585.779 aktive Mitglieder*
4.068 Besucher online*
Kostenfrei registrieren
Anmelden Registrieren
VDW - Banner
VDW Blog

Europa soll die Bereiche Additive Manufacturing und 3D-Druck anführen

Juni 2016
03
Autor: Torsten Bell
Firma: Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V.
Europa soll die Bereiche Additive Manufacturing und 3D-Druck anführen

Am 25. Mai 2016 fand die zweite „Europäische Additive Manufacturing Konferenz“ statt, die diesmal nicht nur die Additive Fertigung von Metallen, sondern auch den kunststoffbasierten 3D-Druck zum Thema machte. Organisiert von CECIMO, dem Europäischen Dachverband der Werkzeugmaschinenindustrie, gaben sich im Europäischen Parlament wieder hochrangige Vertreter aus Industrie, Think Tanks und EU-Institutionen zusammen mit anderen Stakeholdern die Klinke in die Hand. Sie diskutierten die europäische Strategie für Additive Manufacturing (AM), um eine stetige, langfristige und konsistente Entwicklung dieser Technologie in Europa zu gewährleisten.

Fünf Mitglieder des Europäischen Parlaments aus vier Fraktionen teilten sich die Schirmherrschaft über die Konferenz: Dario Tamburrano und David Borrelli (beide EFDD), Reinhard Bütikofer (Grüne/EFA), Eva Kaili (Sozialdemokraten/S&D) sowie Andrey Novakov (Christdemokraten/EVP). Sie alle bestätigten die Bedeutung von AM für das zukünftige Wachstum und die Beschäftigung in Europa und forderten eine konsequente Unterstützung von der Politik auf EU- und Landesebene.

Im Namen der Europäischen Kommission traten Peter Dröll, Direktor für Schlüsseltechnologien in der Generaldirektion Forschung und Innovation, sowie Ronan Burgess, Leiter der Einheit Photonik in der Generaldirektion Connect, auf. Sie unterstrichen den fortwährenden Bedarf für einen einheitlichen Ansatz auf europäischer Ebene, um fortschrittliche Technologien wie AM weiterzuentwickeln, die das Fortbestehen und das Wachstum der europäischen Industrie unterstützen. Sie bekräftigten auch die grundsätzliche Bedeutung des digitalen Wandels und der damit verbundenen Innovationen für Europa.

Aus der Branche selbst betonten Sprecher von Siemens, Stratasys, SLM Solutions, Ultimaker, Materialise, 3D Italy sowie von einem 3D-Druck Projekt aus der Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika (CrowdforAfrica), das transformative Potenzial von AM und die damit einhergehende Befreiung von einer Reihe bisher unumgänglicher Fertigungsrestriktionen. AM repräsentiere eine „disruptive Technologie“, die sich positiv auf den Material- und Energieverbrauch auswirkt, die Gesamtkosten der Lieferkette senkt und die Bildung und Qualifizierung bei den Menschen, die sich damit beschäftigen, erhöht.

Während der Podiumsdiskussion debattierten die Teilnehmer die verschiedenen Themen, die in die europäische AM-Strategie einbezogen werden sollten: Von Forschung bis Bildung, von Schutzrechten bis Entwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), von Normung bis Zertifizierung. Es wurde deutlich, dass das derzeitige Fehlen einer abgestimmten und übergreifenden Koordination die öffentlichen und privaten Investitionen verwässert, den inter-europäischen Austausch von Wissen gefährdet und die europäischen AM-Unternehmer und Anwender ungeschützt dem internationalen Wettbewerb aussetzt.

Insgesamt tragen neue Technologien wie AM entscheidend zur Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Fertigungsindustrie bei und bergen das Potenzial zu mehr Nachhaltigkeit bezogen auf den Energie- und Ressourcenverbrauch, aber auch bezogen auf die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Mitarbeiter. Neben den beiden Komponenten Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit sollte eine übergeordnete Strategie für AM auch Möglichkeiten schaffen für die Akquise von Finanzmitteln, für Forschung und Innovation sowie Standardisierung und Zertifizierung. Um das zu erreichen, ist der Dialog mit den Stakeholdern aus der Industrie von fundamentaler Bedeutung.

