Hallo zusammen,
Eigentlich schade, dass dieser Thread schon lange nicht mehr mit neuen Inhalten erweitert wurde. Hier gibt es echt super Storys. Hier meine sind besten Crashs:
Crash 1:
Ich musste mal ausnahmsweise ein Programm für eine Burkhardt Weber erstellen. Der Programmierkollege war in den Ferien. Ich dachte mir, das sollte mit dem
CAM ja kein Problem sein. Also Kontur ausgegeben und ab auf die Maschine. Der Operator fährt's ein. Ich schaue beim Seitenfenster rein, weil ich ein Gefühl bekommen wollte für Werkzeug und Maschine.
Es gab unter anderem eine spitze Außenkante, die umfahren werden musste. Ich dachte mir nichts dabei. Bin mit G41 und einem Igelfräser Dm80 mit Ae20 und Ap 70 langsam um die Kontur gefahren. Das lief super. Das Teil am Winkel und ca. 400kg schwer. Keine Vibrationen. Nur sanftes Brummen.
Dann kommt dieser spitze Übergang und es knallt, rummst und knallt. Eine Reihenfolge an geräuschen die nie gut sind in einer Maschine. Das Teil löst sich und knallt auf die Abdeckung vor meine Füße. In der Spindel ist kein Werkzeug mehr. Das lag mitsamt Konus im Späneförderer.
Ganz ehrlich: Wenn ein Maschinenhersteller standardmäßig CFC (Vorschubkorrektur auch an Außenkanten) aktiv hat, dann hasst er seine Kunden. Das geht irgendwann schief. Bei einem spitzen Winkel bedeutet das Eilgang.
Schaden: ca. 70.000 und 2 Wochen Stillstand.
Lerneffekt: Nicht mit G41/G42 schruppen und CFIN aktivieren. Programm auf mir unbekannten Maschinen erst in der Luft laufen lassen.
Crash 2:
Ich hatte ein rechteckiges, längliches Bauteil, bei dem eine Ecke rausgeschnitten war. Das Teil war schon vorbearbeitet und die Ecke musste um 15mm erweitert werden. Wir hatten gerade ein neues CAM bekommen und da war es möglich, anstelle immer im Z auf Sicherheitshöhe zu fahren, auch mal ums Teil rum zu fahren mit Eilgang. Sieht cool aus, spart bisschen Zeit und der Operator kriegt den Herzkasper beim Einfahren.
Das Problem war, dass es nach 4 Teilen zum Schichtwechsel kam und der Kollege das Teil falsch rum aufgespannt hat. Die Maschine, eine kleine Grob 350 mit 70/80/90m Eilgang. Nach der ersten Tasche fährt die Maschine mit Eilgang X/Y/Z und Kreisbewegung zur nächsten Tasche und da war leider etwas Material im Weg. Der WP-Fräser hakt an der Kante ein und die Maschine stoppt sofort. Werkzeug bis auf einen Plattensitz i.O. und auch das Teil war zu retten.
Der Bediener hatte keinen Bock mehr, ich war auch schon weg und es liefen den Rest des Abends Nachtlauf-Programme. Natürlich produzierten wir durchs Wochenende mannlos.
Am Montagnachmittag kam der Kollege von der Qualitätskontrolle ins Büro gestürmt und meinte, sofort die Maschine abstellen, alle Bauteile sind Schrott.
Rundlauf Spindel direkt an der Nase 0,12mm. Und bei 300mm wurde mir nur gesagt, "willst du nicht wissen". Z-Achsen-Führungen 0,04mm wellig und in sich leicht gedreht. Y-Achse Banane 0,02mm. B-Tisch war auch aus der Mitte und eierte 0,05mm. Um die A-Achse zu kontrollieren bräuchte man eine andere Achse die nicht Krum ist.
Das Ende vom Lied: 120.000 Reparaturkosten und ca. 15 Teile Ausschuss mit einem Wert von 30.000+. Spindel und Führungen waren 2 Tage später schon getauscht und die Maschine lief wieder. Die A/B-Achsen wurden später mal getauscht, damit wieder in unter 0,01mm Winkligkeit bearbeitet werden konnte.
Lerneffekt:
-
Siemens Kamerasystem gekauft, das Aufspannungen kontrolliert.
- Und wenn's nicht auf die Sekunde ankommt, solche unnötigen Spielereien sein lassen. Eine Kollision in Z-Richtung wäre vermutlich weniger tragisch gewesen.
Als letztes noch die Warnung: Selbst wenn eine Kollision als "bisschen touchiert" , "war kaum hörbar" oder "hat bisschen geklopft lief aber gleich wieder" aufgefasst wurde, immer kurz den Dorn in die Spindel und abfahren. Bei modernen Maschinen auch die Kugel auf den Tisch und Kinematik kontrollieren. Das geht max. 30 Min. und man hat Gewissheit. Manchmal sieht's harmlos aus und trotzdem hat man Totalschaden. Auch muss das immer sofort dem Vorgesetzten gemeldet werden. Auch an einem Freitagabend.
Es grüsst Querox