Erstbemusterung nach VDA Band 2

Hallo,

heute wurde sehr kurzfristig die Forderung an uns herangetragen, einen Erstmusterprüfbericht mit VDA-Deckblatt zu erstellen. Auf diesem Deckblatt müssen wir versichern, daß die Erstbemusterung nach VDA Band 2, Kapitel 4, durchgeführt wurde. Da wir über den entsprechenden Band nicht verfügen und die Bestellung mehrere Tage in Anspruch nimmt, wäre es nett, wenn ich hier erfahren könnte, welche Ansprüche an die Erstbemusterung gestellt werden.

Wir sind ein Werkzeugbauer, führen also jede Menge Erstbemusterungen, auch für Kunden, durch, allerdings betreten wir mit einer Kleinserienfertigung, die wir nun für einen Automobilzulieferer durchführen, in dieser Hinsicht Neuland.

Viele Grüße

Jörg

Hallo Jörg,

spannendes Thema.

Auf die schnelle:

Es gibt (VDA Band 2) 12 Vorlagedokumente und 3 Vorlagestufen.
(Forderung muss eigentlich in der Kundenbestellung stehen)

In eurem Fall schätze ich Vorlagestufe 2 = neuer Produktionsprozess (neue Produkte)

d.h.
1. EMPB Deckblatt
2. EMPB Prüfergebnisse
3. Muster (Anzahl = Kundenbestellung oder min >0 =1 o. 3 o. 5 Muster...)
4. Unterlagen (Im Normalfall die freigegebene Kundenzeichnung mit Merkmalskennzeichnung)
5. Prozessablaufdiagramm (Fertigung und Prüfschritte)
6. Bestätigung der Einhaltung gesetzlicher Forderungen soweit mit dem Kunden vereinbart
7. Materialdatenblatt per IMDS oder Anlage (Werksprüfzeugnis)

Zum Kunde senden, auf Freigabe warten und dann produzieren.

Bei Freigabe mit Auflage: Korrektur durchführen oder Doku. nachreichen, produzieren und Nachbemustern

Die restlichen Vorlagedokumente müssen natürlich auch vorhanden sein.(Zur Einsicht bei euch) Wie z.B Prüfergebnisse, Fähigkeitsnachweise, Messmittelliste, -fähigkeit, Prüfpläne etc.
Aber am besten mit eurem Kunden bzgl. euren Möglichkeiten abstimmen.

Also dann viel Spaß im Automotive Geschäft. (;-D

Gruß Jimmy

for further questions feel free to contact me.

Danke für die schnelle Antwort. Ich dachte mir schon, daß sich die Erfordernisse hauptsächlich auf die Dokumentation beschränken und keine Vorgaben für den Prozess gemacht werden.

Heute kam der bestellte VDA-Band, da kann ich mich gleich richtig schlau machen

Viele Grüße
Jörg

Hallo Jimmy,

ich habe leider keinen VDA 2, brauche aber die genaue Einteilung der Vorlagestufen 1 - 3

Kannst Du mir weiterhelfen??

danke

Gruß
Bernhard

Hallo Bernhard

Auswahl der Vorlagestufen
Mögliche Auswahlkriterien für die Vorlagestufe 1:
• Lieferant bekannt, keine Probleme bei Bemusterung und Serienlieferung,
• einfach herzustellende Produkte bzw. einfache Änderung,
• bei internen Lieferanten,
• Produktfamilie: eine Sachnummer wird nach Vorlagestufe 2 oder 3,
übrige Sachnummern nach Stufe 1 bemustert.

Mögliche Auswahlkriterien für die Vorlagestufe 2:
• neuer Lieferant,
• Qualitätsprobleme bei bekanntem Lieferanten,
• Probleme mit ähnlich hergestellten Produkten,
• neue Produktionsprozesse (neue Produkte).

Mögliche Auswahlkriterien für die Vorlagestufe 3:
• keine geeigneten Messmittel beim Kunden vorhanden,
• neue Produktionsprozesse (Beurteilung der Qualitätsfähigkeit),
• komplexe-, schwierig herzustellende Produkte, schwer beherrschbare
Produktionsprozesse (Probleme mit Spezialisten vor Ort klären),
• Dokumente (Teile) mit besonderer Archivierung (DmbA), siehe VDA Band 1. 35

Gruß Ralf

Hallo,

die Frage ist ob Ihr euch das wirklich antun wollt bzw. ob sich der Aufwand rechtfertigt. Immerhin beinhaltet die Bemusterung auch Themen wie FMEA und Prozessfähigkeitsuntersuchungen. Auch wenn Vorlagestufe 2 bedeutet dass nur der Bericht geschickt wird müssen die anderen Forderungen zur Einsicht vorliegen.

