Der Endschalter ? eine Geschichte in mehreren Akten.
An fing es vor vielen Jahre, die C?T war damals noch ein handliches Heft, muß so um 1985 gewesen sein, ein Eigenbauplotter wurde vorgestellt, 1500 Mark sollte alles mit Steuerung kosten, damals ein guter Preis für einen Stiftplotter.
Aber nicht für ein paar Baumarktwinkel. Die Steuerung, damals auf Z80-Basis, die war gut vor allem auch, weil der die Software beschreibende Teil in der CT viele Fehler hatte.
Die Endschalter waren die klassischen, kleinen Tastschalter, auf die man drauffuhr, dann stoppte die Referenzfahrt. Der Schalter für X war fix, der für Y fuhr mit dem Schlitten mit. Die Kabel machten das nicht lange mit....
Daß hier die TTL-Signale (5V) direkt in die Elektronik gingen, störte nicht so sehr, das Kabel war kurz und die Motore schwach ? und sehr laufruhig.
Bessere Mechanik gebaut, X mit beidseitigem Doppelnatrieb und diesmal brauchte der eine Endschalter auch nicht mitfahren. Diese Geräte haben sich einige Leute nachgebaut und haben sie heute noch. TTL blieb, aber es waren jetzt auch Lichtschranken, die man nicht mehr zerfahren konnte.
Da man nicht wusste, wo der die Mechanik beim Einschalten steht, musste man sich also an den Endschalter heranschleichen, mit Pech diagonal über?s A3-Blatt.
Später, die erste Fräse entstand. Fahrweg ordentlich, der Z80 etwas lahm. Fahrweg war 750mm in X und Y. Endschalter jetzt wieder Lichtschranke, da ging das mit den 5m Kabel nicht mehr, weil zum einen der FU alles eklig stören konnte und auch die Schrittmotore mit ihren 5m Kabel und (damals noch) 70V Betriebsspannung jetzt auch Störimpulse machen konnten.
Da das Ganze direkt in Z8ß-Maschinensprache geschrieben wurde, hab ich auch gleich eine eigene Sprache benutzt. Als übergeordneten Steuerrechner hatte ich einen Amiga1000 (einen der allerersten, hab ich immer noch!), darauf lief die Benutzeroberfläche und schon fast so was wie CAD/
CAM. Ein Joke am Rande war die Sprachausgabe, die dann sagte, welches Werkzeug man in die Spindel reintun sollte.
Das waren diese kleinen, handelsüblichen Lichtschranken für gut 1-2 Euros. Bei meinen 12V bekam ich durch die Empfängertransistoren nicht genug Strom durch, das Ganze war sehr störempfindlich. Daher hab ich den ganzen Signalweg optisch ausgekoppelt, die Lichtschranken bekamen Verstärker direkt vor Ort. Damit war Ruhe, aber die Referenzfahrt immer noch lahm. Plastikringe auf der Kugelgewindespindel sorgten notfalls für eine weiche Bruchlandung.
Natürlich gab es auch Softwareendschalter, die drauf aufpassten, daß man nicht drüber hinausfuhr, aber ich wollte die Lichtschranken behalten, um mit Vollgas loszischen zu können, setze ich also in Referenzfahrtrichtung jeweils eine zweite Lichtschranke davor, fuhr man in die ein, bremste die Steuerung ab, die zweite schaltete die PowerRelais für die Endstufenversorgung ab.
Etwas nervig war auch die schlechte Reproduzierbarkeit, selbst wenn man mit Sorgfalt immer von derselben Seite anfuhr und die Flanke mittelte, 1/10mm war das höchste der Gefühle.
Danach portierte ich mir das Ganze auf den PC, C++ und Klassenkonzept erlaubten u. a. eine sehr freie Konfigurierbarkeit der Achsen und wenn man neue Fiunktionen wollte, brauchte man diese Fähigkeit nur einer Achse zu verleihen, die anderen konnten es auch. 8 Achsen reichten auch dicke, die Grenze kam von der IO-Karte, damals noch ISA-Bus, später PCI.
