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Ins Unheimliche gesteigerte Realität in der Produktionstechnik

November 2016
04
Autor: gkneifel
Firma: Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V.
Ins Unheimliche gesteigerte Realität in der Produktionstechnik

Am 26. Oktober wurde das rote Band durchschnitten: Mirko Merlo, Vorstandsvorsitzender der Walter AG in Tübingen, öffnete ganz offiziell die Tür zu seiner neuen 15 Millionen Euro teuren Smart Factory. Die geladene Presse bekam Erstaunliches zu sehen, teilweise fast schon Unheimliches.

Eine vollständig digitalisierte und vernetzte Prozesskette haben die Tübinger Präzisionswerkzeug-Hersteller aufgebaut: Alle Maschinen und Werkzeuge sind miteinander vernetzt und kommunizieren in Echtzeit miteinander, so dass Abläufe und Prozesse unter realen Produktionsbedingungen getestet und weiterentwickelt werden können. Die „Denkfabrik“, wie Merlo das neue Technologiezentrum nennt, stellt Walter denn auch seinen Kunden und Partnern für eigene Prozess-Optimierungen zur Verfügung. Datenschutzrechtlich ist das gar kein Problem, meint der gebürtige Italiener, denn Walter habe auf die Daten seiner Kunden dabei keinerlei Zugriff.

Jacek Kruszynski, Vice President Engineering bei Walter, führte den Gästen nach der Eröffnung die intelligente Fabrik vor. Zum Beispiel einen QR-Code, der an einer Fräsmaschine angebracht ist. Mit dem Handy anvisiert, erscheinen dort sofort sämtliche Funktionen der Maschine und Fortschritte in der Bearbeitung, aufgezeichnet in Echtzeit. Das alles ist innovativ und Walter geht damit einen weiteren Schritt in Richtung Industrie 4.0.

Doch nicht nur Vernetzung und QR-Codes machten die Führung so spannend. Kruszynski ließ die interessierten Zuhörer noch einen Schritt weiter mitgehen in die Zukunft: Mit seinem Handy führte er vor, wie weit „augmented reality“, also die computergestützte Erweiterung der Realität, heute schon geht. Richtet man sein Smartphone beispielsweise auf ein bestimmtes Bauteil, das in der Broschüre des Unternehmens abgebildet ist, erscheint dieses frei schwebend im Raum. Visiert man einen bestimmten Punkt auf dem Bauteil an, poppt ein Werkzeug in der Luft auf, und man schaut zu, wie es das Bauteil bearbeitet. Lässt man dann die Broschüre fallen – oder irgendein Blatt Papier, auf dem der „content“, also die Informationen zu dem entsprechenden Bauteil, gespeichert ist, dann schaut man dem Bauteil beim Fall zu – dem Papier hinterher. Das reale Gewicht des Teiles lässt sich auf diese Weise auch gleich abschätzen.

Und als wäre das nicht erstaunlich genug, sieht sich Merlo mit dem Technologiezentrum noch lange nicht am Ziel. Die neuen Stichwörter sind selbstlernende Systeme, künstliche Intelligenz, Machine Learning. Bis zum sich selbst produzierenden Produkt vergeht aber hoffentlich noch einige Zeit. Denn allein schon die angereicherte Produktionsrealität muss man irgendwie erst einmal verarbeiten.

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