An dieser Stelle praktizieren wir immer eine Kosten-Nutzen Abschätzung und oft reicht auf einmal auch ein Werkszeugnis bzw. Werksbescheinigung.

Gruß

Daniel

Hallo,

Die Erstbemusterung ist der Abschluss eines Entwicklungsprozesses!! Sie dokumentiert die Serienreife diese Entwicklung.

Aber Unterlagen und Untersuchungen wie FMEA, PLP, MSA, Fähigkeiten müssen ja auch nachweisbar sein. (Produkthaftung!!!! Ich sage dem Kunden diese Eigenschaften zu.)

Ich bin tief beeindruckt wenn Ihr als Nicht-Automotiver Werkzeugbauer all diese Unterlagen immer erstellt ohne eine dahinter liegende Kundenforderung, bzw. wenn ihr bei eurer Entwicklung direkt alle Punkte des APQP oder VDA berücksichtgt und ordentlich dokumentiert habt!!! (Allein mir fehlt der GLAUBE )
(1. ist aus Qualitäts- und Rechtssicht super, aus Wirtschaftlichkeit ein totaler Wahnsinn!!) :side:

Gruß

TamTom

Hallo Ralf,

danke für Deine Hilfe.
Ich habe mir parallel noch VDA 2 besorgt. Die Berichtsvorlage habe ich mir hier aus dem Downloadbereich gezogen.
Mal schauen, was die Kunden sagen.
Anmerkung
die Seite 4 „ Prozeßbezogene und sonstige Dokumente“
finde ich nicht sehr sinnvoll
1 es gibt keinen Bereich um tatsächlich was einzutragen
2 die Verweise auf andere Dokumente kann man doch auch im Blatt 2 eintragen

Gruß
Bernhard

Ekagrip schrieb:


Ja - man kann immer wieder feststellen, dass einige Lieferanten eine Bemusterung nach VDA mit den entsprechenden Berichten abtun.

Arbeitet Ihr gemäß der Vorgaben der VDA? Erstbemusterung gemäß VDA?
Ja sicher!!!!

Dann bekommt man später ein halbherzigen EMPB - schaut man dann mal hinter die Kulissen, kann man manchmal
nur schmunzeln

Hallo Kollegen,

ich habe gerade etwas Interpretationsschwierigkeiten mit den letzten Änderungen im VDA Band 2 bezüglich der Prüfgruppen. z.B. worin liegt der Unterschied zwischen PG 12 und 13 (Prozessfähigkeitsnachweis vs. Absicherung besondere Merkmale).

Gibt es ausser dem VDA-Band weiterführende Literatur, die die Prüfgebiete besser erläutert?

Besten Dank!
Jochen

Hallo Jochen,
ich verstehe deine Frage leider nicht ganz ;-(
Bei der weiterführende Literatur kann ich weiterhelfen: "VDA Band Robuster Produktionsprozess" steht dazu noch einiges drinnen (bes. zu Punkt 13.

Punkt 12:
Maschinenfähigkeitindex (Kurzzeit) min. CmK 1,67
Prozessfähigkeitsindex (Langzeit + stabiler Prozess) min. CpK 1,33
Prozessleistungindex (Langzeit + instabiler Prozess)min. PpK 1,33

FÄHIGKEITEN SIND NICHT UNBEDINGT IMMER NUR STATISTIK, z.B. ist auch mit Abstimmung ein erfolgreiches Prozessaudit vom Kunden ein Nachweis.

Gruß
Wolfgang

Hallo an alle,
bezüglich der EMP hab ich auch noch eine kleine Frage. Und zwar, was ist wenn der Kunde ein Muster akzeptiert hat zzgl.den EMPB und aber jetzt ständig neue Verbesserungen von kleinteilen haben möchte? Plötzlich sollen IP68 Verschraubungen eingesetzt werden die vorher kein Thema waren.
Wie sieht es da mit dem EMPB aus? Wie sieht es mit dem Muster aus welches wir auf Lager haben? Kann ich den EMPB ergänzen und beim Muster aus dem Lager die Verschraubungen auch ergänzen und dann ist wieder alles ok?

Mfg

Hallo Nobby,

so einfach geht das nicht. Vielleicht hast du auch nicht alles beschrieben mit deiner Frage.

Freigabe nach einem Indexstand XY. Änderung = neuer Index und neue Bemusterung. Somit sollte dein Rückstellmuster dem aktuellem Lieferzustand entsprechen!!!!

Ich verstehe es so, dass jegliche Änderung nicht im Zeichnungstsand aktualisiert wurde und somit wurde mit jede Änderung auch kein EMPB erstellt. Das bedeutet,ihr habt entgegen den Zeichnungsvorgaben geliefert.

Gruß Norbert