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IHK-Umfrage: Journalisten unterschätzen Wirtschaftsthemen

Juli 2015
22
Autor: Manuel Löhmann (Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
Firma: Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V.
IHK-Umfrage: Journalisten unterschätzen Wirtschaftsthemen

Nach Ansicht von Journalisten ist die Wirtschaftsberichterstattung in Deutschland nicht zufriedenstellend. Die Gründe sehen die Befragten zum einen bei sich und ihren Kollegen, da die Relevanz von Wirtschaftsthemen für die gesellschaftliche Entwicklung unterschätzt werde. Außerdem unternähmen sie zu wenig, um Themen verständlich zu vermitteln. Zum anderen verschlechterten sich die Arbeitsbedingungen in den Redaktionen und es fehle an Sendeflächen - gerade im Fernsehen und im Hörfunk. Dies sind Ergebnisse einer Online-Umfrage des Ernst-Schneider-Preis der Industrie- und Handels. An ihr haben 179 Journalisten, unter ihnen Chefredakteure, teilgenommen. Die vielfältigen Einschätzungen der Befragten ermöglichen einen differenzierten Blick auf den Wirtschaftsjournalismus. Einig waren sich die Befragten darin, dass in Deutschland Wirtschaftsthemen Kernthemen sind. Diese Ansicht scheint aber nicht von der gesamten Branche geteilt zu werden. Fast zwei Drittel der Befragten sagen, dass Journalisten die Bedeutung von Wirtschaft für die gesellschaftliche Entwicklung unterschätzen.

 

Mittelstand kommt trotz großer Erfolge zu selten in den Medien vor

Eine Mehrheit (52 Prozent) der deutschen Journalisten hält die Berichterstattung zu wirtschaftlichen Themen für mittelmäßig bis schlecht. Selbstkritisch beklagt sie eine Tendenz zur Vereinfachung, wie die Debatte um das vielzitierte Chlorhuhn beim Thema TTIP zeigt. Viele Befragte gaben an, dass die Berichterstattung zu sehr auf Dax-Konzerne und auf öffentlichkeitsaffine Unternehmen wie Amazon, Tesla oder Zalando fokussiere, obwohl deren tatsächliche Wirtschaftsleistung in keinem Verhältnis zu ihrer Medienresonanz stehe. Erfolge von Unternehmen würden ausgeblendet, der Mittelstand vernachlässigt. Dieser verschließe sich aber auch immer häufiger einer Berichterstattung, dadurch fehlten Beispiele. Viele Stimmen beklagen eine Vernachlässigung fundierter Hintergrundberichterstattung. Im Bemühen um Lesernähe übernehmen Journalisten gern nicht nur die Perspektive, sondern auch die Meinung des Normalverbrauchers. Damit bestätige man sich als „Meinungsverstärker“, bleibe aber Erklärungen und Einordnungen des Geschehens schuldig, teilweise auch wegen mangelnden Fachwissens oder der Auflösung von Fachredaktionen. Und dann werde immer noch zu kompliziert berichtet, gerade wenn es um komplexe Themen gehe. 69 Prozent der Befragten sind insgesamt der Ansicht, dass Journalisten zu wenig unternehmen, um die anspruchsvollen Wirtschaftsthemen zu vermitteln; nur 31 Prozent sind insoweit zufrieden.

Qualitätsverlust durch verschärfte Arbeitsbedingungen

Als Grund hierfür sehen die Befragten verschlechternde Arbeitsbedingungen. Journalisten leiden unter der Beschleunigung ihrer Arbeit, die zu einem Verlust an Sorgfalt führe, und an Sparmaßnahmen in den Redaktionen. Nur bei acht Prozent der Befragten hat sich die personelle Besetzung in der Redaktion verbessert, bei 45 Prozent verschlechtert, in knapp der Hälfte der Fälle ist sie gleich geblieben. Auf der anderen Seite steige der Einfluss der Public Relations mit ihren tendenziell besser werdenden Vorarbeiten auf ein problematisches Maß.

Deutliche Kritik üben Journalisten an der Themenstruktur in Fernsehen und Radio. 75 Prozent sind der Ansicht, dass wirtschaftliche Themen im Fernsehen nicht genügend Sendezeit haben, 72 Prozent sehen diesen Mangel im Hörfunk. Anders sieht es im Internet und bei Print aus. Mit Blick auf das Internet sagen 60 Prozent, dass das Angebot dort ausreichend sei, bei Zeitungen und Zeitschriften sind es 75 Prozent.

Internet macht künftig das Rennen im Wettbewerb der Medien

Die Befragten geben auch eine Einschätzung ab, wohin sich der mediale Wettbewerb entwickeln wird. Bei der Berichterstattung über aktuelle Themen setzen die meisten auf das Internet. Eine gegenüber früheren Umfragen gestiegene Anzahl von Journalisten ist der Meinung, dass Hintergrundgeschichten ebenso wie wirtschaftspolitische Beiträge sich auf Printmedien konzentrieren werden. Auch die Lokalberichterstattung erwarten die Befragten auf absehbare Zukunft am ehesten in Zeitungen. Bei Service- und Verbraucherthemen liegt das Fernsehen in der Erwartung vorne.

Weitere Informationen zur Umfrage unter www.ernst-schneider-preis.de/umfrage2015.

 

Bildquelle: Messe Düsseldorf / ctillmann

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