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Mittentoleranz in der Konstruktion, Das ewige Thema

Beitrag 19.11.2018, 08:34 Uhr
Big-Ben-1
Big-Ben-1
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Beiträge: 96

Hallo zusammen,

bei uns ist das Thema Mittentoleranz mal wieder im Gespräch.

Mittentoleranzen kann man in der Skizze bei den Steuerungsmaßen hinterlegen.
Der Konstrukteur erzählt mir, das man dann aber nicht alle Geometrien perfekt konstruieren kann,
wenn man nur auf die Maße in der Skizze setzten kann.
Ich kann das aber nur teilweise verstehen.

Des weiteren erzählt er mir, das es noch eine andere Bemaßungsart an dem Solid gibt, die mit Skizzenbemaßung nichts zu tun hat.
Diese Art soll der Skizzenbemaßung überlagert sein. Hier könnte man das Solid bemaßen wie auf der Zeichnung, was dann aber zur
Modellgenerierung auf Mittentoleranz dienen würde.

Wer hat damit Erfahrungen ?

Gruß
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Beitrag 19.11.2018, 14:54 Uhr
Rainer60
Rainer60
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Beiträge: 662

Hoi Ben

Den Einwand des Konstrukteurs kann ich nachvollziehen. Es ist manchmal umständlich ein Modell und Baugruppe auf "krummen Massen" aufzubauen.
Wenn sowas ist, berücksichtige ich das/die BKS bereits im Sketcher. Bei Bedarf kann ich vor der Detaillierung auf Toleranzmass ändern. Bin schon selbst darüber gestolpert, deshalb Modell auf Mittentoleranz ist aus meiner Sicht das MUSS.

Es ist allerdings ebenso mühsam und vor allem gefährlich, wenn ein auf Nennmass gezeichnetes Model ins CAM übergeben wird.

Fällt es dem Programmierer auf, kann Er womöglich mit wenigen Klicks das Modell anpassen.
Meinereiner kriegt meist STEPs von extern und muss kontrollieren was o.k. ist und was nicht. Wenn nicht, darf ich erst das Versäumnis des Konstrukteurs bereinigen.

Fällt es dem Programmierer nicht auf, war die Stolperfalle perfekt gestellt und das Teil klemmt oder lottert.

Was mit den übergeordneten Bemassungen vs Skizzenbemassungen stecken soll kann ich nicht nachvollziehen. Stören mich krumme Zahlen, setze ich die Nachkommastellen entsprechend niedriger.
Wenn ich eine H-Toleranz benötige, muss ich das Modell entsprechend generieren.

Meine Meinung zu diesem Thema


--------------------
Gruss Rainer

"Es gibt immer eine Lösung - manchmal auch eine Andere"l
Meine Ratschläge sind kostenlos und müssen nicht angenommen werden...
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Beitrag 19.11.2018, 16:35 Uhr
schwarzerkrauser
schwarzerkrauser
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Beiträge: 5

Hallo zusammen,

spannendes Thema.
Konstruiere seit 10Jahren mit Solidworks im Sondermaschinenbau.

Fräse/Programmiere ab und an über HSM Works.

Wenn ich Formteile Konstruiere sind dieses immer auf Null. Nuten/Passungen usw zeichne ich alle ohne Toleranz.
Es kann vorkommen das meine 3D Teile irgendwann in Catia landen und je nach Kunde/Firma gibt es da zig Philosophien.
Einige arbeiten mit einem absoluten Nullpunkt (Automobil) andere verknüpfen es einfach an die Geometrie/Form.
Nun bekommt man Probleme wenn mit Toleranzen konstruiert wird.
Stell dir ne FEM Untersuchung vor, mit Presspassungen. Dort wird Solidworks wegen Interferenzen meckern.

Was dein Kollege meint, betrifft die Zeichnungslose Fertigung.
In Solidworks können Passungen/Lagetoleranzen mit DimXpert hinzugefügt werden.