Grundsätzlich sollte die europäische Strategie für AM über die reine Forschungsförderung hinausgehen, um die Marktakzeptanz von AM zu beschleunigen, inklusive der Erarbeitung von Standards, des Zugangs zu Finanzmitteln (insbesondere für KMU), der Verbreitung der Technologie, der Ausbildung von Fähigkeiten (Bildungsangebote), des Schutzes von geistigem Eigentum, sowie der Entwicklung von Haftungsregelungen und Verfahren zur Qualifizierung und Zertifizierung. Insbesondere KMU sollten die Möglichkeit haben, auf eine europäische Datenbank mit AM- und 3D-Druck Dienstleistern zuzugreifen, die sich auch als nützlich erweisen könnte, um diese Service-Unternehmen und ihre AM-spezifischen Entwicklungen bekannt zu machen. Die Adaption von Standards wird für besonders wichtig erachtet, um das Vertrauen des Marktes zu gewinnen und eine nachhaltige Entwicklung der AM-Technologien zu unterstützen. Bildung und Qualifikation sind ebenfalls von grundlegender Bedeutung für die Marktakzeptanz von AM.

Werkstoffe sowie deren Verfügbarkeit und Weiterentwicklung sollten ebenfalls in die europäische Strategie einbezogen werden, schon aufgrund ihrer bedeutsamen Rolle für die technologische Entwicklung des AM. In diesem Bereich sollte sich die Strategie auf eine eindeutige und spezifische Regelsetzung im Hinblick auf eine geeignete Materialzertifizierung konzentrieren.

Die Podiumsteilnehmer gingen auch auf die informations- und kommunikationstechnischen Herausforderungen für die europäische Fertigungsindustrie ein. Fortschrittliche Technologien wie AM erlauben neue und innovative Lieferketten, die nicht nur auf dem Austausch von materiellen Gütern und Personal, sondern auch auf dem von Dateien beruhen. Daher ist ein starkes Informations- und Kommunikationsnetz in allen 28 EU-Staaten wichtig, um die konsequente Weiterentwicklung der AM-Technologie zu ermöglichen.

Filip Geerts, Geschäftsführer von CECIMO, fasste zusammen, dass AM in Europa sowohl von den nationalen Regierungen als auch von der EU-Kommission bereits unterstützt wird – und zwar durch Investitionen in Forschung und Innovation sowie durch direkte Projektförderungen. Als ein Ergebnis, auch dank des Wagemuts innovativer Unternehmer, nimmt Europa bereits eine globale Führungsposition bei der Herstellung von AM-Systemen für metallische Werkstoffe ein. Dabei profitiert Europa von seiner Führungsrolle in den klassischen Produktionstechnologien. Auf dem weiteren Weg von AM in die industrielle Nutzung gibt es allerdings Herausforderungen und Hindernisse, die aus dem Weg geräumt werden müssen. Diesen Weg zu ebnen durch Förderung der technologischen Weiterentwicklung und Setzen geeigneter Rahmenbedingungen für eine bestmögliche Marktakzeptanz, ist Aufgabe der Regierungspolitik. Mit dem zur Verfügung stehenden Know-how, dem gut ausgebildeten Personal und seinen vorhandenen Ressourcen hat Europa das Potenzial, zu einem globalen Zentrum der Exzellenz in Bezug auf AM heranzuwachsen.

CECIMO wird daher weiterhin die europäischen Entscheidungsträger mit den Informationen versorgen, die erforderlich sind, um eine gesamteuropäische Strategie für AM zu entwickeln. Dazu sind alle Stakeholder eingeladen, Kontakt mit CECIMO aufzunehmen und sich an den AM-spezifischen Aktivitäten des Verbandes zu beteiligen.


Quelle (Bild und englischer Ursprungstext): CECIMO

0 Kommentare

Blog Archiv

April 2019