„European Additive Manufacturing Conference“ bestätigt wettbewerbsfähige und nachhaltige Entwicklung


Am 23. Juni 2015 fand die erste „Europäische Additive Manufacturing Konferenz“ statt. Organisiert von CECIMO, dem Europäischen Dachverband der Werkzeugmaschinen-Industrie, gaben sich im Europäischen Parlament hochrangige Vertreter aus Industrie und Forschung, Normungsorganisationen, Think Tanks und EU-Institutionen die Klinke in die Hand. Sie diskutierten schnelle und kosteneffiziente Wege zum breiten Industrieeinsatz des Additive Manufacturing (AM) bei gleichzeitig maximalem Nutzen für die Gesellschaft.
Die Konferenz bestätigte die vielfältigen Perspektiven von AM im Hinblick auf Technologie, Märkte, Ökonomie und nachhaltige Entwicklung. Die mit AM einhergehende konstruktive Freiheit ermöglicht Konstrukteuren und Ingenieuren eine beispiellose Funktionsintegration, mit der auch komplexen Kundenwünschen entsprochen werden kann. Weiter noch, ermöglicht der schichtweise Aufbau der Produkte weitreichende Einsparungen von Material und Energie, wodurch AM zu einem Vorbild für die wirtschaftliche und nachhaltige Produktion heranreift.
Jean Camille Uring, amtierender Präsident von CECIMO, sagte zu Beginn der Konferenz: „Die Additive Fertigung wird die Innovation in Europa beflügeln und der Wertschöpfung einen zusätzlichen Schub verleihen. AM ist eine noch relativ junge Technologie, die weiterentwickelt werden muss, um schließlich ihr volles Potenzial zu entfalten. Es ist an Europa, diesen Weg konsequent zu gehen und AM in eine vielfältig eingesetzte Technologie zu überführen, damit wir auch in Zukunft im globalen Wettbewerb bestehen.“
Reinhard Bütikofer, Mitglied des Europäischen Parlaments und Schirmherr der Konferenz, sagte: „Europa braucht dringend eine neue wirtschaftliche Dynamik. Die Additive Fertigung bietet großes Potenzial für disruptive Innovationen. Sie kann die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie ankurbeln und gleichzeitig zu signifikanten Material- und Energieeinsparungen führen. Wir brauchen von Seiten der EU eine ambitionierte Industriepolitik, die den Schritt hin zu neuen Technologien wagt, um langfristig Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit zu garantieren.“ Er unterstrich die Notwendigkeit für die Politik zur Förderung von Forschung und Entwicklung, um eine schnelle Umsetzung im Markt zu ermöglichen. Gleichzeitig müssten KMU unterstützt, die Bekanntheit von AM erhöht sowie Standardisierung und Fachkompetenz gefördert werden.
Es wurde festgestellt, dass die Additive Fertigung ein integraler Bestandteil des Trends zur Digitalisierung in der Industrie ist. AM erlaubt die direkte Transformation von Daten in Produkte und beeinflusst damit bestehende Produktionsprozesse und Wertschöpfungsketten. Diese verlagern sich in den virtuellen Bereich und reduzieren die bisher erforderliche umfassende Lagerhaltung auf die notwendige Hardware für die Speicherung von Dateien. Durch die Beförderung kundenindividueller Produkte und eine Fertigung „auf Knopfdruck“ kann AM zum Schlüsselfaktor für die Re-Industrialisierung Europas werden.
Auf der Konferenz wurden auch die Auswirkungen der Additiven Fertigung auf die Gesellschaft betont. Obwohl AM bereits in Branchen wie Automobil und Energie zu finden ist, liegt der Schwerpunkt der frühen Anwendungen in der Luft- und Raumfahrt sowie in der Medizintechnik. Der mittels AM weiter forcierte Leichtbau in der Luftfahrt ermöglicht die Einsparung tausender Tonnen an Emissionen pro Jahr. Zusätzlich treibt AM die effiziente Herstellung von kundenindividuellen Prothesen und Implantaten voran, was vielen Menschen eine höhere Lebensqualität bei gleichzeitig reduzierten Kosten ermöglicht.