Das ist eine gute Sache wenn das Cam auch in Soliworks verwendet wird.
Es ist einfach eine optische Darstellung der Maße. Es kann auch ein 3D Pdf mit Maßen erzeugt werden.

Ich handhabe es auch ähnlich wie die großen:

Passungen werden blau eingefärbt. Gewinde gelb.
Diese Infos gehen bei einem Step Export nicht verloren.

Wenn das Teil eventuell 3D gedruckt wird, sieht es wieder anders aus. Hier würde ich mit Konfigurationen arbeiten.

Gruß
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Beitrag 29.11.2019, 12:03 Uhr
Andreas1964
Andreas1964
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Beiträge: 294

QUOTE (Big-Ben-1 @ 19.11.2018, 09:34 Uhr) *
Mittentoleranzen kann man in der Skizze bei den Steuerungsmaßen hinterlegen.

Der Konstrukteur erzählt mir, das man dann aber nicht alle Geometrien perfekt konstruieren kann,
wenn man nur auf die Maße in der Skizze setzten kann.

a) Wo bitte soll das denn in einer Skizze sein?
Angehängte Datei  Unbenannt.png ( 78.35KB ) Anzahl der Downloads: 62


b) Blödsinn.

Wer das sagt hat nicht verstanden wo der Unterschied zwischen "unterdefiniert", "voll definiert" und "überdefiniert" ist.

Wenn er das so sagt, dann ist das der klassische Fall von "überdefiniert", findet man auf ganz vielen Zeichnungen.

3 Kettenmaße und ein Gesamtlänge über alles und dann werden die Kettenmaße toleriert.
Rechnet man die Kettenmaße auf Mitte Toleranz dann ergibt sich eine andere Gesamtlänge => Teil ist "krumm"-toleriert.

Und wenn Du der Konstruktion damit kommst das sich das so nicht fertigen läßt, dann schmeißen sie Dir blöde Sätze an den Kopf:
"Externe Fertigung kann das", "Haben wir früher auch so gemacht, da ging das, die Teile wurden ja so gebaut."

Nach Stunden von Überzeugungsarbeit wie ein CAM-System funktioniert fällt dann bei manchen der Groschen wo das Problem liegt und dann kommen die nächsten blöden Fragen: "Wie machen andere das?" "Gibt es da kein Tool das das automatisch macht?"

Oder: "Wenn da so viele Kommastellen an den Maßen sind, dann werden die Teile im Einkauf viel teuerer." Kein Witz!

Ganz einfach, ich suche mir als Werker die Maße aus die ich mache, ignoriere die anderen und modelliere das Teil mit meinen Maßen neu. Und nee, für sowas gibt es kein Tool.

Meine Erfahrung: Reden hilft nicht. Wenn die Teile aufwendig sind oder die Zeit knapp ist, dann geht zu Deinem Chef und schmeiß im das Teil vor die Füße und sag ganz einfach: "Das Teil bekomme ich nicht hin. Ich brauche Hilfe oder es muss eingekauft werden."

DAS WIRKT!

Seit dem haben die allermeisten Teile bei uns keine Toleranzen mehr dran, oder ±0,00irgendwas und das geht scheinbar wohl auch. :-)

Nur bei den Drehteilen will da keiner dran... ist aber auch ein schwieriges Thema.