Im Job machten wir einen großen Auftrag, eine Vielzahl von Motörchen war zu fahren. Nur womit? Die Softies hatten eh schon 15 Stck RS232 verbraten und damit ihre liebe Not, also haben wir das Ganze mal ein wenig erweitert und die sechzehnte Schnittstelle genutzt.
Als Optionen kam damals die regeltechnische Verarbeitung von Glasmaßstäben rein, auch die ganz teueren Holomaßstäbe, Regelfenster, Schleppfehler usw. Damals konnte man einen, zwei oder drei Endschalter setzen, diese nach Lust und Laune konfigurieren, war der Schalter erreicht, die Anfahrtechnik bestimmen und der Steuerung sagen, auf welchen Wert der Positionszähler zu stehen hatte. Zu guter Letzt konnte die Maschine dann auch gleich einen bestimmten Punkt anfahren und diesen wieder als
Referenzpunkt setzen, also wieder gezielt aus dem Endschalter fahren.
Das war eine Forderung der Serviceleute, wenn die was tauschen mussten, brauchten sie den Endschalter oder die Lichtschranke nur hinzuschrauben und konnten den durch den Tausch entstandenen Offset mittels Teach-In schnell wieder kompensieren, für den Kunden hatte der Tausch damit nicht stattgefunden. Im Grunde so was wie Shift und G54.
Auch bei den ?elektronischen Handrädern? hatten wir einfache Tasten mit Poti zum Fahren auf Tastendrduck, das mochte kaum jemand, beliebt waren die aus dem Modellbau bekannten Analogjoysticks, auch hier wurde bei der Charakteristik immer mehr verfeinert, Schrittmotore mit variabler Schrittweite im Betrieb und natürlich auch so etwas ähnliches wie der Trackball.
Hier musste dann aber ne Trennlinie rein, ich konnte mir diese Hardware selbst nicht mehr leisten, allein die Schrittmotorendstufen kosteten 750 Euro das Stück, das war aber sagenhafte Qualität.
Aber ein paar Dinge hab ich mir dann selbst auch noch reingeschrieben, meinen ?Flying-Init?, ziemlich spät erst bin ich dahinter gekommen, daß man die Referenzfahrt auch ohne Wegmeßsystem überhaupt nicht braucht und beim ersten Werkzeugwechsel nebenher mit erledigen kann. Die Werkzeuge musste ich auch immer von Hand wechseln, ich hatte Spannzange in der Spindel, damit konnte ich die nicht voreinstellen, das erledigte eine auf den Kopf gestellte Mitutoyo-Meßuhr, mit dem von oben bekannten Prob der Kabellänge, den Wert holte sich der Rechner und verrechnet die Länge, Mahr kam erst später, die hatten dann auch 25mm, deren RS232 war aber auch wieder so ein Kapitel für sich.
Usw. usf. Aber es blieb bei mir immer bei den billigen Lichtschranken. Die Industrieversion wurde auf sehr teure Lichtschranken umgestellt, die schalten sehr präzise und temperaturunabhängig. Auch fährt man kein Dauersignal, sondern ein unregelmäßig gepulstes Signal, damit kann man die Funktion gut prüfen.
Was ist draus geworden? Alles an Softwarerrechten, Quelltext usw. hab ich letztlich dann an meine damaligen Kunden verschenkt, die Maschine steht noch in der (inzwischen baufälligen) Werkstatt, vieles fehlt inzwischen, weil abgebaut, aber das Zeug wär noch da, auch die Teile für den mal geplanten Ausbau auf 5 Achsen.
Manchmal, wie vorhin, wenn ich mal nach dem Rechten seh, da denk ich dann zurück an die Zeiten mit Lötkolben und Lötzinn, an Voltmeter und Oszi und an die vielen Stunden Rätselraten, weil nicht ging, was eigentlich hätte gehen müssen.
Ob nun Schalter oder Lichtschranke, ich glaub, das ist ziemlich egal, man muß drauf schauen, daß KSM und Späne keinen Unfug machen und man sich vielleicht eine LED daneben baut um zu sehen, welchen Schaltzustand das Ding hat und ob der Power auch wirklich noch ankommt.
Magnetschalter oder Reedrelais hab ich nie benutzt.