Ja, Micha. So ist das mit den Spitzenweiten.
Man soll nicht zuviel erwarten, von einer relativ großen Maschine fürs kleine Geld. Bei der Bettgeometrie erwarte ich mir keine Wunder. Solange ich aber nur im Futter drehe mit L<4D, ist das Problem im Moment noch nicht aktuell.
Nochmal FU, Vorteil beim Einsatz eines FU an einer Drehe:
Es ist erstaunlich, wie sehr sich das Finish unterscheidet bei diskreten Änderungen der
Drehzahl. Mit
Getriebe haben wir das ja nicht im Griff, aber mit FU jederzeit und immer, und das schöne ist, man sieht es ja sofort am Werkstück, was das ausmacht, und muß nicht neu anfahren und probieren.
Es kann sein, daß beim Längsdrehen die Oberfläche nicht überzeugt.
Nun kann man hingehen, und mit dickem Aufmaß erstmal experimentieren, welche Zustellung welche Oberfläche macht.
Ich bin gerade an einer 12 mm Welle 150 lang (die ich natürlich im unvermessenen Reitstock mitnehmen muß), aus
42CrMo4.
Das ist ein extrem zähes Material mit ca. 1200 N, und meine alten Meißel in den kleinen Stahlhaltern sind ja alle noch außer Funktion, die neuen Meißel greifen aber nicht richtig.
Die Oberfläche war so gar nicht überzeugend.
Bei mehreren Schlichtgängen habe ich mit dem Freiwinkel probiert, aber der Durchbruch für eine spiegelblanke Oberfläche kam erst mit der Drehzahl.
Was vorher riefig war, wurde dann spiegelblank. Solche Spielchen kann man mit dem Getriebe nicht machen.
Mit dem FU kann man sozusagen, natürlich nicht im letzten Schlichtgang, sondern zur Vorsicht etwas vorher, die Oberfläche so "modellieren", daß sie gefällt.
Dasselbe rechne ich mir aus beim Planen, was ja die Ausgangsüberlegung war. Ich hab hier eine 150er VA-Scheibe schon fertig gedreht, ohne FU, die ich selbst auf 2/100 Planizität vermessen habe, aber was heißt schon Messen, vielleicht sind es ja auch 4/100. Daher warte ich noch auf weiche Backen, um die Planizität noch zu optimieren. Die weichen Backen sind noch nicht da, ich berechne aber hier mal beispielsweise, wie man den FU dabei sinnvoll einsetzen kann.
150 mm Scheibe VA, Schnittgeschwindigkeit 100m/Min. Rechnen wir mal:
Wir haben außen herum 150*pi=450, wir wollen 100 Meter/Min., dann ist die resultierende Drehzahl 100.000/450= 220 U/Min.
Innen haben wir zum Glück eine Bohrung von 10 mm, der kleinste Radius ist 5, wir gehen aber mal von einem kleinsten Radius von 15 aus, über den Rest muß er drüberbügeln. Das kann er, weil bei dem Doppelten noch reichlich Luft nach oben ist.
Dann errechnet sich: D=30, U=90, Auf 100 Meter gerechnet, also 100.000/90=1100 Umdrehungen.
Wir haben dann bei der Planzustellung eine Differenz von 200 auf 1100 Umdrehungen zu schließen. Wir müssen die Ausgangsdrehzahl mindestens versechsfachen. Wie machen wir das?
Als Getriebeübersetzungen hätten wir 560 oder 730.
Beide würden reichen, da über das Doppelte hinaus beim Poti/FU noch reichlich Luft ist.
Beim Einrücken außen mit Untersetzung 560 oder 730
senken wir die Drehzahl um deutlich mehr als die Hälfte (das schafft der FU locker, wg. Drehmoment) ab auf ca 200 + x, und fahren dann kontinuierlich nach innen bis zum Doppelten der Getriebeübersetzung oder darüber hinaus.
Und können so die Planfläche schön nachziehen mit annähernd konstanter Schnittgeschwindigkeit. Das ist natürlich nicht "prozeßsicher", das ist die typische Logik bei der Herstellung von Einzelteilen oder Kleinserie.
Ich mach das aber jetzt noch nicht, wg. fehlender weicher Backen. Erst die weichen Backen bringen dann den Kick bei der Präzision der Flächen.
Jedenfalls man kann sagen:
Mit der nachrüstung des FU hat meine China-Drehe deutlich an Funktionalität gewonnen. Es sind Bearbeitungen möglich geworden, die waren zuvor so nicht möglich.
Gruß Sharky
Der Beitrag wurde von sharky bearbeitet: 16.05.2010, 17:14 Uhr