Andreas.
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Beitrag 29.11.2019, 13:04 Uhr
lavan
lavan
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Beiträge: 31

Moin ,
es gibt von DPS für Solidworks/Solidcam das Modul Toleranzmodell. Da muss der Konstrukteur bei der Modellerstellung nur seine Tolerranzen
mit eingeben z.B. 100 + 0.5 und der Werker kann über das Modul auswählen welche Tolerranz er haben möchte. Ober Unter Mittentolerranz.
Dann wird ein Abbild vom Modell in der jeweiligen Tolerranz erstellt ohne das Original anzufassen. Mann kann dann direkt an dem Modell alles
abklicken ohne irgendetwas nachzuzeichnen oder umzukonstruieren.
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Beitrag 29.11.2019, 16:14 Uhr
Andreas1964
Andreas1964
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Beiträge: 294

QUOTE (lavan @ 29.11.2019, 14:04 Uhr) *
es gibt von DPS für Solidworks/Solidcam das Modul Toleranzmodell. Da muss der Konstrukteur bei der Modellerstellung nur seine Tolerranzen
mit eingeben z.B. 100 + 0.5 und der Werker kann über das Modul auswählen welche Tolerranz er haben möchte.

Jaja, wenn denn der Konstrukteur ordentlich konstruiert und nur voll definierte Skizzen erzeugt und die Toleranzen keine geometrischen Probleme verursachen (weil z.B. dadurch Radien nicht mehr möglich sind oder Linien eine Länge 0 bekommen), dann geht das schon.

Andernfalls ist das Geld zum Fenster raus...

Andreas.
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Beitrag 10.01.2020, 07:15 Uhr
hac4black
hac4black
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Beiträge: 237

Servus,

mein kurze und immer gleiche Antwort zu diesem Thema.

Auf Mittentoleranz Konstruieren ist Schwachsinn!
Kostet unnötig und ist absolut unnötig!

Mit den richtigen Toleranzen, inklusive Form- und Lage, passt das schon.
Wenn dann noch die Passungen Farbig gekennzeichnet sind im Model, lässt sich das sehr gut umsetzen.

Konstruiere und Programmiere selber seit 20 Jahren.
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Beitrag 10.01.2020, 09:42 Uhr
woaldy
woaldy
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Beiträge: 381

QUOTE
Auf Mittentoleranz Konstruieren ist Schwachsinn!
Kostet unnötig und ist absolut unnötig!

Für uns als Lohnfertiger sieht das so aus:
Wir haben Konstrukteure beschäftigt die genau das den ganzen Tag machen: Schauen ob das Modell überhaupt mit der Zeichnung übereinstimmt, Fehler klären und die Modelle dann auf "Mitte Toleranz" umändern oder gleich neu, wenn die Reparatur länger dauern würde. Fällt das mal flach, so macht es der Programmierer später selber oder zeichnet Skizzen: Diese Kontur drehen, dort die Passung oder Gewinde einbringen, die Tasche mit diesen Toleranzen fertigen.
Info's - die der Konstrukteurfür sein betriebsinternen Ablauf vergibt - gehen beim Export verloren oder werden von meinem CAD nicht unterstützt.
Ein Kunde zeichnet auf MT, da ist es nur im ERP ablegen. Ein Anderer ist so schlecht, da folgen Wochen mit E-Mailverkehr, da sich Toleranzfelder überschneiden und das so gar nicht zu fertigen ist. Dann machen wir neue Modelle für die Programmierer und bei kleinen Abweichungen mal eine handschriftliche Notiz auf der Zeichnung. Häufiger auch gleich eine neue Zeichnung, damit der Werker eine Zeichnung hat, die mit seinem Teil übereinstimmt. (Ich meine jetzt nicht Ø80H7 auf 80.015 ±0.015)
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Beitrag 10.01.2020, 16:59 Uhr
Tommi33
Tommi33
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QUOTE (hac4black @ 10.01.2020, 08:15 Uhr) *
Auf Mittentoleranz Konstruieren ist Schwachsinn!
Kostet unnötig und ist absolut unnötig!

Konstruiere und Programmiere selber seit 20 Jahren.