Filip Geerts, Geschäftsführer von CECIMO, hielt fest: „Additive Manufacturing ist auf dem besten Weg sich in vielen Branchen zu etablieren. Dennoch gibt es Herausforderungen und Hindernisse auf dem Weg zum breiten industriellen Einsatz. Diese müssten angegangen und ausgeräumt werden, und dafür sei auch eine adäquate Industriepolitik erforderlich, die die technologische Entwicklung begleitet und eine breite Umsetzung am Markt fördert. Mit dem dabei entstehenden Know-how, der steigenden Fachkompetenz und den sich ergebenden Mitteln hat Europa das Potenzial, zu einem globalen Exzellenzzentrum für Additive Manufacturing zu werden.“
Im Ergebnis der Konferenz kommentierte EU-seitig Clara de la Torre, Leiterin des Bereichs Schlüsseltechnologien bei der Generaldirektion Forschung: „Schon im 7. Forschungsrahmenprogramm der EU (2007-2013) seien 160 Millionen Euro in mehr als 60 Projekte geflossen, die erfolgreich Themen des Additive Manufacturing bearbeitet haben. Im ersten Jahr des Nachfolgeprogramms ‚Horizont 2020‘, in 2014, seien bereits neun AM-Vorhaben und Aktivitäten ausgewählt und mit über 17 Millionen Euro bedacht worden.“ Sie betonte, dass AM im EU-Rahmenprogramm in zweierlei Hinsicht profitiere, einmal als ‚Schlüsseltechnologie‘ und zum anderen als Lösungsweg für die anstehenden ‚sozialen Herausforderungen‘.
Die anwesenden Vertreter aus Industrie und Forschung betonten, dass die Fortführung der EU-Förderung essentiell ist, um die gegenwärtigen technologischen Beschränkungen von AM zu überwinden. Dies bringe die Technologie näher an die Serienfertigung, wodurch sich ihr volles ökonomisches Potenzial entfalten kann.
Die deutlichste Botschaft aus der Konferenz an die Adresse der EU war der Aufruf, eine „Europäische Strategie für Additive Manufacturing“ zu etablieren, die die komplementären Fähigkeiten und Mittel in den einzelnen Mitgliedsstaaten zusammen bringt. Es wurde betont, dass eine solche Strategie über die reine Forschungsförderung hinausgehen und eine schnelle Umsetzung im Markt zum Ziel haben sollte, einschließlich Standardisierung, Finanzierung, Bekanntmachung, Fachkompetenz, Schutzrechtsfragen und Haftung, sowie Prozesse für Qualifizierung und Zertifizierung. Insbesondere Standards seien entscheidend dafür, ein breites Vertrauen des Marktes in die neue Technologie zu erreichen. Des Weiteren seien Ausbildung und Fachkompetenz die Schlüsselfaktoren für die erfolgreiche Marktdurchdringung von AM. Innovation im Bereich von AM ist häufig anwendungsgesteuert, weshalb es wichtig ist, AM in Lehrplänen zu verankern und Studenten und Belegschaften zu ermöglichen, selbst Hand an die neue Technologie zu legen. Konstrukteure und Ingenieure hätten die Aufgabe, die transformierende Kraft von AM branchenübergreifend freizusetzen, sei es im Werkzeugmaschinenbau, in der Luftfahrt oder im Automobilbau.
Herr Geerts fasste zusammen: „Europa kann sich nicht den Luxus erlauben, bei disruptiven Technologien, die die Wirtschaft verändern, hinter den Wettbewerb zurück zu fallen. Ziel muss vielmehr die globale Technologieführerschaft sein. Wir hoffen, dass der neue industriepolitische Fahrplan der EU und die Strategie für den Digitalen Binnenmarkt den nötigen Schwerpunkt auf Additive Manufacturing legen.“ Er lud zum Abschluss alle Interessenvertreter dazu ein mit CECIMO in Kontakt zu treten, um sich an den AM-spezifischen Aktivitäten des Verbandes zu beteiligen.
(Bildquelle und Quelle des englischen Originaltextes: CECIMO)
Abbildung der Diskussionsrunde (von links nach rechts): Onno Ponfoort (Berenschot), Stefan Ritt (SLM Solutions), Clare Marett (UK Government), Jose Lorenzo (EU-Generaldirektion Forschung), Andy Middleton (Stratasys EMEA), Prof. Thierry Rayna (Novancia Business School), Martin Schäfer (Siemens)