die Erfahrungen in den bereits ausbildenden Unternehmen zeigen, dass es sich lohnt, dieses Berufsbild zu nutzen.

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