Hi,
dann hätte ich als Teilzeitprogrammierer folgende Frage an dich: Wie programmiere ich dann eine Tasche die in der einen Richtung (X) mit -2 -3 und in der anderen (Y) mit +2 +3 toleriert ist. Ich bekomme ja nur das Modell (auf Null natürlich) und eine Zeichnung wo die Toleranzen drin stehen. Bei einzelnen Wänden kann ich über den Radius des Werkzeugs was machen, aber bei einer zusammenhängenden Tasche krieg ich jedesmal nen mittleren Anfall weil ich entweder gezwungen bin das Modell zu ändern oder ich muss eine Skizze mit den passenden Massen anlegen. Beides umständlich und in meinen Augen unnötig wenn der Konstrukteur auf Mitte Toleranz konstruiert hätte.
Aber ich lasse mir gern Tipps geben wie ich solche Fallen in Zukunft umgehen kann, weil ich ja weiss das man mit einem 2-Wochen-Kurs keine Medaillen im Programmieren gewinnen kann.

MfG Tommi
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Beitrag 10.01.2020, 21:04 Uhr
scherco
scherco
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Beiträge: 434

Hallo zusammen das Thema finde ich super und hab da seit langen mit zu kämpfen.
meist zeichne ich die sachen neu in mittenmaß da das ändern wie vorher beschriebn machmal schwierig ist
da die bezüge auch passen müssen was ja nur funktioniert wenn es richtig parametrisiert ist.

Bei Top Solid kann ich in Nennmaß mit Toleranzangabe zeichnen und am ende ein Mittenmaß Modell ableiten
und das stimmt dann auch . Ich schimpfe in vielen dingen über das Programm aber darin ist es Top
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Beitrag 14.01.2020, 11:16 Uhr
Rainer60
Rainer60
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QUOTE (Tommi33 @ 10.01.2020, 16:59 Uhr) *
Hi,
dann hätte ich als Teilzeitprogrammierer folgende Frage an dich: Wie programmiere ich dann eine Tasche die in der einen Richtung (X) mit -2 -3 und in der anderen (Y) mit +2 +3 toleriert ist. Ich bekomme ja nur das Modell (auf Null natürlich) und eine Zeichnung wo die Toleranzen drin stehen. Bei einzelnen Wänden kann ich über den Radius des Werkzeugs was machen, aber bei einer zusammenhängenden Tasche krieg ich jedesmal nen mittleren Anfall weil ich entweder gezwungen bin das Modell zu ändern oder ich muss eine Skizze mit den passenden Massen anlegen. Beides umständlich und in meinen Augen unnötig wenn der Konstrukteur auf Mitte Toleranz konstruiert hätte.
Aber ich lasse mir gern Tipps geben wie ich solche Fallen in Zukunft umgehen kann, weil ich ja weiss das man mit einem 2-Wochen-Kurs keine Medaillen im Programmieren gewinnen kann.

MfG Tommi


Hoi
Ich habs da mit Tommi und kann die Aussage nicht nachvollziehen. Im Prinzip spielt es keine Rolle wie das Werkstück konstruiert oder programmiert wird. Hauptsache das Programm kommt fertigungsgerecht an der Maschine an, ohne dass erst alle Werkzeuge mit der passenden Korrektur versehen werden müssen, damit es am Ende passt. Nur wenn der Programmierer Handstände machen muss, um es hinzukriegen, hab ich kein Verständnis.

Und JA auch ich konstruiere und programmiere seit über 20 Jahren und Drehe und Fräse ebensolang. Jeder Einzelteilefertiger kennt das Problem vor allem beim Fräsen. Da ist so manche Passung in der Maschine nicht einfach zu messen. Sicher kann man sich einen Messzyklus zusammenbretzeln, aber wenn mittig der Toleranz konstruiert ist, dann kann schon mal das eine oder andere gut zugängliche Freimass zur Kontrolle hergenommen werden. Vorausgesetzt ap/ae und Werkzeug entspricht dem der Passung.

Fallensteller? Gehören die nicht nach Kanada oder sonstwohin in die Wildnis?


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Gruss Rainer

"Es gibt immer eine Lösung - manchmal auch eine Andere"l
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